Computer und Smartphones bereichern und erleichtern den Alltag von Senioren – insbesondere auch in den neuen vier Wänden. Ob „chatten“ mit der Enkelin, eine Online-Überweisung oder eine Mail an die Vereinsfreunde, all das geht digital schnell und problemlos. Doch wie findet man das richtige Medium? Sechs Expertentipps:
1.) Den einen richtigen Rechner für ältere Menschen gibt es nicht, sagt Kommunikations-Profi Florian Preßmar: Wenn man vor allem etwas lesen oder fotografieren möchte, biete sich ein Tablet an. Es ist kompakt, leicht und gut mitnehmbar. Mit einem Laptop sei man zwar auch mobil, dieser sei aber oft deutlich schwerer, erklärt Preßmar. Allerdings könne man darauf deutlich besser schreiben und Texte bearbeiten als auf dem Tablet: „Wenn ich also beispielsweise für einen Verein noch nebenbei als Kassenwart aktiv bin und auf Bearbeitungssoftware zurückgreifen muss, dann empfiehlt es sich natürlich, dass ich etwas habe, auf dem ich gut schreiben kann.“ Bei Desktop-Betriebssystemen wie „Windows“ oder „Mac OS“ sei es oft auch einfacher, schnell mal etwas auszudrucken.
2.) „Die Displaygröße und die Auflösung bestimmen, wie gut ältere Menschen das Gerät verwenden können“, erklärt Experte Preßmar. „Wenn die Schrift zu klein ist, gibt es natürlich auch ein Problem, damit die Inhalte lesen zu können.“ Zudem sei ein helles Display mit gutem Kontrast für Ältere besonders geeignet.
3.) Wichtiger als das Gerät und die Ausstattung ist jedoch oft das Umfeld: „Hier kommt es vor allem auf die Unterstützung im Freundeskreis und in der Familie an. Wenn ich also in der ganzen Familie nur Apple-Nutzer habe und ich kaufe mir ein anderes Gerät, dann habe ich auch wenig Hilfestrukturen. Und wenn ich dann Fragen habe, wird es happig“, warnt Experte Preßmar. Dann könne man eben nicht einfach mal beim Enkel anrufen und etwas fragen.
4.) Erhard Hackler von der Deutschen Seniorenliga rät zudem, ein altersaffin konstruiertes und konfiguriertes Gerät auszuwählen: „Es ist wichtig, dass es eine schöne Oberfläche hat, die einfach zu handhaben ist. Das Gerät soll mir selbst Hilfestellung geben, wenn ich etwas nicht sofort verstanden habe – oder nicht weiß, ob ich es richtig mache.“ Ideal sei ein Gerät, das nur Funktionen bietet, die man tatsächlich braucht. Rechner oder Smartphones, die zu viel können, was man gar nicht braucht und versteht, sorgten eher für Verwirrung und Frust.
5.) Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie eigne sich grundsätzlich hervorragend für Ältere, sagt Hackler. Vor allem die „Smart-Home-Vernetzung“ sei perspektivisch wichtig: „Dann kann man zum Beispiel von unterwegs mit dem Smartphone überprüfen, ob alle Türen verschlossen sind.“ Sicherheit sei insbesondere für ältere Menschen ein entscheidender Faktor.
6.) Enorm wichtig ist auch die soziale Dimension der neuen Technologien: „Du kannst soziale Kontakte halten und intensivieren. Du bist am Ball, du kannst Fragen stellen, du kannst dich mit deinen Freunden, der Familie und Nachbarn im sozialen Umfeld online unterhalten“, sagt Experte Hackler. An den meisten Volkshochschulen gibt es PC-Kurse für Senioren, die in einem entspannten Tempo den Umgang mit Computern vermitteln. Hier besteht die größte Schwierigkeit oft darin, den älteren Menschen die Angst vor den Geräten zu nehmen.
6.) Einige Senioren haben in der Tat starke Berührungsängste mit Rechnern. „Hier ist es dann wichtig, erst einmal einen spielerischen Umgang mit der Technik zu vermitteln.“ Viele Senioren hätten große Angst, etwas kaputtzumachen. Bei „Pop-up-Werbung“, also Werbung, die plötzlich überraschend auf dem Bildschirm erscheint, zeige sich in Kursen oft erst einmal Angst, etwas falsch gemacht zu haben, sagt Kommunikations-Profi Preßmar. Und als Reaktion darauf würde dann oft einfach der Rechner heruntergefahren. In speziellen Computer-Kursen für Ältere lernen Senioren nach und nach den Umgang mit solchen alltäglichen Internet-Problemen. Dort gibt es auch viel Zeit für praktische Übungen und Wiederholungen. Man ist unter Gleichgesinnten – oft entstehen auch echte Freundschaften. So können Computer & Co. – ganz nebenbei – auch „offline“ dabei helfen, soziale Netzwerke im Alter auszubauen.
Eva Boller