360 000 Tonnen Stahl für 144 Milliarden Kupfermünzen

von Redaktion

München – Im Euroraum wurden bis Januar 2020 etwa 423 Milliarden Münzen geprägt. Davon waren 76 Milliarden 1-Cent- und 68 Miliarden 2-Cent-Stücke (siehe Grafik rechts). Nur 65 Milliarden 1- und 2-Cent-Münzen sind derzeit im Umlauf. Die sind 931,4 Millionen Euro wert. Das sind nur etwa drei Prozent des Wertes aller Umlaufmünzen, obwohl die Kupfercents 48 Prozent aller umlaufenden Münzen ausmachen.

Anders als bei Banknoten wird der Bedarf an Münzen nicht europaweit koordiniert. Die Mitgliedstaaten besitzen das sogenannte Münzregal, also das hoheitliche Recht, Münzen zu prägen und damit Geld zu verdienen. Jedes Land kann selbst bestimmen, wie viele Münzen es auf welcher Grundlage herstellt. In Deutschland schafft die Bundesbank eine solche Grundlage, indem sie regelmäßig Prognosen darüber erstellt, wie sich der Münzumlauf verändern wird. Daraus geht dann eben auch hervor, ob und wie viele neue Münzen gebraucht werden. „Die Entscheidung über die Höhe der Gesamtprägemengen trifft dann das Bundesfinanzministerium zeitnah zur Bedarfsmeldung im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbank“, heißt es beim Ministerium auf Anfrage. Allein für das Jahr 2020 hat man dort im Oktober des vergangenen Jahres mehr als eine Milliarde frische Münzen bestellt. Für Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann ist das nach wie vor notwendig: „Es gibt eine Menge Menschen, die mit jedem Cent rechnen müssen. Wir täten gut daran, dem Geld – auch in seinen kleinsten Mengen Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen.“

Der EU-Kommission ist das aber zu viel Kleingeld. Deshalb hatte diese schon 2006 vorgeschlagen, die nationalen Seiten der Centmünzen, also auch das deutsche Eichenlaub, durch ein gemeinsames Motiv zu ersetzen. Dann könnten die Staaten leichter Münzen austauschen. Die Luxemburger haben darauf nicht gewartet. Sie kaufen ihre Centmünzen im Ausland. 2018 waren das 10,5 Millionen 1- und 2-Cent-Stücke.

1-Euro- und 50-Cent-Münzen werden in Deutschland seit der Euro-Einführung nicht mehr geprägt – nur spezielle Serien für Sammler. Deutsche Eurostücke und 50-Cent-Münzen mit der Aufschrift 2020 sind also rar. Das Finanzministerium erklärt: „Aufgrund der vorhandenen Lagerbestände waren Neuprägungen bislang nicht erforderlich.“ Die Bedarfsprognose sah vor der Euro-Einführung also eine wesentlich höhere Menge an 1-Euro- und 50-Cent-Münzen vor, als bis heute – bald 20 Jahre später – gebraucht werden.  sev

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