So geht Weihnachten ohne Stress und Streit

von Redaktion

Traditionen, Rituale, hohe Erwartungen: Das gehört zum Weihnachtsfest – und verursacht oft dicke Luft in Familien. Doch es geht auch anders! Wie man schon in der Adventszeit dem Super-GAU unterm Baum vorbeugt und wie ältere Semester explosive Stimmungen entschärfen können. Ein Ratgeber.

Stress pur rund um Weihnachten – muss das immer so sein?

Nein! Aber: Es passiert trotzdem. „Das hat vor allem mit überhöhten Erwartungen zu tun, die oft an Weihnachten geknüpft werden“, sagt Felicitas Heyne, Psychologin und Kolumnistin unserer Zeitung (siehe Text oben). „Es gibt wirklich keine andere Jahreszeit, die so dermaßen überfrachtet ist mit Erwartungen, Idealen und Vorstellungen.“ Da häufe sich dann alles: zusätzliche Termine, die Suche nach den Geschenken – und nicht zu vergessen: die Vorbereitungen für die Feiertage! Heyne rät zu mehr Ruhe, schon lange vor Heiligabend! „In den meisten Umfragen wird der Geschenkekauf als größter Stressfaktor genannt. Den kann man reduzieren!“, sagt sie. Indem man etwa im Familien- und Freundeskreis Regeln vereinbare. Zum Beispiel: Die Erwachsenen schenken sich gegenseitig nichts oder nichts über einem bestimmten Wert. „Zudem sollte es ruhig Wunschzettel geben: Man macht sich das Leben gegenseitig sehr viel leichter, wenn der andere nicht ,raten’ muss, sondern sicher weiß, worüber man sich freuen würde.“

Rituale sind hoch und heilig – wie bekommt man Kompromisse hin?

Indem man nicht auf stur schaltet! Streit um Weihnachtsbräuche gibt es in den meisten Familien – denn in den meisten Fällen prallen verschiedene Traditionen aufeinander. „Viele Menschen haben die Weihnachtsfeste ihrer Kindheit in guter Erinnerung. Und wenn sie dann selbst Kinder und später auch Enkel haben, wollen sie denen das Fest genauso schön machen“, sagt Professor Siegfried Preiser, Rektor der Psychologischen Hochschule Berlin. Vor allem die ältere Generation liebt solche Routinen. Und weil das Weihnachtsfest emotional besonders stark aufgeladen ist, wird hier aus kleinen Konflikten schnell eine explosive Mischung. Was hilft, sind Kompromisse – allerdings keine um jeden Preis. „Da entsteht oft das Gefühl, dass jede Partei etwas opfern muss“, sagt Psychologe Preiser. Stattdessen rät er, Traditionen und Stile miteinander zu kombinieren. „Das ist dann für alle eine Bereicherung!“ Ein Beispiel: der Kirchgang. Natürlich ist es schön, wenn alle Familienmitglieder zur Messe mitgehen. Viele erwachsene Kinder wollen aber nicht – und das muss man akzeptieren. Zumal es doch keine Schande ist, sich an Weihnachten aufzuteilen! Um dann später, bei Tisch, wieder zusammenzukommen und gemeinsam Zeit zu verbringen. So entsteht auf beiden Seiten kein unnötiger Druck – und keine Unzufriedenheit darüber, dass man sich womöglich verbiegen musste.

Die Zeit reicht nie – wie schafft man es, alles perfekt hinzukriegen?

Gar nicht! Denn Perfektion ist nichts Erstrebenswertes. „Setzen Sie die Messlatte doch nicht so hoch“, rät auch Psychologin Heyne. „Es muss nicht immer die Weihnachtsgans sein.“ Statt für den Braten stundenlang in der Küche zu stehen, vor und nach dem Essen, könnte man in dieser Zeit genauso gut mit seinen Kindern und Enkeln einen Spaziergang machen. „Ein bisschen rausgehen, frische Luft schnappen. Das tut unheimlich gut“, erklärt Heyne. Denn: „Unterschätzen Sie nicht, dass an Weihnachten verschiedene Generationen stundenlang an einem Tisch sitzen. Das birgt viele Konflikte.“ Statt also „ein straffes Programm durchzuziehen“, sollte man Freiräume für den Rückzug schaffen. Und für alle frischgebackenen Großeltern noch ein wichtiger Tipp: Seien Sie bitte nicht empört, wenn Sie plötzlich nicht mehr die Gastgeber-, sondern die Gastrolle zugewiesen bekommen – sprich: wenn Sie an Weihnachten zu Ihren erwachsenen Kindern kommen sollen. Das hat gute Gründe! „Oma und Opa sollten sich in diesem Fall danach richten, wo das Kleinste seinen Lebensmittelpunkt hat“, rät Heyne. „Es ist schließlich oft mit sehr viel Stress verbunden, mit so einem kleinen Baby durch die Gegend zu reisen.“ Und Stress sei schließlich das Letzte, was man an Heiligabend mit seiner Familie haben wolle …

Apropos Essen – muss man alles Bewährte über Bord werfen?

Natürlich nicht! Aber es wird schwierig – um hier beim Beispiel mit der Weihnachtsgans zu bleiben –, einen Vegetarier davon zu überzeugen, wenigstens an Weihnachten „was Anständiges“ zu essen. Hier sollte man am besten eine gewisse Altersmilde walten lassen – und womöglich akzeptieren, dass immer mehr Menschen auch gern alternative Rezeptideen ausprobieren wollen. Selbst an Weihnachten! Experte Preiser rät in solchen Konfliktfällen übrigens zu einem „Modell der Abwechslung“. Konkret bedeutet das: Mal wird das Weihnachtsfest eher fleischlastig gefeiert, im Jahr darauf dann eher fleischlos – je nachdem, wer gerade „Regie“ führt. Gleichwohl ist natürlich stets für jeden etwas dabei; einmal mehr, einmal weniger. So ein Wechsel entschärft nicht nur die Situation, sondern er birgt auch die Chance, sich auf etwas Neues einzulassen. Und das wiederum hält uns geistig und emotional auf Trab. Dies ist sogar wissenschaftlich belegt: Wer was wagt, ist meist zufriedener! Schon mal ein schöner Vorsatz fürs kommende Jahr, oder …?

Zusammengefasst von: Barbara Nazarewska

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