Gefahrenzone Haushalt

von Redaktion

Ausgerechnet daheim kommt es besonders oft zu Unfällen. Vor allem ältere Menschen stürzen häufig. Wo lauern die größten Gefahren? Und: Wie leistet man Erste Hilfe? Unser Ratgeber für den Ernstfall.

VON A. DAMMEL, C. BACHMANN UND B. NAZAREWSKA

Die Gefahren im eigenen Heim werden oft unterschätzt. Dabei können Unfälle im Haushalt sogar mit dem Tod enden. Bundesweite Zahlen belegen: Rund 11 000 Menschen kommen pro Jahr im eigenen Zuhause ums Leben kommen – also mehr als dreimal so viele wie im Straßenverkehr. „Jährlich haben vier Millionen Menschen in Deutschland Arztkontakt nach einem Haushaltsunfall“, sagt auch Tobias Helfen. Er ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Notfallmedizin am Klinikum der Universität München. Die Fälle reichten von Stürzen von der Leiter beim Fensterputzen über abgetrennte Finger beim Rasenmähen bis hin zu dem (Enkel-)Kind, das Reinigungsmittel trinkt. Die wichtigsten Fakten im Überblick:

Ältere Menschen sind besonders gefährdet

Bei Senioren ist vor allem die Gefahr durch Stürze groß, denn viele sind nicht mehr so sicher und widerstandsfähig, sagt Prof. Peter Sefrin, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Unter den Haushaltsunfällen kommen Stürze mit großem Abstand am häufigsten vor, bestätigt auch Susanne Woelk, Geschäftsführerin der Aktion „Das Sichere Haus“ (DSH). „Die Verletzungen reichen dann von harmlosen Prellungen über Knochenbrüche an Armen und Beinen bis hin zum Schädelbasisbruch!“ Am stärksten seien Menschen ab 65 gefährdet: „Das Sturzrisiko steigt mit dem Alter.“

Treppen sind häufige Stolperfallen im Haus

Wer wacklig auf den Beinen ist, sollte vor allem beim Treppensteigen vorsichtig sein. Auf Fliesen oder Holz kommt man schnell ins Rutschen. Wer die Stufen aber nicht komplett mit Teppich beziehen lassen will, kann Antirutschstreifen auf Stein kleben oder Stufenmatten auf Holzstufen.

Zudem gehört an jede Seite der Treppe ein vor der Wand gut sichtbarer Handlauf. Ideal sind runde oder halbrunde Modelle mit einem Durchmesser von drei bis viereinhalb Zentimetern. Zur Wand sollten es noch einmal mindestens fünf Zentimeter sein. Da die Hände stets vorgreifen, kann der Lauf 30 Zentimeter über Treppenanfang und -ende hinausragen.

Ganz besonders wichtig ist es auch, die Treppe gleichmäßig auszuleuchten, denn Licht schafft mehr Übersicht. Am besten kommt es aus mehreren Lichtquellen. Selbstleuchtende Lichtschalter an beiden Treppenseiten erleichtern das Schalten, vor allem im Dunkeln. Weil man auf der ersten und letzten Stufe am leichtesten stolpert, sollten sie am besten mit einem Streifen beklebt werden, der ebenfalls leuchtet, wenn er angestrahlt wird.

Und: Auch wenn es hübsch aussieht – das Treppenhaus sollte keinesfalls zur Abstellfläche für Blumenvasen, Grünpflanzen oder Windlichter werden!

Auch Bettvorleger können gefährlich sein

Typische Sturzfallen lauern nicht nur im Treppenhaus, sondern etwa auch im Schlafzimmer, warnt Prof. Georg Gradl, Chefarzt der München Klinik Harlaching: etwa in Form von Bettvorlegern. Aber auch falsche Kleidung, zum Beispiel weite oder lange Röcke sowie Jogginghosen, und schlechte Schuhe, nämlich wenn es sich um offene Modelle handelt, können Stürze begünstigen. Fest sitzende und geschlossene Schuhe sind indes sicherer. Eine altersgerechte Wohnung hat im Idealfall auch barrierefreie Zugänge – zur Küche, zum Schlafzimmer und zum Bad (Kasten).

Ein Bruch hat massive Folgen für den Alltag

„Der häufigste Bruch bei älteren Menschen ist die Fraktur der Speiche, eines Unterarmknochens“, sagt Experte Gradl. Hinzu kämen Brüche des Oberarmknochens und der Beckenregion. „Die gefürchtete Fraktur des Oberschenkelhalses führt häufig zu einer massiven Änderung der Lebensumstände der Patienten – sie können danach oft nicht mehr allein in ihrer Wohnung leben und sind auf fremde Hilfe angewiesen!“ Nach einem solchen Bruch müsse eine OP durchgeführt werden. „In aller Regel können wir heute aber auch hochbetagte Patienten sehr sicher operieren – dank verträglicherer Narkosen.“ Zudem gebe es spezielle Implantate für ältere Menschen, deren Knochen nicht mehr so belastbar sind. Meistens könnten sich die Patienten nach einer Operation bald wieder bewegen. Trotzdem bleibe die Behandlung einer hüftnahen Fraktur eine Belastung für sie – insbesondere für Senioren, die zuvor völlig selbstständig gelebt haben.

Wie leistet man Erste Hilfe im Notfall?

Zunächst sollte man stets die richtige Nummer parat haben – im Notfall die 112. Ist der Notarzt dann auf dem Weg und die eigene Sicherheit gewährleistet, kann es mit den eigentlichen Hilfsaktionen losgehen: die Herz-Lungen-Wiederbelebung, die stabile Seitenlage und die Blutstillung. Das sind die Maßnahmen, die mitunter zwischen Leben und Tod entscheiden! Wer sich nicht mehr sicher ist, ob er dieses Wissen im Ernstfall parat hat, sollte (noch mal) einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen.

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