Meister der Übermalung

von Redaktion

Trauer um Arnulf Rainer

Arnulf Rainer starb im Alter von 96 Jahren. © Sigi Jantz

Auf der internationalen Kunstbühne war Arnulf Rainer der österreichische Provokateur mit Hang zur Düsternis. „Ich wollte spezifische Themen malen. Aber dabei ist mir nur Schwarz, Schwarz, Schwarz eingefallen“, sagte er einmal. Inspiriert von französischen Surrealisten und dem Informel fand der Autodidakt in den Fünfziger- und Sechzigerjahren zu einer ganz eigenen Bildsprache: Das übermalte Gesicht – sei es von Gemälden oder Fotografien – wurde zu einer Ikone österreichischer Nachkriegskunst. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der Künstler am 18. Dezember im Alter von 96 Jahren gestorben.

Seine frühen bunten Farbbahnen hatten einen streng-heiteren Charakter, aber Rainer war sich bald sicher, „dass die Qualität und die Wahrheit des Bildes nur wächst, wenn es sich mehr und mehr verdunkelt“. Seine oft monochromen Werke tragen Titel wie „Schwarze Zumalung“ oder „Übermalung schwarz weiß“. In „Schwarze Rinnen“ erinnert ein mit schwarzem, grobem Pinselstrich und Klecksen übermalter halb nackter Mann an eine Leidensfigur.

Auch vor der Verfremdung alter Meister schreckte Rainer nicht zurück. „Ich hatte es satt, immer nur mich selbst zu überzeichnen“, begründete er den Schritt. Er interpretierte eine „Mona Lisa“ oder ein Selbstporträt Van Goghs mit dickem Pinselstrich auf seine ganz eigene, nicht unumstrittene Weise.

Geprägt haben Rainer, geboren in Baden bei Wien, die Erfahrungen in einer Erziehungsanstalt der Nazis. Statt Gehorsam kultivierte er das Rebellische. Fantasie faszinierte ihn. Er hatte Talent im Übermaß. Sein Lebenswerk ist schier unüberschaubar. Die Themen Körper und Tod wurden immer wieder hinterfragt. 2009 wurde in seiner Geburtsstadt Baden das eigens ihm gewidmete Museum eröffnet. Rainer versuchte seine Schaffenskraft bis ins hohe Alter zu retten. „Ich bin ein Mensch, der immer arbeiten muss.“ MATTHIAS RÖDER

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