Kraftvoll gegen den Knochenschwund

von Redaktion

VON PAULINE SICKMANN

Rund sechs Millionen Menschen haben in Deutschland Osteoporose. Diese Krankheit, die auch Knochenschwund genannt wird, tritt vor allem im höheren Lebensalter auf. Während minimale Brüche im Knochen von einem gesunden Körper ständig repariert würden, komme es im Lauf des Lebens beim Knochenumbau zu einem Ungleichgewicht, erklärt Prof. Markus Gosch von der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie. Die Folge: Es wird mehr Knochen ab- als aufgebaut. Die Knochen werden porös und brechen leichter. Doch was kann man dagegen tun? Die wichtigsten Antworten.

Das erhöht das Risiko für eine Erkrankung

„Die besten Knochen hat ein Mensch zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr“, sagt Experte Gosch. Danach nimmt die Qualität stetig ab. Wer raucht, sich wenig bewegt und übermäßig Alkohol trinkt, erhöht sein Risiko, an Osteoporose zu erkranken.

Auch Menschen mit bestimmten Krankheiten wie Diabetes oder Hormonstörungen gehören zur Risikogruppe. Gleiches gilt bei einer genetischen Vorbelastung – wenn es also schon in der Familie Fälle gab. Frauen nach der Menopause sind aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels von Osteoporose besonders betroffen.

Ein Knochenbruch als erstes Anzeichen

Osteoporose bleibt bei vielen Menschen lange Zeit unbemerkt: „Betroffene haben keine Anzeichen, bis sie sich das erste Mal etwas brechen“, sagt Prof. Hans-Christof Schober, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteologie. Bei den Hausärzten stünden oft andere Krankheiten im Vordergrund: Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs zum Beispiel. Dabei lassen sich Anzeichen mit verschiedenen Messungen und Tests erfassen. Gewissheit, ob es sich um Osteoporose handelt, bringt eine Knochendichtemessung.

Früher galt Osteoporose nicht als Krankheit, sondern gehörte zum Altern dazu. „Auch heute wird sie oft einfach noch hingenommen und führt zu viel Leid bei den Patienten“, kritisiert Schober. Nur 30 Prozent der Betroffenen erhielten nach einem Bruch eine angemessene Behandlung.

Gesunde Ernährung und Krafttraining

Die Krankheit lässt sich mit Medikamenten, die den Knochenaufbau stimulieren oder den Abbau bremsen, gut in Schach halten. Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung ergänzen die Therapie – und beugen generell einer Erkrankung vor. „Das Wichtigste ist Bewegung“, erklärt Experte Schober. Radfahren oder Spazierengehen genügen hier aber nicht. Krafttraining mit leichten Gewichten dagegen stärkt Muskeln und Knochen.

„Die Muskulatur ist wie ein Stoßdämpfer“ – das wirke sich positiv auf den Knochen aus. Zudem regt Belastung den Knochenaufbau an. Wichtig ist zudem, dass der Körper genug Vitamin D bekommt. Das produziert der Körper in der Regel ganz alleine – solange man sich regelmäßig in der Sonne aufhält. Auch Kalzium ist zentral. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene eine Kalziumzufuhr von 1000 Milligramm pro Tag. Gute Lieferanten sind Milch, Joghurt und Käse, aber auch grünes Gemüse wie Brokkoli, Grünkohl und Rucola. Zudem sind Hasel- und Paranüsse reich an Kalzium.

Schwerwiegende Folgen sind möglich

Die Folgen einer nicht erkannten oder schlecht behandelten Osteoporose können schwerwiegend sein. Im fortgeschrittenen Stadium lässt die Beweglichkeit der Betroffenen deutlich nach – Frakturen können selbst bei geringer Belastung auftreten: Eine Oberschenkelfraktur, die oft infolge einer Osteoporose passiert, kann im Alter besonders drastisch sein. „20 Prozent der Betroffenen sterben, auch die Immobilisation ist hoch“, betont Experte Schober. Letzteres bedeutet: Die Beweglichkeit schwindet.

Auch andere Frakturen können über die eingeschränkte Bewegungsfreiheit hinaus schwerwiegende Folgen haben. So können gebrochene Wirbel zu Veränderungen am Brustkorb und einer erschwerten Atmung führen.

Die große Angst vor Stürzen

Um Brüchen vorzubeugen, sind auch Gleichgewichtsübungen sinnvoll, erklärt Gisela Klatt, Präsidentin des Bundesselbsthilfeverbands für Osteoporose (BfO). Mit der Diagnose komme bei den Betroffenen häufig die Angst vor Stürzen und Brüchen. Das wiederum kann zu weniger Bewegung führen. „Ein Teufelskreis!“ Klatt hat eine Vorstufe der Osteoporose, die Osteopenie. Sie erzählt: „Ich war 45 Jahre alt, als durch eine Knochendichtemessung bei mir Osteopenie festgestellt wurde.“ Mittlerweile ist sie 68, doch ihre Osteopenie hat sich seitdem nur unwesentlich verschlechtert – Klatt hält sich unter anderem mit Gymnastik fit.

Außerdem ist Klatt seit ihrer Diagnose Mitglied in einer Selbsthilfegruppe. Dort finden Betroffene Hilfe und Möglichkeiten zum Austausch, Infos über aktuelle Diagnostik und Therapie. Auch Vorträge von Medizinern und Funktionstrainings werden angeboten. Der BfO hat auf seiner Internetseite osteoporose-deutschland.de eine Übersicht zu regionalen Selbsthilfegruppen zusammengestellt.

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