Klingender Adventskalender

von Redaktion

Jonathan Tetelman macht das Publikum in der ausverkauften Isarphilharmonie glücklich

Jonathan Tetelman ist augen- und ohrenscheinlich zum Bühnenhelden geboren: Im Frack macht er vor der Pause und danach im Smoking bella figura – und reinster Belcanto ist sein mit Schmelz und Strahlkraft gesegneter Tenor. Mit diesen Attributen versetzt der Tenor die ausverkaufte Isarphilharmonie mühelos in Festmodus.

Das Programm funktioniert wie ein musikalischer Adventskalender: Hinter jedem Türchen wartet ein kurzweiliges, wirkungsvolles Stück. Dabei wechseln sich Arien und Orchesterstücke ab, in denen sich die Philharmonie Baden-Baden von Händel über Tschaikowski bis Rimski-Korsakow präsentieren kann. In den vokalen Nummern aber wird der Klangkörper von Dirigent Constantine Orbelian konsequent in den Dienst des Bühnenhelden gestellt. Das verschafft Tetelman die nötigen Verschnaufpausen – und immer wieder aufs Neue den effektvollen Auftritt und Abgang.

Im ersten Teil bedient der Tenor mit „Pietà, Signore“ und César Francks „Panis Angelicus“ sakral Gefärbtes und präsentiert zum Abschluss seine „Ave Maria“-Version auf die Melodie von Umberto Giordanos „Tutto tramonta“ aus „Fedora“. Nach der Pause nimmt das Orchester mit einem Intermezzo aus dieser Oper den Faden auf, bevor Tetelman die große romantische Gefühlswelt besingt – mit Cilea, Zandonai, Ponchielli und immer wieder Puccini: Tenorschlager zum Dahinschmelzen. Bei „Nessun dorma“ aus Puccinis „Turandot“ hält es niemanden mehr auf den Sitzen – und doch ist noch lange nicht Schluss. Tetelman will sein Publikum glücklich machen, mit jeder Zugabe öffnet sich der klingende Adventskalender ein Stück weiter. Etwa mit „La donna è mobile“, bei dem eine Stimme aus dem Parkett einsteigt – offenbar ein Kollege, der die Stimmung weiter anheizt. Viele Fans beleuchten ihren Helden mit gezückten Handys in Zoom und Nahaufnahme. Die Tetelmania ist perfekt.ANNA SCHÜRMER

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