Sie sind die, die der britische Inlandsgeheimdienst MI5 ausgespuckt hat: die „Slow Horses“. Ihnen bleibt der Schriftsteller Mick Herron treu, zum Glück. Denn wer einmal einen dieser Thriller genossen hat, kann von dem Chaotenhaufen um seinen unappetitlichen, saugrantigen und mit allen Geheimdienstwassern gewaschenen Chef nicht lassen. Ebenfalls treu bleibt der Autor seiner Mischung aus schwelgerisch beschriebener Lebens-Tristesse der Außenseiter, knallharter Action (nun mit Bügeleisen, Bus und Hooligans) und raffiniert über Bande gespielte Intrigen. In „Bad Actors“, geschrieben 2021 und jetzt übersetzt erschienen, wird die politische Ebene ausgebaut und das Nach-Brexit-Regierungssystem gepfeffert sarkastisch kritisiert. Aus heutiger Sicht (und mit Blick auf die USA) ist die Zeichnung des skrupellosen Strippenziehers im Büro des Premierministers prophetisch. Im Roman immerhin schneiden anerkannte, verhöhnte und sogar russische Spione seine Fäden durch.SIDA
Mick Herron:
„Bad Actors“. Diogenes, 460 Seiten; 19 Euro.
★★★★☆ Lesenswert