Darmkrebs-Vorsorge? Kein Grund zur Panik!

von Redaktion

Ein Münchner Experte erklärt, warum die Untersuchung eine echte Chance ist

Erst versetzt ihn ein Huhn in Panik, dann Blumen und Haartrockner: Im neuen Werbespot der Felix-Burda-Stiftung zum Start des Darmkrebsmonats März mimt Schauspieler Wayne Carpendale einen Phobiker und Sissi Perlinger eine Ärztin. Die beiden nehmen die verbreitete Angst vor Vorsorge-Untersuchungen aufs Korn, im Spot „Präventiophobie“ genannt. Dabei sei das wirklich Tödliche an der Darmkrebs-Vorsorge, darauf zu verzichten. Warum? Das erklärt Dr. Berndt Birkner, Gastroenterologe in München und Kuratoriumsmitglied der Stiftung.

Warum ist es so wichtig, Darmkrebs möglichst früh zu erkennen?

Weil die Chancen auf „vollständige Heilung“ dann am besten sind, sagt Birkner. Spät erkannt lasse sich die Erkrankung oft nicht mehr heilen. Hinzu kommt: Darmkrebs ist bei Frauen die zweit- und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung. Insgesamt erkranken in Deutschland rund 60 400 Menschen pro Jahr daran, mehr als 24 000 sterben.

Wie entdeckt man Darmkrebs früher?

„Am besten gelingt das mit einer Koloskopie, einer Darmspiegelung“, sagt Birkner. Alternativ gibt es einen immunologischen Test auf Blut im Stuhl (iFOBT). Gesetzliche Krankenkassen laden alle ab 50-jährigen Versicherten per Brief zu diesen Untersuchungen ein. Für Frauen werden zunächst nur jährlich die Kosten für den Stuhltest übernommen. Ab 55 Jahren haben sie die Wahl zwischen Stuhltest und Darmspiegelung, die bei unauffälligem Befund nach zehn Jahren wiederholt werden sollte. Männer können sich seit 2019 schon ab 50 Jahren für die Koloskopie entscheiden. Der Grund: „Männer haben ein höheres Risiko an Darmkrebs zu erkranken – und das in der Regel auch etwas früher als Frauen“, sagt Birkner. „Hier sind wir sozusagen das schwache Geschlecht.“

Wie treffsicher ist die Koloskopie?

Sie ist sehr genau! Damit ließen sich mehr als 95 Prozent aller relevanten Veränderungen im Darm erfassen, die bereits Darmkrebs sind – oder dazu führen können, sagt Birkner. Denn damit lassen sich bereits gutartige Tumore wie Adenome und Polypen erkennen und entfernen, aus denen später Krebs entstehen kann. „Viele sagen, ich will gar nicht wissen, dass ich Darmkrebs habe“, sagt Birk–ner. Dabei gehe es bei der Untersuchung vor allem darum, Darmkrebs zu vermeiden. Nur bei etwa einem Prozent der Untersuchten wird tatsächlich ein Karzinom entdeckt. Die meisten aufgespürten Veränderungen sind gutartig. Und: Bei mehr als 90 Prozent der Untersuchten ist der Darm unauffällig.

Die Darmspiegelung kann also Leben retten?

Ja. „Das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, lässt sich damit um über 70 Prozent senken“, sagt Birkner. Einer Hochrechnung der Felix-Burda-Stiftung zufolge wurden seit Start des Vorsorge-Programms im Jahr 2002 bereits 139 000 Todesfälle und 290 000 Neuerkrankungen verhindert.

Warum verzichten dann so viele auf die Vorsorge?

In Befragungen gaben 58 Prozent der ab 55-jährigen Teilnehmer als Grund an, dass sie „keine Probleme mit dem Darm haben“. Doch: „In frühen Stadien bereitet Darmkrebs keine Symptome“, sagt Birkner. „Zu warten, bis man Beschwerden hat, ist ein fataler Fehler – dann kann es zu spät sein.“ Zu den Anzeichen zählen etwa Schmerzen, ein aufgetriebener Bauch, Stuhlveränderungen bis hin zum Darmverschluss. Ist die Ursache dafür tatsächlich Darmkrebs, sei der schon weit fortgeschritten. Ein Alarmzeichen sei es auch, wenn Blut im und auf dem Stuhl mit bloßem Auge erkennbar sei. Dann sollte man sofort zum Arzt. Viel früher schlägt der Stuhlbluttest an. Dieser sei zwar nicht so sicher wie die Koloskopie. „Es ist aber besser einen Stuhltest zu machen, als gar nichts zu tun.“

Zusammengefasst: A. Eppner

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