MEDIZINKOLUMNE

Mit Naturjoghurt dem Herzinfarkt vorbeugen

von Redaktion

Der Weg in den Supermarkt des 21. Jahrhunderts scheint mittlerweile einem Weg in die Apotheke gleichzukommen. So sagt es zumindest die Werbung. Denn wer nicht ausreichend ACE, LC1, Pro3+ und Omega-3 zu sich nimmt, der kann gar nicht gesund sein.

Ob Säfte, Eier, Brot, Bonbons, Marmelade oder Schokolade: Fast jedes Lebensmittel ist derzeit mit dem einen oder anderen exklusiven Zusatzstoff angereichert. Diese können angeblich vor Grippe, Herzinfarkten, Krebs, Kopfschmerzen und Allergien schützen. Oder der Verdauung, dem Immunsystem oder den Knochen nützen.

Nachgewiesen wurden all diese Versprechungen in kontrollierten Studien nie. Jetzt wurde jedoch der positive Effekt von Milchprodukten bewiesen: Schon drei Portionen pro Woche können das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle drastisch senken.

Forscher der Universität Boston haben nämlich die Daten zur Ernährung von fast 56 000 Frauen und rund 18 000 Männern mit Bluthochdruck ausgewertet und konzentrierten sich dabei auf den Konsum von Milchprodukten.

Sie verglichen dabei Teilnehmer, die nie oder weniger als einmal pro Monat Milchprodukte aßen, mit solchen, die mehr als zwei Portionen pro Woche verzehrten. Dabei stellten sie fest, dass Personen, die regelmäßig Milchprodukte konsumierten, deutlich weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle erlitten.

Ein Milcherzeugnis zeigte dabei besonders starke Wirkung bei der Vorbeugung dieser Erkrankungen: ein ganz normaler Naturjoghurt. Das tägliche Glas Milch und die Scheibe Käse hingegen konnten das Erkrankungsrisiko nicht wesentlich reduzieren. Wer zu viel Butter genoss, erhöhte es sogar.

Warum sich speziell Naturjoghurt als Herzschützer eignet, liegt an den Milchsäurebakterien, den sogenannten Laktobazillen: Gibt man diese zur Milch und hält sie ausreichend warm, verwandeln die Bakterien den Milchzucker (Laktose) in Milchsäure (Laktat). Dadurch wird die Milch angesäuert, das Eiweiß gerinnt – und Joghurt entsteht.

Die verzehrten Milchsäurebakterien im Joghurt verändern die Darmflora. Einerseits kann ein höherer Anteil an Laktobazillen im Darm den blutdrucksteigernden Effekt von zu viel Salz in der Nahrung abpuffern.

Andererseits beeinflussen Laktobazillen die Darmflora dahingehend, dass der Kohlenhydratstoffwechsel verbessert wird, weniger Zucker im Darm vergoren wird und so Entzündungsprozesse reduziert werden. Und all das wirkt sich dann positiv auf die Herzgesundheit aus.

Also: Was wir wirklich tun sollten, das ist im Supermarkt-Kühlregal öfter zum Naturjoghurt greifen – und vielleicht können wir uns so den einen oder anderen Gang in die Apotheke sparen.

Von Dr. Barbara Richartz

Priv. Doz. Dr. med. habil. Barbara Richartz, Niedergelassene Kardiologin in München- Bogenhausen, erklärt, warum Milchprodukte gut fürs Herz sind.

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