Amazon hat eine beispiellose Alexa-Offensive gestartet. Mit 15 neuen Geräten, die jetzt vorgestellt wurden, soll die Sprachassistentin in praktisch jeden Lebensbereich ihrer Nutzer vordringen. Deshalb gibt es nicht nur fünf neue Echo-Lautsprecher – sondern auch völlig neue Produkte, um Alexa überall mit hinzunehmen. „Es gibt so viele Ankündigungen, dass einem schwindlig wird“, staunt der US-Blog „Gizmodo“. Wir verraten, wie die Alexa-Zukunft aussieht – und wie sehr die Privatsphäre der Nutzer dadurch bedroht ist.
Das sind die Alexa-Neuheiten
Die spektakulärsten Geräte mit Sprachsteuerung, die der US-Konzern jetzt präsentiert hat, sind die Datenbrille „Echo Frames“ für 180 Dollar und der smarte Ring „Echo Loop“ mit Mini-Mikrofon für 100 Dollar. Beide sind zunächst nur in den USA für erste Kunden „per Einladung“ verfügbar. Wenn Amazon seiner Strategie treu bleibt, kommen die Neuheiten aber später nach Deutschland. Ebenfalls für unterwegs gedacht sind die per Alexa bedienbaren Musik-Ohrstöpsel „Echo Buds“ für 130 Dollar – und das Hunde-Ortungsgerät „Ring Fetch“.
Was die neuen Echo-Boxen können
Das sind die neuen Echo-Boxen: Spannendste Lautsprecher-Neuheit ist der „Echo Studio“, der am 7. November für 200 Euro auch nach Deutschland kommt. Der Konkurrent für Apples HomePod und für Sonos bietet erstmals bei einer Echo-Box wirklich exzellente Audio-Qualität. Denn er soll nicht zuletzt Amazons neues HD-Musik-Abo bewerben, das jetzt ab 12,99 Euro im Monat über 50 Millionen Titel in CD-Qualität bietet. Daneben gibt es unter anderem einen klanglich überarbeiteten Echo-Lautsprecher für 100 Euro sowie für 30 Euro den winzigen „Echo Flex“, der in jede Steckdose passt. Zudem kann die Assistentin künftig mit der Stimme von Prominenten wie Schauspieler Samuel L. Jackson sprechen.
Lauschanlage im Kinderzimmer
Der Echo Dot Kids Edition, den es zunächst nur in den USA gibt, ist Amazons Großangriff aufs Kinderzimmer: Die Technik ist die gleiche wie beim normalen Echo, Alexa-Lautsprecher und Mikrofone – nur ist das Gerät schön bunt. Kinder können Alexa bitten, Musik zu spielen oder Geschichten erzählen. Der Haken: Kinder, die ihre Wünsche rausplappern, sind als Zielgruppe natürlich ideal. Das Kind fragt Alexa, welche Barbies es gibt – und schon landen die Puppen bei den Vorschlägen der Eltern.
So problematisch ist der Datenschutz
Mit Brille, Ring oder Ohrstöpsel will Amazon seine Assistentin zur allwissenden und unersetzlichen 24-Stunden-Begleitung machen. Für Amazon-Kunden, denen Alexa Nachrichten vorliest, Musik abspielt oder das Smarthome steuert, ist das ebenso bequem wie bedrohlich.
Denn mit den erlauschten Daten erstellt Amazon Kaufempfehlungen und Kundenprofile und erfährt täglich mehr auch über die Intimsphäre eines Nutzers. Was mit den gesammelten Sprachdaten passiert und wie sie Amazon verwertet, ist nach wie vor unklar. Zudem kommt es immer wieder zu Datenpannen, bei denen die Aufzeichnungen bei falschen Adressaten landen.
Der Datenschutz-Verein „Digitalcourage“ nennt Alexa deshalb ein „neugieriges, vorlautes, neunmalkluges und geschwätziges Lauschangriffsdöschen“. Amazon versprach jetzt zwar verstärkte Anstrengungen in Sachen Datenschutz. Experten kritisieren aber, dass sich die neue „Überall-Alexa“ und der Schutz der Privatsphäre nicht vereinbaren lassen.
Amazon widerspricht eigenen Versprechen
Der US-Technikblog „Recode“ warnt, „Amazons Pläne mit Alexa widersprechen seinen Ankündigungen, die Privatsphäre seiner Nutzer zu schützen“. Denn: „Das Unternehmen kann Alexa überhaupt nicht zu einer Assistentin mit menschenähnlichen Fähigkeiten ausbauen, ohne auch unsere oft genug sensiblen Audiodaten zu speichern.“
So will das US-Unternehmen den Nutzern zwar künftig die Option anbieten, ihre Spracheingaben automatisch alle drei Monate oder alle 18 Monate zu löschen.
Die Möglichkeit, dass jede Sprachdatei nach der Bearbeitung sofort wieder vom Amazon-Server verschwindet, gibt es aber weiterhin nicht. Denn ohne gespeicherte Sprachdaten kann Alexa nicht dazulernen. „Falls die Privatsphäre bereits tot ist, können wir Amazon – natürlich neben vielen anderen Firmen – für die Sterbehilfe danken“, schimpft die Website „Gizmodo“.