Schönheit per Skalpell und Spritze

von Redaktion

Die Haut ist faltenfrei, der Bauch flach, die Lippen prall: Für den Gang über den roten Teppich brezeln sich Stars kräftig auf – wie bei der Verleihung der „Oscars“ vergangene Nacht. Doch vieles ist nur schöner Schein. Zwei Münchner Experten verraten, wie nicht nur Promis nachhelfen.

VON ANDREA EPPNER

Krähenfüße knittern sich neben den Augen in die Haut. Die Zornesfalte gräbt sich über der Nase tief in die Stirn. Auch Bauch und Busen sind nach zwei Geburten nicht mehr so straff wie früher. Fragen Sie sich beim Blick in den Spiegel auch manchmal, wie Filmstars im Alter noch aussehen wie mit Mitte dreißig und wie es Modelmamas schaffen, kurz nach der Entbindung in Dessous über den Laufsteg zu flanieren? Alles nur Training, Disziplin und Schminke?

Von wegen! Mediziner helfen der Schönheit mit vielen Tricks auf die Sprünge. Einige „Klassiker“ haben uns zwei Münchner Experten verraten: Privatdozent Dr. Alexander Konstantinow, Oberarzt an der Hautklinik der Technischen Universität München und Leiter der Sprechstunde kosmetische Dermatologie, und Prof. Riccardo Giunta, Direktor der Abteilung für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und Ästhetische Chirurgie am Klinikum der Universität München.

Weg mit Zornesfalten

Das Problem: Eine ausgeprägte Mimik gräbt schon Jüngeren tiefe Falten ins Gesicht. Das hilft: Gegen Krähenfüße oder eine starke Zornesfalte helfen Präparate mit „Botulinumtoxin A“, bekannter unter dem Markennamen „Botox“, erklärt Konstantinow. Es sind aber auch Produkte anderer Hersteller zugelassen. Diese Mittel werden so unter die Haut gespritzt, dass sie bestimmte Muskeln lähmen – vorübergehend. Der Effekt hält drei bis sechs Monate an, bei Rauchern kürzer. Die Kosten: Eine Botox-Spritze mit 50 Einheiten kostet rund 130 Euro. Die Menge reiche für mehrere kleine Falten. Dazu kommen die Kosten für die Behandlung. Lässt die Wirkung bereits nach einem Monat nach, sollte man argwöhnisch werden, rät der Experte. Unseriöse Anbieter verdünnten die Präparate. Die Risiken: „Relativ ungefährlich“, sagt Konstantinow. Möglich sind Infektionen, Allergien sind selten. Der Arzt müsse sein Handwerk beherrschen: Spritzt er zu tief oder an falscher Stelle, drohen bestenfalls ein unnatürliches Ergebnis oder Lähmungen falscher bzw. zusätzlicher Muskeln. So haben sich bereits Patienten an Konstantinow gewandt, die den Mund nicht mehr ganz öffnen und normal kauen konnten – ihr Arzt hatte die feinen Fältchen an der Oberlippe mit zu viel Botox behandelt.

Fältchen und Lippen

Das Problem: Mit den Jahren lässt die Spannkraft der Haut nach, das Unterhautfettgewebe nimmt ab. Die Haut hängt ein wenig. Die Lippen drehen sich nach innen, erscheinen dadurch schmaler. Das hilft: Knitterfältchen an Mundwinkeln, Stirnfältchen und schmale Lippen lassen sich durch Spritzen mit „Hyaluronsäure“ aufpolstern, ein Naturprodukt. Allerdings bildet der Körper ein Enzym, das Hyaluronsäure abbaut. Daher ist der Effekt begrenzt: bei Hyaluronsäure mit niedrigem Vernetzungsgrad drei bis vier Monate, bei hohem 12 bis 18 Monate. Die Kosten: Eine Spritze mit einem Milliliter Hyaluronsäure kostet zwischen 100 und 200 Euro. Dazu kommt noch die Behandlung. Die Risiken: Infektionen durch mangelnde Hautdesinfektion, die sich auch erst Wochen nach der Behandlung zeigen können, da Hyaluronsäure tief gespritzt werde, wie Konstantinow sagt. Darum müsse besonders sorgfältig desinfiziert werden. Gefürchtet sind auch: „Schlauchbootlippen“. Sie entstehen, wenn es Ärzte bei der Menge übertreiben, schimpft der Experte. Sein Tipp: Für ein natürliches Ergebnis sollten Patienten ein Foto mitbringen, das sie mit 18 bis 20 Jahren zeigt. So lasse sich die optimale Menge viel besser abschätzen. Und: Auch aufgeblähte Gesichter und Hamsterbacken entstünden oft, wenn Ärzte versuchen, selbst große Hautüberschüsse mit Hyaluronsäure zu füllen. Da sei ein „Facelift“ die bessere Wahl.

Glatt per „Facelift“

Das Problem: Viele Falten im Gesicht, durch einen starken Hautüberschuss bei Älteren, oft mit hängenden Lidern. Das hilft: „Facelift“ bedeutet: Die Gesichtshaut oder ein Teil davon wird in Voll- oder Teilnarkose gestrafft. Dazu führe der Plastische Chirurg das Skalpell am Haaransatz entlang und um die Ohrmuschel herum, erklärt Experte Prof. Riccardo Giunta – und rät zur „SMAS-Technik“: Dabei löse man die Hautschicht erst sorgfältig von der darunter gelegenen Bindegewebsschicht und straffe diese dann, um so Zug auf den Narben zu vermeiden. Überschüssige Haut wird entfernt. Die Kosten: Je nach Ausmaß zwischen 6000 und 8000 Euro, mindestens! Giunta warnt vor Eingriffen zu „Supermarktpreisen“ und rät, unbedingt auf einen erfahrenen Plastischen Chirurgen zu setzen. „Schönheitschirurg“ ist ein ungeschützter Begriff. Jeder auch ohne chirurgische Facharztausbildung könne sich so nennen. „Facharzt für Plastische Chirurgie“ werde man dagegen erst durch eine sechsjährige Ausbildung, nachgewiesene Operationen in allen Bereichen des Körpers und eine Prüfung durch die Landesärztekammer. Die Risiken: Neben allgemeinen OP-Risiken wie Asymmetrie und Infektionen könne etwa der Gesichtsnerv geschädigt werden. Das führt zu dauerhaften Lähmungen im Gesicht. Wird die Haut zu stark gestrafft, wirkt das Ergebnis unnatürlich.

Größere, straffe Brüste

Das Problem: Manche Frauen wünschen sich eine größere Oberweite. Oder: Die Brüste haben sich nach Geburt und Stillzeit dauerhaft verändert; die Hormonumstellung und das Stillen führten zu erheblichen Veränderungen, erklärt Giunta. Danach sind die Brüste oft weniger straff, die Brustwarzen sinken ab. Das hilft: Bei einer Straffung entstehen Narben um den Brustwarzenhof herum und in der Unterbrustfalte. Die Brust wird angehoben, überschüssige Haut entfernt. Diese OP kann mit einer Vergrößerung durch ein Brustimplantat kombiniert werden. Letztere gibt es auch separat: Dabei werden meist Silikonkissen eingesetzt – in Europa oft anatomisch geformte, für ein natürliches Dekolleté. In den USA bevorzugten Frauen häufig runde Implantate: Man soll ruhig sehen, dass man sich eine Schönheits-OP leisten kann. Die Kosten: mindestens 5000 bis 6000 Euro. Die Risiken: allgemeine OP-Risiken wie Blutungen und Infektionen sowie Wundheilungsstörungen und asymmetrische Brüste. Die Stillfähigkeit und Sensibilität in der Brustwarze kann verloren gehen. Da der Körper Fremdkörper immer mit Bindegewebe umhüllt, kann auch eine „Kapselfibrose“ entstehen, teils mit Verhärtungen und Schmerzen. Dann müssen Implantat und Kapsel entfernt werden.

Fett absaugen

Das Problem: Eine unschöne Kontur durch zu viel Fett an bestimmten Körperstellen, etwa „Reiterhosen“ außen an den Oberschenkeln oder an Unterbauch oder Flanken. Das hilft: Fett an Bauch und Beinen lässt sich mit einer Kanüle in einer OP unter lokaler oder Vollnarkose absaugen. Danach muss man bis zu acht Wochen Kompressionshosen oder -strümpfe tragen. Die Kosten: Je nach Umfang des Eingriffs mindestens 4000 bis 5000 Euro. Die Risiken: allgemeine OP-Risiken wie Blutungen und Infektionen, sichtbare Narben und unschöne Dellen.

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