Schorle und Schläfchen: Ein Muss im Sommer

von Redaktion

Der Sommer legt gerade eine Pause ein. Doch schon bald wird es wieder heiß. Das ist vor allem für Ältere nicht ganz ungefährlich. Aber: Mit viel Wasser, reichlich Creme und einer Siesta bleiben Senioren stets auf der Sonnenseite.

VON TOBIAS HANRATHS

Wärme macht glücklich, aber Hitze macht schlapp. Laue Abende locken Menschen vor die Tür, doch die Mittagssonne treibt sie nach drinnen. Die wärmste Jahreszeit ist voller Gegensätze – gerade für Ältere. „Der Sommer kann für Senioren hinreißend sein – zugleich auch hochgefährlich“, sagt Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA).

Wer den Sommer richtig genießen will, sollte deshalb ein paar Tipps beachten. Allen voran: trinken, trinken und noch mehr trinken. „Einfach nach Gefühl zu trinken, reicht bei Senioren aber nicht aus“, warnt Sowinski. Denn: „Das Durstgefühl lässt nach, das kann trügerisch sein!“ Besser ist es, nach einem festen Plan zu trinken. Wer mag, kann sich die Menge für den Tag zum Beispiel gleich morgens abfüllen und gut sichtbar in die Wohnung stellen. Oder man nimmt sich vor, zu jeder Mahlzeit mindestens ein Glas zu trinken.

„1,5 Liter pro Tag sind auch bei älteren Menschen der von uns empfohlene Orientierungswert“, sagt Theresa Stachelscheid von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Allerdings ist dieser Wert wirklich nur Orientierung – individuell kann es auch mehr oder weniger sein. Unter einem Liter sollte die tägliche Trinkmenge dennoch nie liegen. Und im Sommer muss es ohnehin etwas mehr sein. „Wie viel mehr, hängt unter anderem davon ab, wie jemand körperlich aktiv ist“, sagt Stachelscheid. Manche Menschen sollten aber auch nicht ganz so viel trinken: „Bei Krankheiten wie Schädigungen der Nieren oder einer Herzinsuffizienz kann es nötig sein, die tägliche Flüssigkeitsmenge zu begrenzen.“

Ingrid Dänschel aus dem Vorstand des Deutschen Hausärzteverbands plädiert ebenfalls dafür, es im Sommer nicht zu übertreiben. „Einfach unbegrenzt immer mehr zu trinken, ist irgendwann auch nicht mehr gut für das Herz“, sagt sie. „Spätestens wenn die Füße dick werden, sollte man damit aufhören und Rücksprache mit dem Hausarzt halten.“ Erste Anzeichen von Flüssigkeitsmangel sind dagegen Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme – und gerade bei Älteren kommt oft Verwirrtheit hinzu.

Schmecken darf das Getränk übrigens auch: Wasser ist zwar in der Regel die beste Wahl, aber ein wenig langweilig. Die DGE rät „zum Aufpeppen“, etwa mit Ingwer, Minze oder Orangenscheiben. Auch Saft ist nicht tabu, sagt Dänschel. Ganz im Gegenteil: „Besser als Wasser kann eine Saftschorle aus einem Drittel Saft und zwei Dritteln Wasser sein. So nimmt man die Elektrolyte, die man beim Schwitzen verliert, wieder auf.“

Mit dem Trinken allein ist es im Sommer aber nicht getan. „Irgendwann gibt es mehr Hitze, als man überhaupt trinken kann“, sagt Expertin Sowinski. Sie rät daher, zumindest im Hochsommer den Tagesrhythmus zu ändern – zum Beispiel nach dem Vorbild südlicherer Länder. „Also relativ früh aufstehen, die Wohnung lüften und Dinge wie Einkaufen erledigen. Und dann wirklich schon um 11 Uhr die Fenster wieder schließen, die Wohnung abdunkeln und einen langen Mittagsschlaf machen.“ Eine Siesta.

Der Schlaf wird damit zweigeteilt: auf den Nachmittag und die Nacht. Gut und lange am Stück zu schlafen fällt bei hohen Temperaturen schließlich ohnehin schwer. Stattdessen sollte man dann ausnutzen, dass es lange hell bleibt, sagt Sowinski: „Am frühen Abend kann man dann wieder Dinge erledigen oder Freunde treffen.“

Auch morgens und abends gilt allerdings: Nicht ohne Sonnenschutz aus dem Haus gehen. Eine Kopfbedeckung ist Pflicht, genau wie Sonnencreme. „Die Sonnenschäden aus der Kindheit oder Jugend kommen in vielen Fällen erst im Alter zutage“, sagt Ärztin Dänschel. „Gerade diese geschädigten Hautstellen sollte man dann besonders schützen und mindestens mit Lichtschutzfaktor 30 eincremen.“ Außerdem wichtig: Stirn und Kopfhaut, vor allem bei Männern mit Glatze, sowie die Ohren gut eincremen. Denn gerade diese empfindlichen Stellen liegen teils voll in der Sonne, werden aber gern vergessen.

Derart geschützt, spricht dann nichts gegen einen Ausflug in die Sonne. Zumal: „Die Sonne ist auch ein Therapeutikum. Licht und Wärme wirken sich positiv auf alle möglichen Körpervorgänge aus“, sagt Expertin Sowinski.

So sei Helligkeit zum Beispiel ein Antidepressivum. „Und Menschen mit Gelenk- und Knochenproblemen, die in Herbst und Winter unter kalt-klammer Luft leiden, fühlen sich von der Sonne richtig durchgewärmt.“ Auch der Mangel an Vitamin D, mit dem viele Ältere im Winter zu kämpfen haben, spielt im Sommer keine Rolle – das Sonnenlicht ersetzt die Vitaminpille.

Generell ist gesunde Ernährung, die Spaß macht, im Sommer leichter. „Es gibt eine große und bunte Auswahl an heimischem Obst und Gemüse. Das ist nicht nur nachhaltiger, sondern häufig auch nährstoffreicher“, sagt DGE-Expertin Stachelscheid. „Denn bei Obst und Gemüse aus Übersee ist der Nährstoffgehalt durch die lange Lagerung und den Transport oft geringer.“

Verbrauchen sollte man Obst und Gemüse allerdings zügig – und Fleisch und Wurst sowie andere Kühlschrank-Produkte erst recht. Denn was verderben kann, verdirbt im Sommer umso schneller. Die Folge sind dann zum Beispiel Durchfallerkrankungen, „die im Sommer deutlich dramatischer verlaufen können“, wie Medizinerin Dänschel warnt.

Trinken also – aber nicht zu viel. Obst und Gemüse kaufen, aber dann zügig essen. Und natürlich rausgehen, aber bitte mit Hut. Kann der Sommer bei all diesen Regeln noch Spaß machen? Unbedingt, findet Expertin Sowinski – vor allem dann, wenn man ihn als Gelegenheit begreift, für Spaziergänge oder ausgiebige Radtouren. Oder, wenn das nicht mehr geht, für kleine Genießer-Momente: „Eine Stunde in der Sonne zu sitzen, auf dem eigenen Balkon zum Beispiel, kann auch schon helfen.“

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