Königlich-bayerische Genüsse

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

München wird nicht umsonst die nördlichste Stadt Italiens genannt – viele Bauten der Wittelsbacher erinnern uns an Florenz oder Rom. Aber auch den Peloponnes liebten die Herrscher, der Königsplatz beispielsweise symbolisiert die Verbundenheit des Königreichs mit Griechenland. Selbst das „y“ in Bayern ist eine Reminiszenz an Griechenland: König Ludwig I. verfügte 1825 per Dekret, dass Baiern künftig mit dem griechischen „I“ zu schreiben sei. So viel Internationalität an der Isar ist vielleicht ein kleiner Trost jetzt in den Pfingstferien, in denen beliebte Urlaubsziele wegen Corona in noch weiter Ferne liegen.

Tobias Röckl sitzt auf den Stufen vor dem Nationaltheater und zeigt auf die Münchner Residenz: „Der Königsbau ist nach florentinischem Vorbild von Ludwig I. erbaut worden.“ Ein Hauch Italien, überall europäisches Flair, wohin man in dieser Stadt blickt.

Seit diesem Jahr zeigt Tobias Röckl zusammen mit Synthia Demetriou Menschen die Stadt –- „Ludwig und Lola, Stadtführungen in München“ haben sie ihre Firma genannt. Klar, dürfen auch bei ihren Touren die Klassiker wie der Marienplatz oder das Nationaltheater nicht fehlen. Doch beiden sind die Geschichten dahinter wichtig. das berühmte „da schau her“.

Der Viktualienmarkt ist nicht nur für Touristen interessant. Hier kaufen auch die Münchner ein. Es gibt beschauliche Ecken, wie hinten am einstigen Kartoffelmarkt, den selbst nicht alle Münchner kennen. Zwei Stände, die hauptsächlich noch die Knolle anbieten, gibt es bis heute. Der Brunnen davor hat Trinkwasserqualität. „Ideal zum Händewaschen zwischendurch.“ Hier mischt Synthia Demetriou „Lolas Frischbazda“. Alle Zutaten gibt es um den Markt zu kaufen.

Ludwig und Lola, das ist kein Pseudonym. Aber sowohl Ludwig als auch Lola haben die Stadt geprägt: „Ludwig I. hat die Architektur, das Reisen und die Kultur geliebt und damit München wie kaum ein anderer seinen Stempel aufgedrückt“, sagt Tobias Röckl. Synthia Demetriou erklärt, wofür das Lola in ihrem Firmennamen steht: „Nicht für die einstige Geliebte von König Ludwig I. Sondern für die moderne Frau, die sich an keine Konventionen gehalten und sich selbst neu erfunden hat.“

So, wie auch Tobias Röckl und Synthia Demetriou selbst. Tobias Röckl lief vor drei Jahren den Jakobsweg. Dort entstand der Wunsch, künftig etwas machen zu wollen, „was mir und anderen Spaß macht“. Er suchte nach einem Beruf, bei dem er seine Leidenschaft für Geschichte und Kulinarik mit Menschen teilen kann, und wurde Stadtführer.

Bei der Ausbildung lernte er Synthia Demetriou kennen. Die Frau mit den zypriotischen Wurzeln, die München seit dem Studium liebt. 20 Jahre hat sie in der TV-Branche gearbeitet, bevor sie umsattelte.

Gemeinsam sind sie jetzt mit Ludwig und Lola unterwegs: Münchner Geschichten, mit viel Wissen, aber auch Liebe und Humor erzählt. Es menschelt in ihren Geschichten, das macht ihre Rundgänge besonderes.

Vor der Allerheiligenhofkirche, die Kronprinz Ludwig 1815 errichten ließ, weil er unbedingt eine romanische Kirche haben wollte, sitzen die beiden auf einer Bank und genießen einen Leberkäs-Wurstsalat. Den Leberkäs nennt Tobias Röckl „die bayerische Mortadella“, der Wurstsalat an sich ist typisch bayerisch. Ein Prise Salz fehlt noch – klar, das ist das für München wichtigste Gewürz überhaupt. Denn die uns bekannte Geschichte der Stadt begann am 14. Juni 1158 mit der erstmaligen Erwähnung von „Munichen“.

„Typisch München, dass die Stadtgeschichte mit einem Streit begann“, sagt Tobias Röckl grinsend und stößt darauf mit „Ludwigs Limonad“ an. Um München doch ein wenig zu feiern, bieten „Ludwig und Lola“ am 14. Juni eigens zur Stadtgründung Führungen an. Wichtig in Zeiten von Corona: Vorher anmelden. Weitere Infos unter www.ludwigundlola.de.

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