„Zu 70 Prozent hat man es selbst im Griff“

von Redaktion

Die biologische Uhr beeinflussen und sogar ein Stück weit zurückdrehen: Wie das geht, erklärt Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar, in ihrem neuen Buch. Im Gespräch erklärt sie zudem, warum Menschen, die sich regelmäßig bewegen, seltener an Krebs erkranken.

-Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?

Als Ärztin und natürlich als Frau interessiere ich mich besonders dafür, wie man die Alterungsprozesse entschleunigt und abbremst. Deswegen lebe auch ich nach den Tipps aus dem Buch – zumindest meistens. Sollte ich mal über die Strenge geschlagen haben, so bügele ich dann alles wieder aus und esse weniger oder bewege mich mehr.

-Ist das Altern so schlimm?

Nein, und ich habe mich noch nie so wohlgefühlt wie jetzt. Aber ich möchte noch lange und gesund leben. Denn man hat es zu 70 Prozent selbst im Griff! Das ist auch keine Frage des Geldbeutels.

-Sie schreiben, dass man mit Sport sogar das Krebsrisiko senken kann.

Ja, denn der Körper ist darauf ausgerichtet, sich zu bewegen. Und wenn wir das tun, wirkt das wie eine Sauerstoffkur. Alle Organe und die Haut werden gut durchblutet und der Sauerstoff kommt überall hin. Dann werden in den Muskeln Hormone produziert – die sind wahre Jungbrunnen! Und nicht zu vergessen: Sport ist gut für den Kopf. Denn beim Auspowern wird der Kopf total leer. Er schaltet ab – und ich kann mich nachher viel besser konzentrieren. Sport wirkt also wie ein Medikament.

-Manche können sich aber zum Sport nicht aufraffen …

Wir sollten uns mindestens zweieinhalb Stunden pro Woche bewegen. Aber es reicht aus, wenn wir „nur“ leicht außer Atem kommen. Der Trick ist folgender: Ich baue mir den Sport in den Alltag ein, nehme nie den Aufzug oder die Rolltreppe, sondern die Treppe selber. Außerdem versuche ich viel rumzulaufen, steige eine Haltestelle früher aus und laufe den Rest nach Hause oder zur Arbeit. Manche tragen sich auch den Sport wie einen Termin in den Kalender ein …

-Kann ein 70-Jähriger damit auch noch anfangen?

Es ist nie zu spät – egal, ob es um das Rauchen-Aufhören, den Sport, den zu vielen Alkohol oder die gesunde Ernährung geht. Aber man sollte auch wachsam bleiben und zum Beispiel Bücher lesen. Studien belegen, dass man auch damit länger lebt. Denn so trainiert man sein Gehirn und bleibt wissbegierig. Gerade für Leute im Rentenalter ist das wichtig. Sie sollten sich Aufgaben suchen. Ein Ehrenamt hält zum Beispiel auf Trab und jung zugleich.

-Sie schreiben, dass man auch zum „Schlafspießer“ werden soll. Was meinen Sie damit?

Der Spießer hat Gewohnheiten, von denen er nicht abgebracht werden kann. Damit ist also gemeint, dass man zeitig ins Bett geht – mit Ausnahmen. Und man sollte möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen und sieben bis acht Stunden schlafen. Frauen brauchen etwas länger. Und dann sollte das Wohnzimmer 18 Grad nicht überschreiten – sonst schläft man ebenfalls schlecht. Auch hat die Bügelwäsche darin nichts zu suchen. Die lenkt nur ab!

Das Gespräch führte Angelika Mayr.

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