MEDIZINKOLUMNE

Grippe erhöht das Herzinfarktrisiko

von Redaktion

Soll ich mich gegen Grippe impfen lassen? Das ist derzeit eine der am häufigsten gestellten Fragen in jeder Arztpraxis. Der Winter hat nach dem langen, schönen Herbst jetzt doch begonnen – und damit unweigerlich die nächste Grippesaison.

Ist die Grippe erst einmal ausgebrochen, gibt es keine spezifische Behandlung, sondern nur eine symptomatische Therapie. Die echte Virusgrippe (Influenza) ist nach wie vor keine einfache Erkältungskrankheit (wie der grippale Infekt), sondern eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung! Genau das hat jetzt eine US-amerikanische Forschungsgruppe bestätigt.

Die Ergebnisse haben selbst mich erschüttert: Wenn man an einer schweren Influenza erkrankt, steigt das Herzinfarktrisiko auf das Sechsfache an. Und der Verlauf dieser Herzinfarkte ist deutlich schlechter als ein Herzinfarkt ohne begleitende Virusgrippe. Erklären können die Forscher den Anstieg der Herzinfarktrate und den komplikationsträchtigeren Verlauf durch den Entzündungsreiz im Blut, den beschleunigten Puls, die hohen Körpertemperaturen – und das damit verbundene Flüssigkeitsdefizit des Köpers.

Neben Hygienemaßnahmen stellt die Impfung die einzige Prophylaxe dar. Hierbei werden abgetötete oder abgeschwächte Krankheitserreger verabreicht, damit unser Immunsystem Abwehrstoffe, die sogenannten Antikörper, bildet.

Kommt man danach tatsächlich mit dem Erreger in Kontakt, wird dieser in der Regel erkannt – und sofort unschädlich gemacht. Die Erfolge vieler Impfungen sind beispiellos und die Liste ist lang: Masern, Mumps, Röteln, Tetanus, Keuchhusten, Diphtherie, Hepatitis B und natürlich die saisonale Grippe, um nur einige zu nennen. Nichts Vergleichbares hat den medizinischen Fortschritt im 20. Jahrhundert derart geprägt.

Dennoch: Kaum ein Thema wird in der Öffentlichkeit so kontrovers diskutiert. Besonders die Angst vor möglichen Impfschäden treibt uns um. Und mit Impfschaden ist natürlich keine Rötung an der Einstichstelle gemeint, sondern Komplikationen mit bleibenden Schäden. Heute ist der Impfstoff allerdings sehr sicher – Komplikationen treten statistisch betrachtet bei weniger als einem von einer Million Geimpften auf!

Wer sollte sich jetzt impfen lassen? Eigentlich jeder ab dem 65. Lebensjahr. Unabhängig vom Alter sollten sich alle mit einem chronischen Grundleiden wie etwa Krankheiten der Atmungsorgane, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- oder Nierenkrankheiten oder Diabetes impfen lassen.

Zahlreiche Studien zeigen, dass gerade diese Menschen ein erhöhtes Risiko haben, dass die Grippe schwer oder gar lebensbedrohlich verläuft. Der beste Zeitpunkt für die Grippeschutzimpfung ist noch bis Mitte dieses Monats.

Nach der Impfung dauert es etwa 14 Tage, bis das Immunsystem einen wirksamen Schutz gegen die Influenza aufgebaut hat. Vergessen wir also bitte die jährlich aufflammende Diskussion, denn: Die Grippeschutzimpfung ist sicher und sinnvoll!

Von Dr. Barbara Richartz

Priv. Doz. Dr. med. habil. Barbara Richartz, Niedergelassene Kardiologin in München- Bogenhausen, erklärt, warum eine Grippeschutzimpfung besonders wichtig ist.

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