Nicht für jede Operation braucht es eine Vollnarkose. Heute gibt es für viele Eingriffe oft weniger belastende Verfahren, die als „Regionalanästhesie“ zusammengefasst werden, auch Teilnarkose genannt. Unser Experte Prof. Bernhard Zwißler gibt einen Überblick über gängige Methoden: Bevor der Zahnarzt einen Zahn zieht oder der Hautarzt ein Muttermal entfernt, spritzt er ein Lokalanästhetikum im zu behandelnden Bereich – und zwar ins Gewebe. So wirkt es nur örtlich, nicht im ganzen Körper und schaltet für einige Stunden den Schmerz aus. Auch für Operationen an Arm oder Bein reicht meist eine Teilnarkose. Dazu sucht der Arzt mit einer Ultraschallsonde nach dem Nervengeflecht, das den Arm versorgt, oder den beiden großen Nerven im Leistenbereich, die für das Bein zuständig sind. Hier spritzt er gezielt ein Lokalanästhetikum ins Gewebe. Das Mittel umspüle die Nerven und dringe in diese ein, erklärt der Experte. Der Effekt: Patienten merken zwar, dass etwas mit Arm oder Bein gemacht wird, spüren aber keinen Schmerz. Eingriffe am Unterleib werden oft mit einer rückenmarksnahen Anästhesie durchgeführt. Bei einer Spinalanästhesie wird das Lokalanästhetikum dazu ins Nervenwasser gespritzt, das das Rückenmark umspült. Das erfolgt im Lendenwirbelbereich – also weit unten am Rücken. Da das Rückenmark weiter oben endet, besteht keine Gefahr, dieses zu verletzen. Das Medikament wirkt innerhalb weniger Minuten. Dann ist der Körper unterhalb dieses Bereichs betäubt – so ist ein Kaiserschnitt ohne Vollnarkose möglich. Soll weiter oben operiert werden, kommt die Periduralanästhesie zum Einsatz. Bei einer offenen Operation an der Lunge wird sie oft auch zusätzlich zur Vollnarkose eingesetzt, weil sich dabei ein „Schmerzkatheter“ setzen lässt (siehe Artikel oben). Das Narkosemittel wird bei diesem Verfahren aber mit deutlich mehr Sicherheitsabstand zum Rückenmark gespritzt. „Die Methode ist sehr sicher“, sagt Zwißler. Hauptrisiko bei beiden Verfahren: Es bildet sich ein Bluterguss, weil beim Einstechen kleine Gefäße verletzt wurden. Dieser kann aufs Rückenmark drücken und dieses schädigen. Das lässt sich verhindern, wenn man es rechtzeitig bemerkt. Patienten werden daher länger überwacht.