Kein Gift fürs Herz!

von Redaktion

Experten verraten, welche 13 Fehler Sie vermeiden sollten

VON ANDREAS BEEZ

Es wiegt gerade mal circa 300 Gramm und ist etwa so groß wie eine menschliche Faust: Trotzdem ist das Herz ein beeindruckendes Hochleistungsorgan. In einem durchschnittlich langen Leben schlägt es rund drei Milliarden Mal und pumpt dabei 250 Millionen Liter Blut durch den Körper.

Damit das möglichst reibungslos funktioniert, sollte man das sensible System aus Herzmuskel und Gefäßen pflegen. Und, mindestens genauso wichtig: Man sollte ihm nicht schaden. Hier verraten Ihnen zwei Münchner Kardiologen, was alles Gift für Ihr Herz ist – und welche 13 Fehler Sie daher unbedingt vermeiden sollten.

Fehler 1: Sporteln trotz Erkältung – oder gar mit einem fiebrigen Infekt

„Eine solche Erkrankung sollte man gründlich auskurieren und erst dann wieder trainieren, wenn die Symptome vollständig abgeklungen sind und sich der Körper wieder erholt hat“, warnt Prof. Michael Block, Chefarzt und stellvertretender Ärztlicher Direktor in der Klinik Augustinum. Zum einen werde das Herz bei Fieber ohnehin stärker belastet. „Es muss mehr pumpen, weil die Gefäße weitgestellt sind, um die Wärme loszubekommen.“ Zum anderen bestehe die größte Gefahr darin, dass Viren oder sehr selten Bakterien den Herzmuskel befallen und massiv schädigen. Im schlimmsten Fall kann eine „Myokarditis“, also eine Herzmuskelentzündung, zu einer dramatischen Herzschwäche führen – und sogar tödlich enden. Bei einer Myokarditis sollte man sich unbedingt schonen. Zudem muss der Herzrhythmus und der Verlauf der Erkrankung engmaschig kontrolliert werden. Doch oft gehen die Betroffenen erst zu spät zum Arzt.

Fehler 2: Erkältet in die Sauna gehen

Auf keinen Fall: Mit einem heftigen Infekt sollte man generell nicht saunieren, um das Herz zu schonen. Das gilt ganz besonders, wenn Fieber dazukommt – das belastet das Herz schon genug.

Fehler 3: Kokos- oder Palmöl verwenden

„Darauf sollte man ganz verzichten“, empfiehlt Prof. Sigmund Silber, niedergelassener Herzspezialist in der Praxis Kardiologie im Tal und Leiter des Münchner Kardiologenkongresses „pci.live“. „Denn diese Ölsorten enthalten viel schädliche gesättigte Fettsäuren.“ Diese begünstigten die Entstehung der Atherosklerose, einer tückischen Erkrankung des Blutgefäßsystems. Dabei lagern sich fetthaltige, später verkalkte Plaques in den Gefäßwänden ab. Diese können plötzlich platzen und zu einem Gefäßverschluss führen. Passiert dies in den Herzkranzgefäßen, erleidet der Patient einen Herzinfarkt. Palmöl steckt übrigens oft in Fertigprodukten – oder Schokolade. Und: Wer schon nicht auf Schokolade verzichten möchte, solle lieber dunkle als weiße naschen, rät Silber. In weißer Schokolade sei der Anteil an Kakao, der an sich gesund sei, besonders gering.

Fehler 4: Körperlich hart arbeiten trotz großer Kälte

Holz für den Kamin spalten oder Schnee schippen – derzeit nicht nötig. Doch Experte Block kann sich noch gut an einen Wintereinbruch vor einigen Jahren erinnern. „Damals gab es über Nacht 30, 40 Zentimeter Neuschnee“, erzählt er. „Am nächsten Tag hatten wir in der Klinik außergewöhnlich viele Patienten mit Herzinfarkten zu versorgen.“ Der Kardiologe erklärt auch den Grund dafür: „Durch eine ungewohnte körperliche Anstrengung, verbunden mit dem Kältereiz, können bei Menschen mit hohem Risiko – etwa durch Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck oder hohe Cholesterinwerte – Plaques in den Herzkranzgefäßen plötzlich aufbrechen und zu Gefäßverschlüssen führen.“

Fehler 5: Längere Zeit freiverkäufliche Schmerzmittel einnehmen

Medikamente wie „Diclofenac“ oder „Ibuprofen“ wirken zwar in vielen Fällen sehr gut, beispielsweise bei Arthrose- oder Kopfschmerzen. Aber: Wenn man diese Mittel zu lange schluckt, steige das Risiko für Herz- oder Kreislaufprobleme, warnt Experte Silber. Deshalb sei es wichtig, eine regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln mit dem Arzt abzustimmen. Gerade bei chronischen Schmerzen gebe es in vielen Fällen alternative Präparate, die Herz und Gefäße weniger oder gar nicht belasten.

Fehler 6: Sich beim Fußballschauen sehr aufregen

Das sollte man lieber vermeiden. Denn: Massiver Stress kann im schlimmsten Fall sogar zu einem Herzinfarkt führen. Das hat etwa eine große wissenschaftliche Studie zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gezeigt. „Damals stieg die Infarktrate während der Spiele der deutschen Mannschaft merklich an“, berichtet Kardiologe Block. Psychische Belastungen können aber auch im Arbeitsleben verhängnisvoll sein – gerade dann, wenn dazu noch permanent hoher Druck und negative Kommentaren von Vorgesetzten kommen. „Dauerhaft negativer Stress kann einen Herzinfarkt begünstigen!“

Fehler 7: Sich zu lange von Schmerz und Trauer überwältigen lassen

Eine Trennung oder gar der Tod des Partners zieht vielen Menschen den Boden unter den Füßen weg. Vor allem Frauen über 50 können sogar derart stark leiden, dass ihr Herz schlagartig kaum noch arbeitet. „Broken-Heart-Syndrom“, also das Syndrom des gebrochenes Herzens, nennt man dieses Phänomen. „Dahinter steckt eine akut einsetzende Funktionsstörung des Herzmuskels“, erklärt Block. Kardiologen sprechen auch von einer „Stress-Kardiomyopathie“ oder einer „Tako-Tsubo-Kardiomyopathie“.

Fehler 8: Beim Sporteln Beschwerden im Hals oder im Unterkiefer ignorieren

„Sie können auch Ausdruck einer Angina pectoris sein – also Beschwerden, die von einer Verengung der Herzkranzgefäße hervorgerufen werden“, warnt Experte Silber. „Im schlimmsten Fall steckt ein sich ankündigender Herzinfarkt dahinter.“

Fehler 9: Die Grenzen des Körpers bei extremem Ausdauersport überschreiten

„Sogar bei gesunden Sportlern führen massivste Belastungen, etwa durch einen Ultramarathon, nicht selten zu Vorhofflimmern“, warnt Experte Block. Vorhofflimmern ist eine Störung des Herzrhythmus. Es ist gefürchtet, weil es einen Schlaganfall auslösen kann.

Fehler 10: Rauchen

„Anders als beim Thema Alkohol gilt beim Thema Rauchen das Null-Toleranz-Prinzip“, betont Silber. Denn bei keinem anderen Lebensstil-Fehler ist die Bezeichnung „Gift fürs Herz“ treffender: „Rauchen schädigt unter anderem das Herz und die Gefäße extrem“, sagt Silber – und zwar unabhängig von der Zigarettensorte. „Wer glaubt, er rauche doch nur sogenannte leichte Zigaretten, lügt sich selbst in die Tasche“, sagt Silber. „Es gibt keine leichten Zigaretten!“ Wer unbedingt ein „Laster“ brauche, der solle lieber ab und zu mal ein Glas Bier oder Wein trinken. Zumal: „Eine große wissenschaftliche Studie mit über 200 000 Patienten hat gezeigt, dass es sogar eher ungünstig sein kann, ganz auf Alkohol zu verzichten“, sagt Silber – sicher zur Freude vieler Genießer. „Geringe Mengen wirken sich offenbar positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus.“ Als gering gelten dabei täglich höchstens 20 bis 30 Gramm Alkohol bei Männern und zehn bis 20 Gramm bei Frauen. Zur besseren Einordnung: Eine Halbe Bier enthält bereits 20 Gramm Alkohol.

Fehler 11: Zu viel Salz zu sich nehmen

Pro Tag sollte man insgesamt nicht mehr als fünf Gramm Salz zu sich nehmen. Der Grund: „Salz kann in größeren Mengen zu Wassereinlagerungen führen und Bluthochdruck verursachen sowie zu einer Belastung für die Nieren werden“, erklärt Kardiologe Silber. Beim Salz ist weniger also mehr!

Fehler 12: Zu wenig Obst, Gemüse und Bewegung

Der Effekt gesunder Ernährung und Bewegung wird gern unterschätzt. Doch das ist ein großer Fehler. Denn diese Lebensstil-Faktoren seien „entscheidend für die Herzgesundheit“, warnt Silber. Dem Kardiologen zufolge sollten mindestens je 200 Gramm Obst und Gemüse täglich auf den Teller kommen. Außerdem sollte man eher selten Fleisch essen. „Lassen Sie sich lieber öfter mal einen leckeren fettreichen Fisch schmecken“, rät Silber. Und: „Faulenzen schadet mehr, als viele Menschen glauben. Unser Kreislauf will ab und zu gefordert werden.“ Die Faustregel: mindestens zweieinhalb Stunden moderate Bewegung pro Woche oder 75 Minuten anstrengendes Training.

Fehler 13: In die Zuckerfalle tappen

„Gerade in Getränken wie Limonaden und Säften lauern extreme Mengen an Zucker, die viele Verbraucher gar nicht auf dem Schirm haben“, wart Silber. Eine ungesunde Ernährung mit zu viel schädlichen Fetten und Zucker könne aber unter anderem Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas, also Fettleibigkeit, und die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus befeuern. Diese gehörten zu den sogenannten stillen Killern, die häufig Herzinfarkte und Schlaganfälle mitverursachen können.

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