Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Barrierefrei, aber bloß nicht altbacken: Ja, so sollten Häuser für Ältere sein. „Mit mehr Lebenserfahrung setzen die Menschen eben andere Prioritäten“, sagt Maria Böhmer von der Beratungsstelle Barrierefreiheit der Bayerischen Architektenkammer. Manche verkaufen sogar ihr Familienhaus, aus dem die Kinder längst ausgezogen sind – für andere wird es der erste Hausbau ihres Lebens. „Zum Bauen ist man nie zu alt“, sagt Expertin Böhmer. Dennoch: Ein paar Dinge sollte man im Alter schon beachten. Mit 60 baut man schließlich anders als mit 30.
Die Größe
Am ehesten unterscheidet sich die Größe der Häuser: Mit 50 oder gar 60plus planen Bauherren nicht mehr für große Familien, sondern für einen oder zwei Bewohner. Ratsam ist es allerdings, stets an eine spätere Pflegebedürftigkeit zu denken – und nach Möglichkeit eine Einliegerwohnung oder ein Appartement für eine Pflegekraft einzuplanen. Solange diese Räume nicht benötigt werden, können sie als Gästezimmer für Familie und Freunde dienen. Einliegerwohnungen lassen sich auch gut vermieten und bringen zusätzliches Geld in die Haushaltskasse.
Wird das Haus irgendwann aber doch zu klein, ist eine Erweiterung möglich. „Es gibt Wohnmodule, die in kurzer Zeit angebracht werden können, wenn neuer Platzbedarf entsteht“, erklärt Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau.
Die Finanzierung
Beim Kauf oder Bau einer Immobilie ist das Geld immer fest gebunden. Man setzt also einen Teil seiner Flexibilität aufs Spiel. Gerade für Ältere kann das ein entscheidender Punkt sein, denn grundsätzlich gilt: Die Rente sollte nicht gerade mal dafür ausreichen, um überhaupt den Belastungsvorgaben der Banken zu entsprechen, warnen zahlreiche Finanzexperten. Die gute Nachricht lautet aber: Banken haben in der Regel keine Bedenken wegen älterer Kunden. Im Vordergrund stünde vielmehr die Art des Bauvorhabens – und die Bonität, heißt es. Bank und Kunden müssten schlichtweg sicher und einig sein, dass der monatliche Aufwand für den Kredit dauerhaft leistbar ist.
Der Standort
Während junge Familien ihr Eigenheim gern im Grünen bauen, zieht es Ältere oft in belebtere Gegenden. „In der Stadt finden sie leichter die Infrastruktur, die im Alter wichtig ist“, erklärt Expertin Böhmer von der Bayerischen Architektenkammer. Eine gute Verkehrsanbindung, Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten, Unterhaltung und Kultur gewinnen an Bedeutung – das alles bietet oft schon die nächstgrößere Ortschaft unweit des bisherigen Wohnortes.
Ob aber eine größere Stadt der richtige Ort ist, hängt natürlich auch stark von den bisherigen Lebensumständen ab. „Wer lange und gern auf dem Land gelebt hat, wird im Alter nicht mehr in die Stadt ziehen“, sagt Böhmer.
Der Grundriss
Praktisch ist ein ebenerdiges barrierefreies Haus. Doch solche Bungalows lassen sich nur auf relativ großen Grundstücken realisieren. Und die sind teuer und auch rar. „Ein zweistöckiges Haus kann aber auch eine gute Lösung sein, wenn es zweckmäßig geplant und eingerichtet wird“, erklärt Erhard Hackler, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga.
In der Regel befinden sich allerdings in zweistöckigen Häusern unten Wohnbereich und Küche, in der oberen Etage Schlafräume und Bäder. Das kann zum Problem werden, wenn die Mobilität nachlässt. „Es ist durchaus möglich, diese übliche Aufteilung umzudrehen“, erklärt Fertigbau-Experte Windscheif. Alternativ: Ein Personenaufzug kann zum Beispiel einen großen Gewinn an Komfort und Bewegungsfreiheit bringen.
Ganz wichtig: Treppen zur Eingangstür sind an vielen Wohnhäusern Standard. Wer im Alter diese Barriere überwinden möchte, ist dann häufig gezwungen, eine Rampe oder eine Schräge anzubauen. Der Verband Privater Bauherren (VPB) rät daher, bei der Bauplanung abzuwägen, ob ein späterer Umbau möglich sein wird. Denn die meisten Vorgärten bieten dafür nicht ausreichend Platz!
Die Alltagshelfer
Technische Lösungen tragen dazu bei, dass Menschen lange selbstständig in ihrem Zuhause leben können. „Wer nicht mehr mit dem Staubsauger durchs Haus laufen will, wird vielleicht mit einer zentralen Sauganlage glücklich“, sagt Hackler von der Deutschen Seniorenliga. Dabei wird ein Staubsauger im Keller oder Hauswirtschaftsraum platziert und an ein Rohrsystem angeschlossen.
Die Rohre führen dann in die Zimmer und Flure, dort wiederum nimmt man einen Saugschlauch direkt aus der Wand. Praktisch sind auch Lichtleisten vom Schlafzimmer ins Bad, ebenerdige Duschen und Küchen, bei denen die Schränke nach unten gezogen werden können. „Wenn so etwas gleich bei der Planung des Hauses berücksichtigt wird, ist es günstiger, als es später nachzurüsten“, rät Experte Hackler.
Das Generationenhaus
Es hat durchaus seinen Reiz, im Alter mit den erwachsenen Kindern zusammen ein neues Haus zu bauen. „Dann muss aber jede Partei ihren eigenen Haushalt haben“, erklärt Expertin Böhmer von der Bayerischen Architektenkammer. Leben nämlich Jung und Alt unter einem Dach, brauchen alle ihre Freiräume – und vor allem ihre Rückzugsmöglichkeiten.
Zudem gilt: Beide Seiten dürfen nicht zu viel voneinander erwarten. „Kinder fühlen sich zwar oft ihren Eltern gegenüber verpflichtet und helfen, wo sie können“, sagt Experte Hackler von der Deutschen Seniorenliga. „Die Vorstellung, in einem Generationenhaus automatisch Putzhilfe oder Pfleger abrufbar zu haben, geht aber in der Regel nicht auf.“ Und so soll es auch nicht sein!
Umgekehrt sind die Großeltern schnell überfordert, wenn sie sich ständig um die Enkel kümmern sollen. „Wer mit seinen Kindern unter einem Dach wohnt, sollte mit ihnen von vornherein klare Vereinbarungen treffen. Das ist nicht böse gemeint, erleichtert aber das Zusammenleben enorm“, sagt auch Expertin Böhmer.