„Bitte keine angstbesetzten Worte“

von Redaktion

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Experten warnen: Manche Kinder trauen sich nicht mehr in den Unterricht, weil sie Angst haben, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Wie schaffen es Eltern, ihren Nachwuchs zu beruhigen? Prof. Helena Dimou-Diringer, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin, hat darauf ein paar gute Antworten.

Wie sollten Eltern ihren Kindern die Erkrankung beschreiben?

Sie sollten vor allem sprachlich sensibel damit umgehen. Das heißt: Sie sollten die Krankheit deutlich und klar beschreiben – dabei aber nicht übertreiben und angstbesetzte Worte verwenden. Zudem sollten sie unbedingt bei den Fakten bleiben und etwa erklären, dass „normale“ Grippeviren viel häufiger sind und dass an ihnen auch ein bis zwei von 1000 Erkrankten sterben. Selbst wenn die Sterblichkeitsrate im Fall des neuartigen Virus in China und Italien nun höher ist – hierzulande ist das definitiv nicht der Fall! Und: Der Verlauf ist meist milde, wie eine Erkältung.

Was, wenn ein Kind danach fragt, wie wahrscheinlich es ist, dass es sich ansteckt?

Zunächst gilt natürlich, dass Eltern ruhig bleiben sollten, da sie ihre eigene Unsicherheit auf das Kind übertragen. Wenn ich mit besorgten Kindern spreche, mache ich einen Realitätscheck: Wir überprüfen zunächst gemeinsam, wie wahrscheinlich es ist, dass sie sich überhaupt mit dem Virus anstecken – oder gar daran sterben, wenn sie nicht vorerkrankt sind und davor nicht in einem Risikogebiet waren. Das nennt man dann „entkatastrophisieren“.

Was tun Sie noch?

Dann stellen wir gemeinsam Vergleiche her, zum Beispiel: Man kommt eher bei Unfällen im eigenen Haushalt ums Leben, deshalb sollten wir die Erkrankung richtig einordnen. Auch Ablenkung kann helfen: Welches Thema nehmen die Kinder gerade in den Schulfächern durch? Was steht am Wochenende an? In manchen Familien bedeutet der Virusausbruch auch eine Rückbesinnung auf einen engeren Familienzusammenhalt.

Es gibt Kinder, die jetzt verunsichert sind, da ihre Klassenkameraden in den Ferien in Südtirol waren und jetzt nicht in die Schule dürfen …

Das stimmt. Aber das heißt nicht, dass jeder, der dort war, sich auch angesteckt hat. Wir sollten die Menschen, die aus einem Risikogebiet kommen, nicht stigmatisieren und ausschließen – sondern offen über unsere Sorgen sprechen. Die Betroffenen leiden mehr an den psychischen Folgen der Stigmatisierung als am Virusverdacht selbst!

Zusammengefasst von: Barbara Nazarewska

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