Das Herz ist der Motor des Kreislaufs: Es pumpt das Blut kraftvoll durch den Körper. Das klappt aber nur ohne Probleme, wenn die Herzklappen funktionieren. Doch was tun, wenn sie streiken? Und woran erkennt man das? Das erklärt Prof. Rüdiger Lange, Direktor des Deutschen Herzzentrums in München.
Merken es Betroffene immer gleich, wenn eine Klappe undicht ist?
„Nein. Ist die Mitralklappe undicht, haben viele Patienten erst nur sehr wenige Beschwerden“, sagt Lange. Mit der Zeit schließt die Klappe aber oft immer schlechter. Das führt zu Beschwerden.
Was für Anzeichen können das sein?
Das können Störungen des Herzrhythmus sein. Typisch sei „ein schneller und unregelmäßiger Puls“, erklärt Lange. Vor allem aber Luftnot bei Anstrengung. Hellhörig sollte man zum Beispiel werden, „wenn Sie eine Treppe stets problemlos geschafft haben, jetzt aber schon nach zehn Stufen stehen bleiben müssen“, erklärt Lange. Dazu können dicke und schwere Beine kommen, sowie Symptome wie Müdigkeit und Konzentrationsprobleme.
Wie findet der Arzt heraus, ob die Klappe schuld ist?
Schon beim Abhören mit dem Stethoskop könne der Arzt einen Klappendefekt an auffälligen Geräuschen erkennen, sagt Lange. Per Herzultraschall kann er den Klappen dann sogar bei der Arbeit zuschauen. Spezielle Techniken machen dabei sogar den Blutfluss im Herzen sichtbar. So erkennt man selbst eine leichte Undichtigkeit – oder eine „Stenose“: Die Klappe ist dabei verkalkt und lässt zu wenig Blut durch.
Was passiert, wenn man dann gar nichts tut?
Ein Herz mit einer defekten Klappe muss für die gleiche Leistung mehr pumpen. Mit der Zeit vergrößert sich der Herzmuskel dadurch. Das kann zu Rhythmusstörungen führen. Da sich solche Veränderungen teils nicht mehr zurückbilden, sollte man also nicht zu lange warten.
Lassen sich defekte Klappen immer reparieren?
Nein. Stark verkalkte Klappen müssen meist durch eine mechanische Klappe ersetzt werden – oder eine biologische von Rind oder Schwein. Ist eine Herzklappe indes undicht, lässt sie sich oft erhalten. „Reparieren ist besser als ersetzen“, sagt Lange. Bei der Mitralklappe, die wie ein Fallschirm zwischen linkem Vorhof und linker Hauptkammer aufgespannt ist, gelingt das oft (siehe Artikel oben).
Wie schnell sind Patienten nach der OP wieder fit?
Da der Eingriff heute viel schonender ist – früher musste dafür das Brustbein längs durchtrennt werden –, hat sich die Rehaphase verkürzt. Wie schnell sich Patienten erholen, sei aber „sehr individuell“, sagt Lange. Mancher könne schon nach drei Wochen wieder arbeiten, andere bräuchten ein paar Monate oder gar ein halbes Jahr. Hinzu kommt: „Ein Eingriff am Herzen ist immer auch eine Operation am Lebensnerv“, sagt Lange. Das werde vielen Patienten erst nach und nach bewusst – und viele bräuchten dann Zeit, diese einschneidende Erfahrung zu verarbeiten.
Zusammengefasst: Andrea Eppner