So schlechte Noten hat die Stiftung Warentest selten vergeben: Die Prüfer haben Spiele-Apps für iPhone, iPad und Android-Geräte unter die Lupe genommen, die sich vor allem an Kinder und Jugendliche wenden. Von 14 getesteten Apps schnitten 13 mit „inakzeptabel“ ab. Als „bestes“ Programm kam nur „Pokémon Go“ auf die Wertung „bedenklich“. Wir verraten, was die Apps so gefährlich macht, wie Eltern ihre Kinder schützen können – und welche Alternativen es gibt.
Naziparolen, IS-Flaggen und Pornolinks
Was die acht erwachsenen Tester erleben mussten, die als Alter in den Apps jeweils zehn Jahre angegeben haben, liest sich wie aus einem Horrorfilm – bis hin zu Naziparolen und IS-Flaggen im Spiele-Baukasten „Roblox“ sowie Verweise auf Pornoseiten im berüchtigten Abzock-Spiel „Clash Royale“. Offenbar haben die Anbieter weder die geschaltete Werbung in ihren Spielen noch die Beiträge anderer Nutzer im Griff.
Die Apps setzen Nutzer massiv unter Druck, für Extrakäufe Geld auszugeben. Und sie saugen weit mehr Daten der Kinder ab, als sie zum Funktionieren benötigen. Einen angemessenen Datenschutz, der den aktuellen gesetzlichen Vorgaben entspricht, bietet laut Stiftung Warentest kein einziges der überprüften Programme. In den App-Stores herrschen regelrecht Wildwest-Methoden.
Das sind die kritisierten Spiele
Die Stiftung Warentest hat die Spiele analysiert, die derzeit bei jungen Nutzern am beliebtesten sind.
. In „Angry Birds 2“ können Spieler mit Fremden chatten. Und wer hier Werbung anklickt, wird belohnt.
. „Candy Crush Soda Saga“ wirbt aggressiv für In-App-Käufe – trotz Freigaben zwischen null (!) und vier Jahren.
. In „Clash of Clans“ tragen Teilnehmer Namen wie „Judentöter“.
. In „Minecraft“, bekannt für seine Klötzchenwelt, ist der Umtausch echter Euro in Spielwährung verwirrend.
. „Subway Surfers“: In der für Kinder ab sechs Jahren freigegebenen Android-Version des Hüpfspiels läuft Werbung für ein gewalttätiges Ü-18-Spiel.
. In „Fortnite Battle Royale“ finden sich ebenfalls rechtsextreme Nutzernamen. Und der Gruppenzwang, Zusatzgegenstände zu kaufen, ist dort enorm hoch.
Das Problem mit den In-App-Käufen
Ein Spiel gratis anzubieten, um Kinder darauf heiß zu machen und um dann mit Extra-Käufen abzukassieren – diese regelrechte Seuche hat Spiele-Apps in den letzten Jahren verdorben. 13 der 14 getesteten Spiele – mit Ausnahme von „Minecraft“, das 7,99 Euro kostet – funktionieren nach diesem Prinzip, das beschönigend als „Free to play“ („Kostenlos zu spielen“) bezeichnet wird. Die Preise haben dabei häufig jedes Maß verloren. In „Angry Birds 2“ und in „Fortnite“ können Nutzer mit einem einzigen Kauf bis zu 110 Euro für sinnlose digitale Extras ausgeben.
So können Eltern ihre Kinder schützen
Mit dem Nachwuchs zu sprechen und Regeln für Spielzeit und App-Kosten zu vereinbaren, ist der wichtigste Schritt. Darüber hinaus lassen sich auf iPhone und iPad in der Einstellung „Bildschirmzeit“ Zeitlimits für Apps festlegen sowie unangemessene Inhalte, Erwachsenen-Apps und Extrakäufe blockieren. Solche Menüs gibt es auch in diversen Android-Versionen.
Wie teuer Extrakäufe sind, steht immer in der Beschreibung einer App. Am Besten spielen die Kinder gar keine vermeintlichen Gratis-Apps, die teuer werden können. Denn das sorgt nur für Frust, wenn es ohne echtes Geld nicht mehr weitergeht.
Alternative sind Spiele, die als Kauf ein paar Euro kosten, dann aber keinen Druck mit teuren Extras mehr ausüben.
Die neue Alternative von Apple
Seit September gibt es für iPhone, iPad und Mac Apples neue Spiele-Flatrate „Arcade“. Im Angebot enthalten sind rund 100 exklusive und meist erstklassige Spiele wie „Lego Brawls“, „Rayman Mini“ oder „Frogger in Toy Town“, die alle ohne Werbung und Extrakäufe auskommen. Das Abo kostet zwar 4,99 Euro im Monat, dafür fällt aber der Ärger mit Zusatzkäufen komplett weg. Google bereitet mit dem „Play Pass“ ein ähnliches Angebot für Android vor.