von Redaktion

Man ist, was man isst: Essen ist ein Teil der Persönlichkeit. Auf Petra Hammerstein aus München trifft dieser Satz zu. Sie frönt der Münchner Hausmannskost und tischt uns eine Kalbshaxe auf – so kocht man an der Isar. Deftig und gut. Nachmachen unbedingt empfohlen.

VON STEPHANIE EBNER

Ein Münchner Original zu finden, ähnelt der Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Doch manchmal wird man trotzdem fündig: Petra Hammerstein ist so ein Original. Sie ist Münchnerin durch und durch, in der Maxvorstadt groß geworden. Genauer gesagt im Antiquariat Hammerstein an der Türkenstraße, das ihre Eltern 1968 aufsperrten. Seit ein paar Jahren betreibt Petra Hammerstein es zusammen mit ihrer Mutter.

Das Antiquariat an der Türkenstraße war schon immer ihr Zuhause – wenn andere Kinder auf den Spielplatz gingen, stöberte sie zwischen den alten Büchern oder trieb sich in den Straßen der Maxvorstadt herum – ihr Lieblingsort damals: Das Café in der Alten Pinakothek. Einzige Ansage der Mutter: Wenn’s dunkel wird, bist daheim und bei Problemen immer Frauen ansprechen.

„Meine Familie war so eine richtige Monaco-Franze-Familie“, sagt Petra Hammerstein im schönsten Altmünchner Dialekt, den die Kinder heutzutage kaum mehr zu hören bekommen und ihn bestenfalls aus der Pumuckel-Serie kennen.

Vater Hans Hammerstein war „ein ausdauernder Wirtshaussitzer“, das habe sie von ihm geerbt. „Ich kann auch zehn Stunden in einem Lokal bleiben.“ Im „Weißen Brauhaus“ oder im „Franziskaner“ hat sie als junges Mädchen Kälberfüße, saueres Lüngerl oder Kronfleisch gegessen. Gerichte, die heute kaum einer mehr zubereiten kann. „Schade“, sagt sie. „Die traditionelle Münchner Hausmannskost ist etwas sehr Feines.“

Gerade ist die Antiquarin wieder in die Maxvorstadt gezogen, in eine gemütliche Wohnung mit Hinterhof-Flair. Hier bereitet sie eine Kalbshaxe vor. Heute muss man diese beim Metzger bestellen, früher war das ein gängiges Essen an der Isar.

„Die Münchner Haxe ist eigentlich die Kalbshaxe und nicht die Schweinshaxe“, sagt die Münchnerin. Denn früher gab es auch am Stadtrand noch viele Bauern mit Milchvieh, sodass es eben auch viele Kälber für die Kalbshaxe gab.

Bei den Hammersteins stand einst alle zwei Wochen eine Kalbshaxe auf dem Speiseplan. Dienstags war Schlachttag beim Metzger ihres Vertrauens, „da kam der Vater mit einer großen Tüte heim“. Mit allem, was da so dazugehörte, erinnert sich Petra Hammerstein. Die Kalbsleber wurde als Erstes verspeist – „wir haben sie roh geliebt“. Die rohe Leber schätzt die Feinschmeckerin noch heute. 30 Mark hat die Fleischtüte damals gekostet und für einen Fünf-Personen-Haushalt eine ganze Woche gereicht. „Wir haben schon immer gerne gut und deftig gekocht.“

Petra Hammerstein liebt die gute Küche. „Ich fahre für frische Kalbsleber, Fleisch und Wurst quer durch die Stadt zu meinen Lieblingsmetzgern, oder am Sonntag zu bayerischen Seen, um Renken oder gar deren Leber zu bekommen.“ Zu ihren Leibspeisen gehören neben der rohen Leber, blutige Fleischgerichte, blau gebratene Steaks und Austern.

Wenn sie nicht gerade in ihrem Antiquariat steht oder auf (kulinarischen) Reisen ist, kocht sie. Ihr geht Essen über alles. Sie ist ein Foodie. Seit 2010 hat die Münchnerin zudem einen Foodblog, der „DerMutAnderer“ heißt, ein kulinarisches Tagebuch.

Über 1800 Beiträge hat sie seither online gestellt. Sie gibt gerne Wissen übers Essen weiter. Ihr erklärtes Ziel: Leute anzuregen, sich auch mal wieder mit der traditionellen Hausmannskost zu befassen. So wie mit der Kalbshaxe.

Der einzige Aufwand ist, dass man die Haxe rechtzeitig beim Metzger vorbestellen muss. Ein Aufwand, der sich lohnt. Es muss wirklich nicht immer Lende und Filet sein.

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