Jeder dritte Deutsche geht regelmäßig in die Sauna. Und das nicht nur wegen der wohligen Wärme, sondern auch, weil man sich danach fitter und abgehärteter fühlt. Studien zeigen, dass sich die Zahl der grippalen Infekte bereits nach wenigen Monaten regelmäßigen Saunierens halbiert. Die Erklärung ist einfach: Schwitzen trainiert die Wärmeregulation des Körpers. Durch den Wechsel zwischen kalt und warm werden die Blutgefäße der Haut und die Schleimhäute der oberen Atemwege stimuliert. Dann werden natürliche Abwehrzellen vermehrt gebildet. Erkältungsviren können so abgewehrt werden.
Aber gilt dies auch für herzkranke Menschen? Wie gesagt, in der Sauna wärmt sich der Körper ungefähr gleich auf wie bei 39 Grad Fieber. Um die Körpertemperatur konstant bei 37 Grad zu halten, nimmt das Blut die Wärme auf und gibt diese über die kleinen Hautgefäße wieder an die Umgebung ab. Je mehr Blut durch die Hautgefäße gepumpt wird, desto mehr Wärme kann abgegeben werden. Das Herz muss so mehr arbeiten.
Bei einem Saunagang mit einer Temperatur um die 80 Grad und einer Dauer von 15 Minuten steigt die Hauttemperatur um zehn Grad an. Die Blutgefäße der Haut weiten sich, der Blutdruck sinkt und die Herzfrequenz nimmt zu. Das Herz muss jetzt die doppelte Leistung wie im Ruhezustand erbringen. Für ein gesundes Herz stellt das kein Problem dar.
Aber: Ist die geliebte Sauna ein Tabu für alle Herzkranken? Also für diejenigen, die einen Herzinfarkt oder eine Bypass-Operation überstanden haben, an Rhythmus-Störungen oder sogar einer Herzschwäche leiden? Tabu ist sie, wenn Sie sich vorher nicht von Ihrem Kardiologen untersucht haben lassen. Das Wichtigste ist ein Belastungstest bis mindestens 75 Watt. Denn so viel muss das Herz in der Sauna leisten. Zeigen sich bei diesem Test weder eine Herzrhythmus- noch eine Durchblutungsstörung des Herzens, dürfen Sie regelmäßig saunieren.
Aber Vorsicht: Beginnen Sie langsam. Bleiben Sie zunächst nur zehn Minuten in der Sauna und stellen Sie diese auf 60 bis 70 Grad. Kontrollieren Sie hin und wieder Ihren Puls. Aufgüsse sollten Sie streichen, denn durch den Wasserdampf schwitzt man noch stärker. Es kommt zu einem stoßartigen Wärmeeinstrom und zu einer maximalen Weitstellung der Hautgefäße. Rein medizinisch macht der Aufguss wenig Sinn, aber er belastet den Kreislauf.
Nach dem Saunagang sollten Sie sich langsam abkühlen, damit auch hier der Kreislauf nicht zu stark belastet wird. Eine lauwarme Dusche wäre zum Beispiel empfehlenswert. Die kalte Schwalldusche oder das kalte Becken sind dagegen für Herzkranke tabu. Durch die schlagartige Abkühlung ziehen sich die maximal erweiterten Hautgefäße zusammen und das Blutvolumen wird von der Oberfläche in das Zentrum des Körpers verschoben. Das stellt eine massive Belastung für das Herz dar und der Blutdruck kann dramatisch ansteigen.
Trotzdem kann der Gang in die Sauna ein schönes Ritual werden.
HERZENSSACHE
von Dr. Barbara Richartz