Eine kleine Quizfrage zum Einstieg: Welcher unserer fünf Sinne ist derjenige, der uns am längsten durchs Leben begleitet? Richtig: unser Tastsinn! Er entwickelt sich schon ganz früh im Mutterleib und bleibt uns bis zum Tod erhalten. Selbst dann noch, wenn uns unsere Fähigkeiten zum Hören, Riechen, Sehen und auch Schmecken schon abhandengekommen sind.
Nicht umsonst werden wir als Neugeborene noch vor dem Durchtrennen der Nabelschnur unserer Mutter auf den Bauch gelegt: Neben Trinken und Atmen ist die liebevolle Berührung durch einen anderen Menschen unser elementarstes Grundbedürfnis. Wird uns seine Erfüllung verweigert, führt das Experten zufolge zu schwerwiegenden Entwicklungsdefiziten.
Werden wir erwachsen, kommt uns das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Berührungen manchmal etwas abhanden. Wie schade! Streicheleinheiten sind nämlich sehr zuverlässige Glücksbringer.
Der Mechanismus, der dahintersteckt, geht mal wieder auf unser körpereigenes Opiatsystem zurück: Werden wir sanft berührt, aktiviert das unsere sogenannten C-taktilen Nervenbahnen. Das sind ganz spezielle Sensoren, die vor allem langsame, warme Berührungen – wie eben beim Streicheln – als angenehm registrieren.
Als Reaktion darauf schüttet unser Gehirn Oxytocin aus (das „Kuschelhormon“). Endorphine wirken schmerzlindernd und entspannend. Gleichzeitig steigt die Sauerstoffsättigung im Blut an. Wir fühlen uns wohl und in Sicherheit. Auch für unser Immunsystem sind Streicheleinheiten die reinste Wohltat, denn es wird davon messbar angekurbelt. Streicheln ist also auch noch gesund! Gerade bei Senioren zeigen sich die positiven Effekte sanfter und liebevoller Berührungen deutlich. In den USA ist man uns da schon einen Schritt voraus: Dort gehören in Alters- und Pflegeheimen zunehmend Massagen zur Grundversorgung ganz selbstverständlich mit dazu. In Studien zeigt sich, dass auf diese Weise der Bedarf an angstlösenden, anti-depressiven, schmerzstillenden Medikamenten bei den Bewohnern deutlich gesenkt werden kann.
Nutzen Sie also die kalte und dunkle Jahreszeit bitte unbedingt vermehrt zum ausgiebigen Kuscheln. Menschen in festen Partnerschaften tun das in der Regel nämlich viel zu wenig – im Schnitt täglich kaum fünf Minuten, wie Studien zeigen. Zwar ist auch eine flüchtige Umarmung zur Begrüßung oder Verabschiedung sicher nicht zu verachten. Beim Kuscheln gilt aber: Viel hilft viel! Also seien Sie nicht geizig!
Und was, wenn man vielleicht keinen Partner (mehr) hat? Dann kommen hier gute Neuigkeiten: Es ist durchaus auch erlaubt und wirksam, sich mal wieder den eigenen Bruder oder die Enkelkinder zu schnappen und fest zu drücken! Oder mit der besten Freundin Arm in Arm durch die Fußgängerzone zu flanieren. Probieren Sie es einfach aus.
Und wenn Ihnen das alles nicht so recht zusagt, dann gönnen Sie sich doch vielleicht nächste Woche mal ein paar Berührungseinheiten beim Profi: Ob Klangschalen-, Ayurveda- oder Aromamassage – erlaubt ist, was gefällt und guttut. In diesem Sinne: Frohes Kuscheln!
Die renommierte Diplom-Psychologin und Buchautorin schreibt, warum es so wichtig ist, sich Zeit zum Kuscheln zu nehmen – vor allem in der dunklen Jahreszeit: Als Reaktion schüttet unser Gehirn Oxytocin aus, das sogenannte „Kuschelhormon“. Das wiederum wirkt schmerzlindernd und auch entspannend.