Sport kennt kein Alter

von Redaktion

Wer sich im Alter zu wenig bewegt, wird krank. Das sagt Sportmediziner Prof. Martin Halle von der TU München. Zusammen mit der Beisheim Stiftung entwickelt sein Team ein Bewegungsprogramm für Senioren. So bleiben Sie auch im Rentenalter fit!

Wenn man jahrzehntelang keinen Sport gemacht hat – lohnt es sich, damit im Alter anzufangen?

Es lohnt sich immer und in jedem Alter, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren – weil man damit immer etwas für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden tut. Man ist nie zu alt oder zu krank dafür. In meinen Ambulanzen bin ich täglich mit den Folgen von Bewegungsmangel konfrontiert. Klar ist, wer sich nicht oder zu wenig bewegt, wird früher gebrechlich als andere. Wer dagegen regelmäßig körperlich aktiv ist, altert gesünder. Wer trainiert, ist weniger eingeschränkt, bleibt geistig fit, hat mehr soziale Kontakte und eine höhere Lebenserwartung.

Reicht es auch aus, einfach nur spazieren zu gehen?

Nicht ganz. Es ist so: Bis zum 80. Geburtstag haben viele nur noch rund 50 Prozent ihrer einstigen Muskelmasse – und damit ein hohes Risiko für Stürze und Knochenbrüche. Zudem werden die Knochen poröser und die Gleichgewichtsfähigkeit verschlechtert sich. Um Stürzen möglichst gut vorzubeugen, ist daher ein gezieltes, regelmäßiges Krafttraining unverzichtbar – ergänzt durch Übungen für Koordination, Beweglichkeit und Ausdauer. Es stärkt die großen Muskelgruppen und die Rumpfmuskulatur, zudem verbessert es die Muskelkontrolle.

Welche Bedeutung hat die Muskulatur konkret?

Muskeln sind der Motor des Lebens. Wer nicht aktiv ist, dessen Muskeln werden nach und nach in Fett umgewandelt. Dadurch steigt unter anderem das Risiko für Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall. Wird jedoch die Muskulatur aktiviert, bildet Hormone. Diese Hormone werden ins Blut abgegeben und erreichen das Herz, das Gehirn, die Leber, den ganzen Stoffwechsel. Durch wiederkehrende Trainingsreize – also auch durch tägliches, zügiges Spazierengehen – kann man Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes vorbeugen. Mit steigendem Alter gewinnt allerdings die Sturzprophylaxe an Bedeutung, denn Stürze sind die häufigste Ursache von Hilfs- und Pflegebedürftigkeit!

Inwiefern?

Fast ein Drittel der 65-Jährigen sowie die Hälfte der über 80-Jährigen stürzen jährlich mindestens einmal. Und besonders dramatisch: Nach einem Oberschenkelhalsbruch wird jeder Fünfte zum Pflegefall. Krafttraining wirkt auf die Muskulatur und die Knochen. Vereinfacht ausgedrückt: Wer mehr Muskeln hat, hat auch dichtere, stabilere Knochen.

Sollte Krafttraining in Senioreneinrichtungen Pflicht werden?

Sagen wir mal so: Durch unsere „bestform“-Studie bekommen Senioreneinrichtungen künftig ein effektives, wissenschaftlich fundiertes Bewegungsprogramm an die Hand. Sie können damit den Bewohnern ein weitgehend eigenständiges Training anbieten und dadurch ihre Selbstständigkeit fördern. Und: Durch das Training in der Gruppe können auch soziale Kontakte neu geknüpft werden – dies ist insbesondere für alleinstehende Menschen sehr wichtig!

Zusammengefasst von Barbara Nazarewska.

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