5 FRAGEN AN
Privatdozent Dr. Christoph Spinner leitet das Interdisziplinäre HIV-Zentrum (IZAR) am Uni-Klinikum rechts der Isar in München. Er warnt: Vor allem bei Älteren wird eine HIV-Infektion oft spät entdeckt.
Wie gefährlich ist HIV?
Wenn die Infektion frühzeitig diagnostiziert wird, ist HIV heute gut behandelbar. Die Betroffenen haben in der Regel eine ganz normale Lebenserwartung. Und: Weil die Medikamente die Viruskonzentration im Blut unter die „Nachweisgrenze“ senken, ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung unwahrscheinlich.
Was, wenn Betroffene von ihrer Infektion nichts wissen?
Unentdeckte Infektionen sind gefährlich, weil sie zum Ausbruch der Immunschwächekrankheit Aids führen können. Von den etwa 11 800 Infizierten in Bayern wissen laut Statistik etwa 1300 – noch – nicht, dass sie betroffen sind. Es gilt die einfache Regel: Wer einen Risikokontakt, etwa kondomlosen Sex hatte, sollte sich testen lassen. Zum eigenen Schutz und zum Schutz vor Übertragung!
Laut des Fachmagazins „The Lancet“ infizieren sich immer häufiger ältere Menschen mit dem HI-Virus. Woran liegt das?
In Europa entfällt inzwischen rund jede sechste Neudiagnose auf über 50-Jährige. Und: In Deutschland war der Anstieg fast viermal stärker als im europäischen Durchschnitt! Das hat eine Langzeitstudie ergeben. Die neuinfizierten über 50-Jährigen sind zu etwa 80 Prozent männlich. Sie infizieren sich zu rund 40 Prozent durch heterosexuelle Kontakte; ihre Infektion wird überdurchschnittlich oft erst spät erkannt.
Wie problematisch ist eine späte Diagnose?
Sie ist bei älteren Menschen besonders beunruhigend, denn sie steigert die Sterberate in dieser Altersgruppe zusätzlich. Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko für Begleiterkrankungen und weitere Medikamenteneinnahmen. Das bedeutet, im Fall einer HIV-Infektion muss man zusätzlich die Wechselwirkungen der unterschiedlichen Therapien berücksichtigen.
Woran lässt sich eine Neuinfektion erkennen?
Hausärzte sollten auf Symptome der erworbenen Immunschwäche, wie Gewichtsverlust, wiederkehrende Lungenentzündungen, chronischen Durchfall oder geschwollene Lymphknoten besonders achten – und auch an die Möglichkeit einer HIV-Infektion denken und einen Test anbieten. Darüber hinaus ist für jeden ein HIV-Test als Selbsttest oder als Test in Beratungsstellen und Gesundheitsämtern verfügbar.
Zusammenfassung: Barbara Nazarewska