Welche Rolle Bewegung in der Corona-Krise spielt? Dr. Stefan Pecher könnte vermutlich stundenlang darüber referieren. Aber er macht es lieber kurz: „Menschen, die trainiert sind, die ihre Lunge – wie ich es nenne – immer wieder auslüften, die jede Woche dreimal eine Dreiviertelstunde Sport treiben, sind vom Immunsystem her deutlich besser aufgestellt, als Menschen, die sich nicht in dieser Form sportlich betätigen“, sagt er.
Pecher ist Facharzt für Chirurgie, Allgemein-, Sport- und Notfallmedizin – und seit 20 Jahren verantwortlicher Teamarzt im Deutschen Skiverband. Er kennt sich also aus. Und: Er empfiehlt Bewegung nicht nur aus Fitnessgründen, sondern auch, um den Kopf freizubekommen. „Eine Stunde im Wald joggen kann dabei helfen, schlechte Nachrichten besser zu verarbeiten“, erklärt er. Denn: „Ich bin danach entspannter in mir selbst und kann besser mit der aktuellen Situation umgehen.“
Für die meisten bedeutet die Corona-Krise in der Tat eine massive Mehrfach-Belastung: mit Arbeit, Kinderbetreuung – und vielen Zukunftsängsten. Ein Ende dieser Phase ist derzeit nicht absehbar. Umso wichtiger ist es, in solch permanenter Anspannung einen Ausgleich zu schaffen, raten Experten der bayerischen Heilbäder – zu denen auch Pecher gehört. In einer neuen Kampagne mit dem Titel „Gesundes Bayern für dahoam“ geben sie jetzt wertvolle Tipps für Körper und Seele (siehe Texte rechts).
Pecher ist etwa davon überzeugt, dass „regelmäßige Zeiten für sportliche Betätigungen“ Wunder wirken können. „Ich erlebe es bei vielen Patienten, die momentan im Home-Office sind, dass sie täglich viele Stunden am Schreibtisch sitzen und nicht vom Computer wegkommen. Da ist es wichtig, sich feste Zeiten für den Start und das Ende, aber auch für Pausen zu setzen“, sagt er. Dann könne man zum Beispiel zehn Minuten Koordinationsübungen oder Übungen auf einem Wackelbrett machen – „oder einfach mit geschlossenen Augen durch den Raum laufen, die Umwelt ertasten, mal andere Sinne einsetzen“, erklärt Pecher. „Wir leben in besonderen Zeiten – dennoch brauchen wir einen Rhythmus.“
Zumal: Bewegung sei sehr wichtig, „nur leider in unserer Gesellschaft nicht mehr so verankert, wie vor 50 oder 100 Jahren“, sagt Pecher. Aber: „Unser Körper braucht diese Bewegung – und jetzt, teils in Quarantäne lebend, müssen wir uns die Bewegung im eigenen Haus suchen“. Text: bn / Fotos: Panthermedia