Um sich vor einer Infektion mit dem neuen Coronavirus zu schützen, gibt es viele Regeln, die man einhalten sollte. Doch Menschen mit einer Sehbehinderung stellen genau diese Regeln oft vor große Probleme: Wann geht es in der Warteschlange weiter, hält man genug Abstand – und wohin fährt der Bus? „Viele Menschen mit Seheinschränkung leiden ganz enorm unter der neuen Situation – und oft wäre die Lösung verblüffend einfach“, sagt Klaus Hahn, Präsident des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands (DBSV).
Wie viel Unterstützung ein sehbehinderter Mensch benötigt, hängt von seiner Erfahrung, seinem Wissen und sogar von seiner Tagesform ab. Dennoch ist es immer eine gute Idee, Hilfe anzubieten – und unterstützen geht auch mit sicherem Abstand. Ein Satz wie „Die Dame mit dem weißen Stock – kann ich Ihnen helfen?“ sei völlig in Ordnung, heißt es beim Verband.
In Zeiten des Abstandhaltens sind Sehbehinderte und Blinde noch mehr als sonst darauf angewiesen, dass man mit ihnen spricht. Freundliche Hinweise wie „Ich sag Ihnen gern Bescheid, wenn Sie dran sind“ oder „Einen Meter rechts von Ihnen ist ein Spender für Desinfektionsmittel“ können Betroffenen bereits weiterhelfen.
Ob auf dem Bürgersteig oder in der Straßenbahn – viele Menschen mit einer Seheinschränkung bekommen einfach nicht früh genug mit, wenn der Abstand zu einer anderen Person zu gering wird. Deshalb sind sie darauf angewiesen, dass man ihnen ausweicht. Sollte das nicht möglich sein, weil dafür kein Platz ist: einfach etwas sagen.
In Bussen ist der vordere Bereich direkt hinter dem Fahrer abgesperrt. So können Sehbehinderte nicht mehr vorn einsteigen und einfach nachfragen, auf welcher Linie der Bus fährt. Auch die vorderen Plätze im Bus sind schwerer erreichbar. Hier ist Helfen besonders leicht –indem man sich als eine Art „Navi“ für Sehbehinderte anbietet: Sagen Sie den Betroffenen die Haltestellen ankommender Buslinien an und helfen Sie ihnen bei der Suche nach der Bustür und einem Sitzplatz.
Mal windet sich die Warteschlange hier, an einem anderen Tag wieder dort: Die typischen „Corona-Schlangen“ mit viel Abstand zwischen den Wartenden seien für viele Sehbehinderte ein Buch mit sieben Siegeln, heißt es. Sie würden sich freuen, von anderen zu erfahren, dass es eine Schlange gibt und wohin diese führt – zur Post, zum Bäcker, zur Kasse? Auch der Hinweis, wo die Schlange endet, wann sie vorrücken sollen, hilft ihnen sehr.