Die ersten Neuheiten des Jahres

von Redaktion

Vor zwei Wochen lagen noch die Technik-Spielzeuge 2019 unter dem Christbaum. Und nun beginnt bereits das Technik-Jahr 2020. Denn in Las Vegas startet heute die alljährliche CES, die größte Elektronikmesse der Welt.

VON JÖRG HEINRICH

Auf der Elektronikmesse CES zeigen die Hersteller von Samsung bis Sony die ersten Neuheiten des Jahres. Und wir verraten, welche Trends in den nächsten Monaten auf Technikfans warten.

5G

Der superschnelle neue Mobilfunk-Standard hatte zwar schon 2019 Premiere in Deutschland. Dieses Jahr soll aber endgültig den Durchbruch bringen. Während Smartphone-Nutzer im 4G/LTE-Netz bisher „nur“ mit rund 100 Megabit pro Sekunde surfen können, verzehnfacht sich dieses Tempo mit 5G auf ein Gigabit. So lassen sich ganze Spielfilme oder große Apps in wenigen Sekunden aufs Handy laden. Viel wichtiger als die maximale Geschwindigkeit ist aber die Echtzeit-Kommunikation mit 5G. Geräte wie Smartphones reagieren dabei ohne jede Verzögerung auf Eingaben – alle Inhalte fühlen sich an, als wären sie direkt auf dem Handy gespeichert. Erst dieser „Live-Mobilfunk“ ermöglicht zum Beispiel, dass Autos miteinander kommunizieren und sich gegenseitig vor Glatteis oder vor dem Stauende warnen.

In München gibt es bereits erste 5G-Funkzellen, vor allem im Norden der Stadt, rund um das BMW-Gelände oder in Unterföhring. 2020 wollen Telekom, Vodafone und O2 kräftig ausbauen. Die Telekom bringt 5G unter anderem in die Allianz Arena. Erste 5G-Tarife kosten derzeit happige 30 bis 85 Euro im Monat – und werden im Laufe der Zeit hoffentlich günstiger.

Smartphones

5G als Standard-Ausstattung bei den Topmodellen von Samsung oder Apple – das wird der wichtigste Smartphone-Trend 2020. Bisher gibt es nur wenige 5G-Handys wie das Samsung Galaxy S10 5G, die sehr teuer sind, den Akku schnell leersaugen und häufig heiß laufen. Zudem funktionieren sie oft nur im Netz eines einzigen Providers. Erst bei der nächsten Generation wie dem Galaxy S11 oder dem iPhone 12, die im Laufe des Jahres erscheinen, lohnt sich der Kauf.

Weitere Handy-Neuigkeit: Bildschirme mit 120 Bildern pro Sekunde sorgen für eine extrem flüssige Anzeige von Spielen oder Filmen. Klapp-Handys mit faltbarem Schirm waren der große Technik-Flop 2019. Hier versucht unter anderem Motorola mit der Neuauflage des Kult-Handys Razr (ab Sommer für 1500 Euro), es 2020 besser zu machen.

Und das Wettrüsten bei den Smartphone-Kameras geht weiter, unter anderem mit 200-Megapixel-Bildsensoren. Sie können durch Software-Tricks und künstliche Intelligenz den optischen Zoom echter Kameras ersetzen. Gefilmt wird dabei nicht mehr in 4K, sondern in 8K.

Apple

Der US-Konzern könnte 2020 so viele neue iPhones auf den Markt bringen wie noch nie. Bereits im Frühjahr wird das iPhone 9 als Einstiegsmodell um die 600 Euro erwartet. Es bietet voraussichtlich das Gehäuse des bisherigen iPhone 8 mit Home-Knopf, ist aber mit der aktuellen Technik des iPhone 11 ausgestattet.

Im Herbst debütieren dann Apples neue Top-Smartphones, die voraussichtlich iPhone 12 heißen. Sie sollen das bei den Fans heiß geliebte, eckigere Design des iPhone 4 von 2010 wiederbeleben und erstmals 5G-Mobilfunk bieten. Der Fingerabdrucksensor Touch ID wandert dabei unsichtbar unter das Display. Das normale Modell schrumpft offenbar von 5,8 auf 5,4 Zoll, während das größere von 6,5 auf 6,7 Zoll wächst.

Neben neuen iPad Pro-Modellen warten Apple-Jünger vor allem auf die nächsten MacBooks. Denn nach der Premiere im neuen, 16 Zoll großen MacBook Pro, sollen alle Apple-Laptops endlich wieder eine brauchbare Tastatur erhalten. Die lauten und klapprigen Tasten der letzten Jahre gehören dann der Vergangenheit an.

Spielkonsolen

Für Spielefans wird 2020 extrem spannend. Denn zum Weihnachtsgeschäft kommen sowohl die PlayStation 5 als auch die Xbox Series X auf den Markt. Microsoft hat im Dezember bereits vorgelegt und die neue Xbox mit dem kryptischen Namen erstmals öffentlich präsentiert. Die Konsole erinnert nicht nur optisch an einen klassischen PC, sondern ist auch technisch eng mit Windows-10-Rechnern verwandt. Viele Spiele laufen deshalb sowohl auf der Xbox Series X als auch unter Windows. Das 400 bis 500 Euro teure Topmodell soll mit einer Rechenleistung von 12 Teraflops doppelt so stark sein wie die aktuelle Xbox One X.

Sony dürfte bei Preis und Leistung mit der PlayStation 5 ähnlich aufgestellt sein. Erstmals zu sehen ist die Japan-Konsole wohl schon in diesen Tagen auf der CES. Dann enthüllt Sony auch, ob die PS5 tatsächlich in einer spektakulären V-Form erscheint. Die Öffnung im Inneren hilft bei der Kühlung und erinnert an das römische V für die Zahl 5.

Der neue Konkurrent Google will sein Spielestreaming Stadia nach einem Fehlstart Ende 2019 dieses Jahr etablieren. Dabei werden alle Spiele auf Google-Servern berechnet und dann nur noch als Bild und Ton übertragen. So laufen sie ohne Konsole auf jedem Fernseher und selbst auf leistungsschwachen Smartphones oder PCs.

Fernseher

Obwohl es in Deutschland noch kaum Fernsehsendungen in 4K gibt, setzen Hersteller wie LG oder Samsung bereits auf den Nachfolger 8K. Hier sind die Bilder erneut viermal schärfer als bei 4K. Die ersten Modelle gibt es ab rund 3000 Euro. Doch mehr als ein teurer Werbegag ist die neue Technik bisher nicht. Denn bei den üblichen TV-Größen zwischen 55 und 65 Zoll kann das Auge kaum noch einen Unterschied zwischen 4K und 8K erkennen. Mit einem guten 4K-Fernseher, am besten mit einem kontraststarken OLED-Schirm (ab 1300 Euro) wie dem Warentest-Sieger LG OLED55C97LA, sind Käufer weiterhin am besten bedient.

Auch die weiteren bisher angekündigten TV-Neuheiten sind eher Kosmetik. So zeigt Samsung auf der CES den ersten 8K-Fernseher, der komplett ohne Rand rund ums Display auskommt und bei dem das Bild von Ecke zu Ecke reicht. Nützlicher könnte eine Idee aus China sein. Branchenneuling TCL bringt erste Fernseher mit der Mini-LED-Technik. Dabei beleuchten über 25 000 winzige LEDs von hinten den Bildschirm. So lassen sich Helligkeit, Kontrast und Farben deutlich besser steuern als mit klassischen Leuchtdioden. Das soll für OLED-Bildqualität zu günstigeren Preisen sorgen.

Umwelt

Der Blaue Engel für Waschmittel oder Staubsauger – dieses Öko-Siegel ist seit seiner Einführung 1978 bundesweit bekannt. Ab 2020 erhalten erstmals auch Computerprogramme die Umwelt-Kennzeichnung. Hintergrund ist der enorm unterschiedliche Energiebedarf von Software. Als Beispiel nennt das Umweltbundesamt die Daten von Textverarbeitungsprogrammen, die sich bei Stromverbrauch sowie bei der Auslastung von Prozessor und Arbeitsspeicher um ein Vielfaches unterscheiden. So beansprucht eine gezeigte Textsoftware einen Prozessor nur zu 1,64 Prozent, während ein vergleichbares Programm auf 14,23 Prozent kommt. Solche ressourcenhungrige und mit Funktionen überfrachtete Software sorgt laut Umweltbundesamt dafür, dass sich Nutzer schneller als nötig neue Hardware zulegen müssen – mit allen negativen Konsequenzen für die Umwelt, wie dem Bedarf an seltenen Erden.

Für den Blauen Software-Engel sollen Hersteller nachweisen, dass ihre Programme auch noch auf einem fünf Jahre alten Referenzsystem laufen.

Virtual Reality

Die klobigen Datenbrillen gibt es nun schon einige Jahre, doch die virtuelle Realität kommt nicht recht vom Fleck. Nur wenige Technik-Begeisterte wollen in künstliche Welten eintauchen. 2020 nehmen die Hersteller den nächsten Anlauf. Facebooks VR-Tochter Oculus entwickelt die Quest weiter – eine Datenbrille für 450 Euro, die ohne Kabel und ohne PC-Grafikkarte einfacher funktioniert als die Vorgänger. Und auch die Inhalte sollen interessanter werden. So feiert Ende Februar in Chicago die VR-Anwendung „The March“ Weltpremiere. Nutzer sollen dabei das Gefühl haben, dass sie bei Martin Luther Kings legendärer „I have a dream“-Rede 1963 mitten unter den Zuschauern in Washington stehen. Derzeit sind mehrere solcher Virtual-Reality-Projekte in Arbeit, die geschichtliche Ereignisse neu zum Leben erwecken wollen.

Streaming

Immer mehr Abos für immer mehr Geld – dieser Trend setzt sich auch 2020 fort. Wer die vielen Streamingdienste überhaupt noch nutzen (und bezahlen) soll, ist dabei die große Preisfrage. Am 31. März startet für voraussichtlich 6,99 Euro im Monat auch in Deutschland Disney+. Das Angebot klingt allerdings spektakulär und dürfte Netflix oder Amazon echte Sorgen bereiten. Im Preis inbegriffen sind praktisch alle Inhalte von Disney und Pixar, von „Star Wars“ bis „Toy Story“, Marvel-Superhelden und sämtliche Folgen der Simpsons. Noch Ende 2019 gestartet ist die Bezahlvariante des Streamingdienstes Joyn von ProSiebenSat.1. Joyn Plus+ (mit Doppel-Plus) bietet für ebenfalls 6,99 Euro monatlich TV-Livestreaming, Mediatheken, den Eurosport Player und eigene Inhalte wie die großartige Fremdschäm-Comedy „Jerks“ – alles in HD. Joyn ist der Nachfolger von Maxdome, dessen Inhalte zum großen Teil ins neue Angebot übernommen werden.

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