FRAGEN UND ANTWORTEN

Heller Hautkrebs: „Nicht bagatellisieren!“

von Redaktion

VON ANDREA EPPNER

Schon vor ein paar Wochen ist Ihnen eine komische Stelle an der Nase aufgefallen? Da ist die Haut rot, rau und schuppig. Sie hatten erst gehofft, das Problem würde sich von selbst lösen. Doch jetzt kommt es Ihnen vor, als sei die Stelle sogar noch größer geworden.

„Spätestens dann sollten Sie zum Hautarzt gehen“, rät Prof. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Technischen Universität München. Denn: Womöglich handelt es sich um hellen Hautkrebs oder zumindest um eine Vorstufe davon. Die wichtigsten Experten-Antworten.

-Woran erkennt man hellen Hautkrebs?

Heller Hautkrebs, oft auch „weißer Hautkrebs“, hat seinen Namen in Abgrenzung zum gefährlicheren schwarzen Hautkrebs bekommen. Letzterer entsteht aus Hautzellen mit dunklen Farbpigmenten. „Der weiße Hautkrebs indes ist, entgegen seiner Bezeichnung, meist durch eine gewisse Rötung an der Haut erkennbar“, erklärt Biedermann. Manchmal sei auch eine Kruste oder eine Schuppe an der Oberfläche sichtbar.

-Eine komische Hautstelle hat jeder mal. Wann muss man dem nachgehen?

Vor allem ältere Menschen sollten aufmerksam sein. Denn: „Der weiße Hautkrebs ist eine Erkrankung, die im Alter immer häufiger wird“, sagt der Dermatologe. Der Grund: Heller Hautkrebs entsteht, wenn UV-Strahlen zu Zellschäden geführt haben. Im Laufe des Lebens nimmt aber die Strahlendosis zu, die die Haut abbekommen hat. Damit steigt also auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Schäden ansammeln – und darunter auch jene, die aus einer gesunden Zelle eine Krebszelle werden lassen. Darum sollte ein 70-Jähriger – ganz besonders, wenn er sehr helle Haut hat – eher an diese Möglichkeit denken als ein 20-Jähriger, rät unser Experte. „Wichtig ist zudem die Zeit: Aufmerksam sollte man auch werden, wenn man merkt: etwas geht nicht weg.“ Da schuppt sich zum Beispiel diese raue Stelle an der Nase endlich ab. Doch dann ist sie wieder da. „Das ist sehr verdächtig“, warnt Biedermann. „Es könnte sich dabei zumindest um eine Vorstufe des weißen Hautkrebses handeln.“ Aktinische Keratosen oder „Carcinoma in situ“ nennt man solche Vorstufen. Diese Zellen sind so verändert, dass sie sich schon auf dem Weg zu hellem Hautkrebs befinden.

-Gibt es denn besonders anfällige Hautstellen?

Heller Hautkrebs entsteht vor allem an Stellen, die ständig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Daher ist das Gesicht besonders häufig betroffen – und hier vor allem sogenannte Lichtterrassen. Also: Hautstellen, die am stärksten von der Sonne beleuchtet werden. Dazu gehören etwa die Nasenflügel, Wangenknochen, Stirn – und manchmal auch die Oberlippe. Anfällig sind zudem die Ohrmuscheln und bei Menschen mit Glatze oder schütterem Haar die Kopfhaut.

-Die Zahl der Patienten steigt. Woran liegt das?

Vor allem am Freizeitverhalten, das sich seit den 1970er-Jahren stark verändert hat: Die Menschen hatten mehr Urlaub, nutzten diesen für Segeln, Skifahren und Bergsteigen – und das gern ohne oder mit geringem Sonnenschutz. „Dafür bekommen wir jetzt die Quittung“, sagt Biedermann. „Und es ist noch kein Ende abzusehen.“ Und: Mit dem wachsenden Anteil der älteren Menschen in der Bevölkerung steigt zwangsläufig auch die Zahl der Patienten mit hellem Hautkrebs. Allerdings: Die Menschen seien heute auch aufmerksamer, lesen Berichte wie diesen – und gehen zum Hautarzt. Seit zehn Jahren gibt es zudem eine Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs, die jeder ab 35 alle zwei Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt bekommt. Diese zielt zwar vor allem auf schwarzen Hautkrebs ab. Manchmal wird aber heller Hautkrebs entdeckt.

-Was, wenn der Arzt Hautkrebs feststellt?

Dann wird die betroffene Stelle und etwas gesundes Gewebe darum herum per Skalpell entfernt. Der Eingriff erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung. Der Hautpathologe prüft danach, ob wirklich alles Krebsgewebe entfernt wurde. Ist das der Fall, kann sich der Patient als geheilt betrachten. Er sollte aber wachsam bleiben: Das Risiko, dass sich an anderer Stelle heller Hautkrebs bildet, ist erhöht. Absiedelungen in anderen Organen bilden sich bei hellem Hautkrebs dagegen sehr selten, sagt unser Experte. Besonders gering sei das Risiko beim häufigeren „Basalzellkarzinom“.

-Ist heller Hautkrebs also harmlos?

Nein. „Man sollte das nicht bagatellisieren“, warnt Biedermann. Ein Basalzellkarzinom streut zwar äußerst selten, wächst aber einfach weiter, wenn es nicht behandelt wird. Das kann zu größeren Schäden an der Haut und darunter führen. Hinzu kommt: Etwa jeder fünfte Patient mit hellem Hautkrebs leidet an einem „Plattenepithelkarzinom“. Dabei ist das Risiko für Metastasen etwas höher, wenn auch insgesamt immer noch gering. Es steigt aber mit der Größe des Karzinoms: Ist die Hautstelle mehr als sechs Millimeter dick, sei es daher ratsam, den „Wächter-Lymphknoten“ zu entfernen. Diesen erreicht die Lymphflüssigkeit aus dem betroffenen Hautstück als Erstes. Ist dieser Lymphknoten befallen, muss der Patient häufiger zu Kontrollen, weitere Untersuchungen können nötig sein.

-Wie geht man bei einer Krebs-Vorstufe vor?

Sind nur wenige Hautstellen betroffen, zerstört man das veränderte Gewebe – etwa per Laser oder durch Vereisung. Finden sich viele Krebsvorstufen auf größerer Fläche, empfiehlt sich die „photodynamische Therapie“ (PDT). Dabei wird eine Creme aufgetragen, die vor allem sehr aktive Hautzellen aufnehmen – also in erster Linie die Krebs-Vorläuferzellen. Die Creme macht sie empfindlich gegen Licht bestimmter Wellenlängen. Mit genau solchem Licht wird die Haut dann bestrahlt. Die Folge ist erst eine Entzündung: Die Haut ist an der Stelle zunächst rot, sehr empfindlich und schmerzt. Denn die veränderten Zellen sterben ab – und werden dann nach und nach durch gesunde ersetzt. „Die Haut wird also quasi verjüngt.“

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