Heimelig wird es bei Reiwas – aber die Geschichten der Band regen auch zum Nachdenken an. © Jessica Elsner
„Lieb mich heiß an kalten Tagen!“ Allein mit dem Titel haben Autor Johannes Thalmayr und die Band Reiwas eigentlich schon ins Schwarze getroffen. Schließlich muss gerade in der kalten Jahreszeit auch die Seele dringend gewärmt werden. Wobei Thalmayr das Publikum im Silbersaal des Deutschen Theaters gleich beruhigt. Vor allem diejenigen, die mit ihrem Beziehungsstatus a bisserl hadern. „Es werd ned zu romantisch.“ Weil es neben der körperlichen ebenfalls die Liebe zur Familie oder zur Heimat gibt.
Deshalb hätte auf dem Plakat vielleicht auch eher „Liab mi hoaß an koide Dog“ stehen sollen. Gesungen und rezitiert wird nämlich durchwegs auf Boarisch. „Weil, des is hoid amoi unser Herz- und Hirnsprach!“ Der Dialekt, in dem Thalmayr mit starken Bildern und doppelbödigem Witz seine Gedichte zu Papier bringt. Und der Sprachrhythmus, aus dem sich die folkigen Lieder der Reiwas entwickeln. Wobei das Gelesene und Gesungene stets Hand in Hand gehen. Thalmayr zitiert da unter anderem auch Vorbilder wie Ingeborg Bachmann oder Georg Danzer, deren zentrale Themen in seinen Texten weitergesponnen werden. Denn wenn es um nostalgische Erinnerung wie die „Hollerkiacherl“ von der Oma oder um die Orte der Kindheit geht, ist das Heimweh von Geflüchteten nicht weit. Ebenso wie der Zwiespalt, den Menschen aus Multi-Kulti-Familien oft erleben.
Da wird es dann durchaus mal politisch. Obwohl das Quintett nie ins Predigen verfällt, sondern vor allem von persönlichen Erlebnissen und Begegnungen erzählt, die zum Nachdenken anregen. Mit dem Fazit: „Sagt’s Bitte, Danke, lacht’s Eich o! Trist und roh is as Leben no oft gnua.“ TOBIAS HELL