Deutsche Gesellschaft für Geriatrie

Fahrtauglichkeit: Freiwillige Checks sinnvoll

von Redaktion

Forderungen, nach denen das Autofahren ab einem bestimmten Alter nur noch mit einem Leistungsnachweis oder verpflichtenden Gesundheitschecks erlaubt sein soll, gibt es immer wieder. Doch diesen erteilt die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) eine klare Absage: „Dieses pauschale Vorgehen ist aus medizinischer Sicht grundsätzlich abzulehnen“, sagt Prof. Jürgen M. Bauer, DGG-Präsident und Lehrstuhlinhaber an der Universität Heidelberg. Deswegen setzt die DGG auf freiwillige Gesundheits–checks.

Die DGG nennt Zahlen des ADAC, die diese Absage stützen sollen: Menschen ab dem 65. Lebensjahr sind mehr gefährdet, als dass von ihnen eine Gefahr ausgeht. 30 Prozent der Verkehrstoten in Deutschland sind 65 Jahre alt und älter. Fast jeder zweite getötete Radler oder Fußgänger fällt in die gleiche Altersklasse. Außerdem sagt die ADAC-Studie von 2015, dass 15 Prozent der Pkw-Fahrer ab 65 Jahren Hauptverursacher eines Unfalls mit Personenschaden sind. In 172 Fällen waren 65- bis 74-Jährige schuld an Unfällen mit Todesopfern. Zum Vergleich: Mehr als doppelt so oft, insgesamt 379 Mal, waren 18- bis 24-Jährige Hauptverursacher.

Bei Senioren setzt die DGG daher auf anderes: „Was wirklich hilft, sind regelmäßige, freiwillige Gesundheitschecks aus einer geriatrischen Perspektive, bei denen auch Mehrfacherkrankungen, die Medikamentenversorgung und altersbedingte Einschränkungen gezielt untersucht werden“, erklärt Bauer.

„Diese sind unumgänglich“, sagt auch der DGG-Fahrtauglichkeitsexperte Dr. Dirk Wolter, Chefarzt der Abteilung Gerontopsychiatrie an der LVR-Klinik Bonn. „Denn nimmt das Hör- oder Sehvermögen ab und ist die Reaktionsgeschwindigkeit eingeschränkt, kann ein älterer Fahrer tatsächlich zur Gefahr im Verkehr werden. Auch Herz, Leber und Nervensystem sollten regelmäßig gecheckt werden.“ Gerade chronische Erkrankungen, Demenz und Einschränkungen des Bewegungsapparates könnten zur Gefahr werden.

Die meisten älteren Kraftfahrer kompensieren ihre Einschränkungen erfolgreich durch taktische oder strategische Anpassungen. „Senioren können auf Automatik-Getriebe umsteigen, um so ihre volle Aufmerksamkeit dem Straßenverkehr zu widmen. Außerdem sollten Stoßzeiten vermieden werden, ebenso das Fahren bei schlechten Wetterbedingungen oder in der Dunkelheit“, sagt Wolter. Bei den Gesundheitschecks könnte beispielsweise der Hausarzt beraten. Das gelte vor allem für die Medikamentenversorgung. Denn viele Medikamente machen müde oder können den Blutdruck senken.

Auch Fahrschulen seien hier in der Pflicht, ergänzt Wolter. „Eine Fahrstunde hat schon so manchen überzeugt, das Auto stehen zu lassen. Nur in Ausnahmefällen sollten die Behörden älteren Fahrern den Führerschein dauerhaft entziehen können.“ Es sei auch wichtig, im Training zu bleiben.  ama

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