„Wir sind für unsere Senioren da!“

von Redaktion

Ältere Menschen in Not trifft die Corona-Krise ganz besonders. Das sagt Lydia Staltner, Gründerin des Vereins Lichtblick Seniorenhilfe. Mit Ehrenamtlichen organisiert der Verein nun alles, um bedürftige Rentner mit dem Nötigsten zu versorgen – damit sie sich nicht der Gefahr einer Infektion aussetzen müssen.

Die Corona-Krise hat das öffentliche Leben in Bayern lahmgelegt – wie geht es dabei bedürftigen Senioren?

Seit dieser Woche erreichen uns verstärkt Hilferufe von unseren Senioren! Denn bei vielen von ihnen sind die Lebensmittel fast aus, genauso wie notwendige Hygieneartikel – von Medikamenten ganz zu schweigen. Ältere und kranke Menschen benötigen regelmäßig Arzneimittel, etwa Teststreifen fürs Zuckermessen bei Diabetes oder Blutdrucktabletten. Diese Menschen fragen sich nun, wie sie an all das kommen können – zumal viele Supermärkte am Wochenende förmlich leer gekauft wurden. Zudem gehören Rentner, insbesondere diejenigen mit Vorerkrankungen, zur Hochrisiko-Gruppe. Daher haben sie natürlich Angst, vor die Tür zu gehen, um sich womöglich zu infizieren.

Wie helfen Sie?

Wir sind gerade dabei, eine Infrastruktur aufzubauen: Mit einem Fahrdienst von Ehrenamtlichen und solidarischen Mitbürgern wollen wir die Grundversorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten für unsere Rentner sicherstellen. Es ist eine große Herausforderung, aber jeder unserer Senioren soll wissen: Er ist nicht allein!

Wie schützen Sie Rentner und auch Mitarbeiter, die tagsüber ins Vereins-Büro kommen?

Wir haben schon längst Vorkehrungen getroffen – sowohl für unsere Mitarbeiter als auch für unsere Besucher im Büro, also bedürftige Senioren, Spender, Partner: Wir haben auf allen Bürotischen, am Tresen, im Aufenthaltsbereich und den Toiletten Desinfektionsmittel. Unsere Mitarbeiter desinfizieren sich regelmäßig die Hände, säubern die Türgriffe und Büroutensilien, zudem alle Oberflächen. Natürlich gibt es kein Händeschütteln, von Umarmungen ganz zu schweigen. Das ist manchmal hart, denn viele unserer Senioren brauchen emotionalen Halt, für sie ist es ungeheuer wichtig, mal getröstet zu werden. Aber natürlich verzichten wir auf jeglichen Körperkontakt – die Gesundheit geht jetzt selbstverständlich vor. Und das versteht auch jeder.

Die Menschen sind ja insgesamt viel ängstlicher geworden …

Das ist zweifelsohne so. Wir verstehen alle Senioren, die in der aktuellen Situation Bedenken haben, den Weg in unser Büro zu bestreiten. Und dann bieten wir selbstverständlich ganz unkompliziert Hilfe über das Telefon an. Auch wenn kein persönlicher Kontakt besteht, sollen unsere Rentner immer das Gefühl haben, dass wir stets für sie da sind und ein offenes Ohr für ihre Sorgen haben! Ich möchte ganz klar betonen: Die finanzielle Unterstützung für dringend benötigte Dinge des Alltags hat wegen der Corona-Krise nicht abgenommen, ganz im Gegenteil – daher kann und soll uns jeder Rentner weiterhin kontaktieren, wenn er auf Unterstützung angewiesen ist. Wir sind da!

Was macht die Corona-Krise mit diesen Menschen?

Sie spüren noch viel stärker das Gefühl der Vereinsamung. Die sozialen Kontakte werden durch Besuchsverbote massiv eingeschränkt. Neben der Belastung durch die Isolation steigt die Sorge vor der Infektion – und vor allem auch die Angst, daran sterben zu können. Das ist ein schlimmes Gefühl, insbesondere dann, wenn man den Eindruck hat, noch einsamer zu sein also ohnehin schon.

Fragen die Mitarbeiter Ihres Vereins jetzt auch verstärkt nach, wie es bei den Betroffenen aussieht?

Das tun wir ohnehin regelmäßig – und jetzt natürlich noch öfter. Wir rufen immer wieder an und fragen: „Sind sie gut versorgt?“ Und: Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, sich nicht nur zu erkundigen, sondern auch aus Gesprächen herauszuhören, was für die Senioren dringlich und brisant ist – oft fehlt Betroffenen der Mut, um Hilfe zu fragen. Darum sind wir auch in Krisenzeiten stets zur Stelle.

Interview: Barbara Nazarewska

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