GLÜCKSFITNESS – DAS SCHÖNSTE GEFÜHL IM BESTEN ALTER

Zeit der Versöhnung

von Redaktion

Es sind nur noch knapp zwei Wochen, dann steht das Fest der Liebe und auch der Versöhnung wieder vor der Tür. Ja, natürlich auch das des Konsums und Kommer- zes – aber das ist noch mal ein anderes Thema für eine andere Kolumne. Für heute würde ich gerne beim Stichwort Versöhnung bleiben.

Wie sehen Sie selbst dem Weihnachtsfest entgegen? Entspannt, vielleicht sogar freudig? Oder doch eher unruhig angesichts des oft damit verbundenen Streit- und Konfliktpotenzials?

Unterm Tannenbaum kracht es in Familien ja gern mal ordentlich. Kein Wunder, hatte man doch rund ums Jahr reichlich Gelegenheit, großen und kleinen Alltagsärger übereinander anzusammeln. Gesellt sich zu diesem dann vielleicht noch der eine oder andere ganz aktuelle Stressfaktor dazu („Was soll das heißen, du hast den Karpfen noch nicht abgeholt?!“), dann hilft auch die stimmungsvollste Beleuchtung nichts mehr. Dann war’s das erst mal mit dem Frieden auf Erden.

Schade eigentlich. Nicht nur zu Weihnachten, auch sonst sind Versöhnungsbereitschaft und auch die Fähigkeit, anderen zu verzeihen, ganz wichtige Voraussetzungen fürs Glück. Viele Studien zeigen: Kaum ein anderer psychologischer Mechanismus ist so wichtig für unseren Seelenfrieden – und auch für unsere körperliche Gesundheit.

Denn negative Gefühle wie Zorn, Frust oder gar Hass gegenüber anderen Menschen schädigen unser Herz-Kreislauf-System. Der chronische Groll, den wir lange mit uns herumschleppen, schwächt darüber hinaus auch noch das Immunsystem und macht uns so anfälliger für Tumor- und Stoffwechselkrankheiten aller Art. Verzeihen dagegen wirkt heilend – vor allem für den Verzeihenden selbst. Natürlich ist es auch für denjenigen eine schöne Sache, dem verziehen wird. Aus der Forschung weiß man aber, dass wir mit dem Verzeihen vor allem uns selbst einen Gefallen tun.

Es wirkt buchstäblich ent-lastend, alte Wut, Enttäuschung und Schmerz aktiv loszulassen. Ein Zitat von Stefan Werner Huber bringt es schön auf den Punkt: „Das Leben wird leichter, wenn wir nicht jeden Stein, der uns in den Weg gelegt wird, in den Rucksack packen.“

Übrigens ist es nicht nur wichtig, anderen verzeihen zu können, um glücklicher zu leben. Auch uns selbst zu vergeben, gehört natürlich mit dazu! Uns selbst zu akzeptieren, mit unseren Schwächen, unseren Schuldgefühlen und unseren dunklen Seiten. Die psychologische Forschung belegt außerdem, dass Senioren eher bereit zum Verzeihen sind als Jugendliche. Vermutlich liegt das an ihrer höheren emotionalen Stabilität und auch ihrer größeren Lebenserfahrung. Vielleicht aber ja auch daran, dass ihnen die Bedeutung von Beziehungen bewusster ist – und sie diese deshalb auch viel sorgsamer behandeln.

Schleppen Sie selbst auch noch den ein oder anderen Stein in Ihrem Rucksack mit sich herum, den Sie gerne los wären, liebe Leserinnen und Leser? Ja? Eventuell sind ja dann die kommenden Weihnachtstage genau der richtige Zeitpunkt dafür, um ihn abzulegen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ich wünsche Ihnen jedenfalls von Herzen ein versöhnliches und frohes Fest!

VON FELICITAS HEYNE

Die renommierte Diplom-Psychologin und Buchautorin schreibt, warum es so wichtig ist, sich von alter Wut, von Enttäuschung und Schmerz zu befreien: „Es wirkt buchstäblich ent-lastend!“

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