Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben in ihrer ProSieben-Sendung „Männerwelten“ zuletzt ein enorm wichtiges Thema ins Blickfeld gerückt: Sexismus und Gewalt gegen Frauen. Dabei finden Beleidigungen, verbaler Missbrauch und Stalking zunehmend auch digital statt, auf dem Smartphone.
IT-Experten warnen vor Spionage-Programmen
Die Sicherheitsspezialisten von Kaspersky warnen in diesem Zusammenhang vor sogenannter „Stalkerware“. Das sind Apps, mit denen die Täter Zugang zu Nachrichten, Fotos, Audio- oder Kameraaufnahmen sowie Ortungsinformationen auf den Smartphones ihrer Opfer erhalten. Einmal aktiv, senden solche Spionage-Programme permanent Daten an die Täter, ohne dass die Opfer das überhaupt bemerken. Smartphone-Stalker installieren die Software meist in einem unbeobachteten Moment, in dem sie Zugriff auf das betroffene Handy haben. Die Apps lassen sich auf schlecht geschützten Smartphones aber auch durchaus online und aus der Ferne aufspielen. Diese Gefahr droht beispielsweise bei veralteten Versionen des Android-Betriebssystems, wenn das Smartphone vier, fünf Jahre oder noch älter ist.
Durch Stalkerware können die überwiegend männlichen Täter das Leben ihrer Opfer komplett ausspionieren. Sie wissen dann zum Beispiel permanent, wo sich die betroffenen Frauen gerade aufhalten, welche Nachrichten sie schreiben oder mit wem sie sich treffen. Für die Betroffenen kann sich das zu einem absoluten Albtraum auswachsen. Die Nutzung von Stalkerware nimmt dabei immer weiter zu.
In Deutschland besonders verbreitet
2019 hat allein Kaspersky in Deutschland einen Anstieg um 77 Prozent bemerkt, auf 2308 solcher Straftaten. Die Dunkelziffer unentdeckter Fälle ist dabei enorm hoch. Und Deutschland liegt bei Stalkerware-Fällen europaweit an der Spitze.
Fünf Alarmzeichen, um Stalker zu enttarnen
Sicherheitsspezialist Kaspersky hat nun fünf Alarmzeichen zusammengestellt, an denen Opfer bemerken können, dass ihr Smartphone womöglich angezapft und ausspioniert wird.
. Datenverbrauch: Spionage-Apps benötigen Internetzugriff, um die von ihnen aufgezeichneten Daten übertragen zu können. Ist ein nicht erklärbarer Anstieg der Datennutzung zu verzeichnen, besteht potenziell die Möglichkeit, dass ein Smartphone mit Stalkerware infiziert wurde.
. Akku und Tempo: Aufgrund der ständigen Aktivitäten im Hintergrund beanspruchen Stalkerware-Apps sehr viel Arbeitsspeicher, Prozessor- und Akkuleistung. Dadurch verlangsamt sich das Tempo des eigenen Smartphones spürbar, und der Akku ist schneller erschöpft. Deshalb sollten regelmäßig alle laufenden Prozesse in Augenschein genommen und überprüft werden, welche Anwendung wie viele Ressourcen in Anspruch nimmt.
. Unbekannte Apps: Smartphone-Besitzer sollten auf Apps achten, an deren Installation sie sich nicht erinnern können, um auszuschließen, dass ohne ihr Wissen eine Überwachungssoftware auf das Gerät geladen wurde.
. Geräusche: Kommt es während Telefonaten immer wieder zu merkwürdigen Hintergrundgeräuschen, muss dies nicht immer nur an einer schlechten Verbindung liegen. Manche Stalkerware-Apps sind in der Lage, Telefongespräche aufzuzeichnen, was zu Störgeräuschen führen kann. Sollte dieses Problem also häufiger auftreten, ist zumindest Vorsicht geboten.
. Detailwissen Dritter: Haben Unbefugte Kenntnis über kürzlich aufgenommene Fotos, besuchte Orte oder andere persönliche Informationen, die typischerweise hinter einem Konto- oder Gerätepasscode gesperrt sind, liegt der Verdacht nahe, Opfer von Stalkerware geworden zu sein.
Das hilft gegen Smartphone-Stalking
Wer den Verdacht oder sogar die Sicherheit hat, dass sein Smartphone mit Stalkerware ausspioniert wird, sollte das Gerät auf die Werkseinstellungen zurücksetzen und damit komplett löschen. Das funktioniert bei iOS und Android in den Einstellungen, zum Beispiel auf dem iPhone unter „Allgemein > Zurücksetzen > Alle Inhalte & Einstellungen löschen“.
Aber Achtung: In aller Regel wird damit auch der Stalker über diese Maßnahme informiert. Zudem sollten Betroffene alle relevanten Passwörter bei Online-Diensten sofort ändern. Hilfe bieten der Weiße Ring sowie die Websites polizei-beratung.de und stopstalkerware.org/de.