DIE HAUSARZT-KOLUMNE – NEUES AUS DER PRAXIS

Husten ist nicht gleich Corona

von Redaktion

Seit Wochen gibt es nur noch ein Thema: Corona. Ein unsichtbarer Feind, nur ein 150-Millionstel-Millimeter groß, führt er zu einer radikalen Veränderung unserer Welt, wie wir sie kennen.

Letztens, als es noch ein weitgehend normales öffentliches Leben gab, kam ein Patient zu mir in die Praxis und sagte: „Herr Doktor, wir müssen jetzt endlich etwas gegen meinen Husten tun. Als ich gestern in der U-Bahn saß und husten musste, wurde ich fast aus dem fahrenden Zug geworfen.“

Nach genauerer Befragung stellte sich heraus, dass er die Beschwerden bereits seit mehreren Monaten hatte. Sonst fühlte er sich aber topfit und hatte keine weiteren Symptome. Eine Coronainfektion konnte bald ausgeschlossen werden. Dennoch: Woher sollten die Mitfahrenden das wissen?

Jeder ist beunruhigt. Ein „Nieser“ oder ein „Räuspern“ in unmittelbarer Nähe führt da schnell zu einer Panikreaktion. Aber den Husten gab es schon lange vor Corona – und die Ursachen sind zahlreich. Von der akuten Form unterscheiden wir den chronischen Husten, der definitionsgemäß länger als acht Wochen dauert. Die Ursache eines akut aufgetretenen Hustens ist in den meisten Fällen eine banale Erkältungskrankheit, oft begleitet von Schnupfen und Halsschmerzen.

Bei Fieber und schlechtem Allgemeinzustand kann es sich auch um eine Lungenentzündung oder schwere Bronchitis handeln. Eine akute Nebenhöhlenentzündung kann durch den zurückfließenden Schleim ebenfalls Hustenreiz auslösen. Und: Im Frühjahr muss auch immer an eine allergische Ursache gedacht werden. Patienten haben dann begleitend oftmals tränende Augen und eine verstopfte Nase. Eine Ausnahme stellt allerdings der Keuchhusten dar! Trotz einer akuten Erkrankung leiden die Betroffenen oft wochenlang an einem quälenden, bellenden Husten.

Während beim akuten Husten oftmals bereits Anamnese und körperliche Untersuchung zu einer Diagnose führen, muss bei chronischem Husten oft genauer nachgesehen werden. Zu den häufigsten Ursachen gehören die chronische Bronchitis und das Asthma. Beide Erkrankungen führen zu einer Entzündung der Atemwege – bei der Bronchitis dauerhaft, beim Asthma nur zeitweise.

Auch Medikamente können Halskratzen und Husten auslösen. Blutdrucksenker aus der Gruppe der ACE-Hemmer, wie Ramipril oder Enalapril, gehören dazu. Nach Umstellung der Medikation verschwinden die Symptome.

Sehr häufig ist auch zurückfließende Magensäure die Ursache. Die Patienten schauen dann meist ungläubig und sagen: „Aber ich habe gar kein Sodbrennen!“ Das muss auch nicht sein. Die Säure reizt oft lediglich den Hals- und Kehlkopfbereich – und führt zu einer Entzündung, die wiederum den Husten auslöst. Medikamente, die die Säureproduktion vermindern, können Abhilfe schaffen.

Bei meinem Patienten waren es übrigens die Blutdrucksenker. Er hat jetzt ein anderes Präparat – und der Husten ist weg. Bleibt nur zu hoffen, dass wir alle bald wieder ohne Sorgen mit der U-Bahn fahren können …

VON DR. SEBASTIAN BRECHENMACHER

Der hausärztlich tätige Internist mit Praxis in Krailling (Kreis Starnberg) schreibt heute, wie verunsichert die Menschen in der aktuellen Situation sind – und was hinter einem Husten alles stecken kann.

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