DIE HAUSARZT-KOLUMNE – NEUES AUS DER PRAXIS

Bauchweh? Dahinter kann einiges stecken!

von Redaktion

Vor Kurzem kam eine ältere Patientin zu mir, nachdem sie am Wochenende plötzlich unter heftigen Schmerzen im rechten Oberbauch litt. Die Schmerzen hätten bis in die rechte Schulter ausgestrahlt, sagte sie. Zudem hätte sie einmal erbrochen. Der hinzugezogene Bereitschaftsdienst hatte keinen Grund für eine Krankenhauseinweisung gesehen, verordnete daher Schmerzmittel und Schonkost. Daraufhin kam es bereits zu einer deutlichen Besserung.

Am Vorstellungstag war die Patientin noch minimal schmerzgeplagt – und etwas appetitlos. Sie berichtete von einem Druckschmerz im Bereich des rechten Oberbauches. Der Ultraschall zeigte zahlreiche Steine in der Gallenblase, die Blutuntersuchung stark erhöhte Entzündungszeichen. Ursache der Beschwerden war eine akute Gallenblasenentzündung. Nach operativer Entfernung der Gallenblase ging es der Patientin wieder gut.

Bauchschmerzen gehören zu den „Top Ten“-Beratungsanlässen in der (Haus-) Arztpraxis. Jeder kennt und hatte sie schon. Kaum ein anderes Symptom ist so facettenreich, was Ausprägung und Schmerzcharakter betrifft. Die Differentialdiagnosen, also Diagnosen von Erkrankungen, die ähnliche Symptome aufweisen, sind entsprechend vielfältig. In der Mehrzahl der Fälle wird keine direkte Ursache gefunden – und die Schmerzen vergehen ohne spezielle Therapie. Häufige Gründe sind akute Magen-Darm-Infekte, Magenschleimhautentzündungen und funktionelle Beschwerden, wie Reizdarmsyndrom.

Hoch akute Krankheitsbilder, wie die Gallenblasenentzündung, sind mit etwa zehn Prozent Wahrscheinlichkeit eher selten. Manchmal liegen die Gründe auch außerhalb des Bauches. So kann sich zum Beispiel ein akuter Infarkt der Herzhinterwand in Oberbauchschmerzen äußern. Auch Rückenschmerzen im Brust- und Lendenwirbelbereich können sich primär in den Bauch projizieren. Bei älteren Menschen ist die Ursache für akute und chronische Bauchbeschwerden häufig die Divertikelkrankheit. Dabei kommt es im Bereich des Dickdarms zu Schleimhautausstülpungen durch muskelschwache Lücken. Je älter, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit; bei Menschen über 70 Jahre finden sie sich bei jedem Zweiten.

Die Divertikulose – also die reine Ausstülpung der Schleimhaut – besitzt noch keinen Krankheitswert. Diese kleinen Schleimhauttaschen können sich aber entzünden, dann spricht man von einer Divertikulitis. Die Patienten kommen meist mit Schmerzen im linken Unterbauch, teilweise verbunden mit Fieber, Übelkeit, Stuhlveränderungen. Die Anamnese, also die Krankengeschichte, die Untersuchung des Bauches inklusive Ultraschall und erhöhte Entzündungszeichen im Blut bestätigen meist den anfänglichen Verdacht. In unklaren oder sehr schweren Fällen muss eine Computertomografie durchgeführt werden. Die Entzündung kann nämlich so stark sein, dass die Darmwand aufbricht – man spricht dann von Perforation. Eine stationäre Behandlung ist dann gegeben, auch eine OP, falls nötig.

In den meisten Fällen kann aber ambulant mit Schonkost, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und – je nach Ausprägung – mit einer Antibiotikatherapie behandelt werden. Leider kann es zu immer wiederkehrenden Entzündungen kommen. Um dies zu verhindern, sollte deshalb nach Abheilung auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit regelmäßigem, weichem Stuhlgang geachtet werden.

VON DR. SEBASTIAN BRECHENMACHER

Der hausärztlich tätige Internist mit Praxis in Krailling (Kreis Starnberg) erklärt heute, warum Bauchschmerzen zu den „Top Ten“-Beratungsanlässen gehören.

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