Musikkassetten selber aufnehmen, CDs selber brennen – alles alte Hüte. Richtig neu ist dagegen das Selberpressen von Vinyl-Schallplatten. Der Phonocut, ein Gerät aus Wien, für das derzeit eine Kickstarter-Finanzierung läuft (bit.ly/selber-vinyl), macht das möglich.
Die Maschine, die aussieht wie ein Plattenspieler, presst Musik auf spezielle 10-Zoll-Vinyls – die etwas größer sind als eine klassische Single (7 Zoll) und etwas kleiner als eine LP mit 12 Zoll. Auf jeder Seite haben je nach Klangqualität 10 bis 15 Minuten Musik Platz. Die 10-Zoll-Größe ist vom historischen Schellack-Format inspiriert.
Als Audioquelle kann jedes Gerät mit Kopfhöreranschluss dienen, also auch Smartphones. Die fertigen Platten laufen dann auf jedem Plattenspieler. Erfinder des Phonocut ist der Retro-Tüftler Florian „Doc“ Kaps, der bereits 2008 mit seinem „Impossible Project“ Polaroid-Filme vor dem Aussterben bewahrt hat. Er will die Produktion von Vinyl-LPs „hinter den Mauern der letzten großen Presswerke hervorholen“. Als Zielgruppen sieht er beispielsweise Musiker, die ihre Fans mit Vinyls in Kleinauflagen versorgen wollen – oder Verliebte, die statt altmodischer Mix-Kassetten lieber Mix-Vinyls verschenken. Der Phonocut, der sein Finanzierungsziel von 199 999 Euro mittlerweile ums Doppelte übertroffen hat, kostet bei Kickstarter derzeit ab 1499 Euro, später im Handel sollen es 1999 Euro werden. Zehn Leer-Vinyls kosten 55 Euro, hier plant Kaps einen finalen Stückpreis von zehn Euro. J. HEINRICH