TIPPS IN KÜRZE

von Redaktion

Älter werden kann beschwerlich sein. Ist es aber normal, wenn Senioren freudlos und unzufrieden aufs Leben blicken? Experten sagen: Manchmal schon – oft steckt dahinter jedoch etwas Ernsteres. Grundsätzlich gilt: „Menschen im Alter sind eher zufriedener als in anderen Lebensphasen“, sagt Frieder R. Lang, Professor für Psychogerontologie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Es gebe allerdings „einige Menschen, die durch Unzufriedenheit auffallen“. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich: Manchmal verbirgt sich dahinter nur eine Bescheidenheit. „Nach dem Motto: Ich gebe lieber nicht preis, wie gut es mir geht“, sagt Lang. Andere seien ihr ganzes Leben lang mürrisch gewesen. Nur: Selbst wenn dieser Wesenszug schon immer so war – oft fällt er dem Partner oder der Partnerin erst dann richtig auf, wenn die Person nicht mehr berufstätig ist und viel Zeit zu Hause verbringt. Unter dem Brennglas der Corona-Krise gilt das natürlich besonders; gerade ältere Paare verbringen jetzt oft noch mehr Zeit miteinander – und haben gleichzeitig besondere Ängste und Nöte.

Nicht jeder ältere Mensch verzweifle nach Schicksalsschlägen, sagt Eva-Marie Kessler, Gerontopsychologin an der MSB Medical School Berlin. Umgekehrt sollten Freudlosigkeit, Rückzug aus dem Freundeskreis oder schlechter Schlaf aber nicht verharmlost werden: Wenn ein älterer Mensch immer wortkarger wird, nicht mehr ans Telefon geht, wenn die Mimik verarmt und Blickkontakt immer schwieriger wird, kann das auf eine Depression hinweisen. Sie tritt deutlich häufiger auf, als sie diagnostiziert wird. „Weil ihre Symptome oft für die normalen Begleiterscheinungen des Alters gehalten werden“, sagt Frank Jessen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik Köln.

Es gibt einige Anhaltspunkte, an denen sich Angehörige orientieren können, erklärt Experte Jessen: „Alterserscheinungen entwickeln sich langsam über Jahre, bei einer Depression treten innerhalb weniger Wochen massive Veränderungen in der Stimmungslage auf.“ Die Altersdepression sei „eine schwerwiegende, bisweilen lebensgefährliche Erkrankung“, die behandelt werden müsse. Erster Ansprechpartner sollte der Hausarzt sein. „Gerade wenn eine Depression im Alter erstmals auftritt, ist die ärztliche Abklärung sehr wichtig“, sagt Expertin Kessler. Sie könne nämlich auch Frühsymptom für eine Demenz oder Begleiterscheinung einer körperlichen Erkrankung sein. Steht die Diagnose Depression fest, werde bei Älteren neben Medikamenten allerdings noch zu selten eine Psychotherapie als Behandlungsoption in Erwägung gezogen, so Kessler. „Viele Ärzte glauben, dass Ältere nicht mehr von einer Therapie profitieren.“ Dabei sei die Wirksamkeit einer Therapie in jedem Lebensalter wissenschaftlich belegt.

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