„Ich wollt, ich wär’ ein Huhn…“ Der Schlager der Comedian Harmonists fällt einem zwangsläufig ein, steht man bei den Kollats auf der großen Wiese. „Ich legte vormittags ein Ei und abends wär’ ich frei.“ Hier, bei Jetzendorf, picken die Hühner und genießen ihr Leben. Die beiden Gänse Emil und Lotta passen auf, dass das Federvieh zusammenbleibt und ihm keine tierischen Feinde zu nahe kommen. Zieht abends die Dämmerung auf, läuft das Federvieh zielstrebig zu den beiden Bauwägen, die am Ende des großen Geländes stehen. Landidylle pur. Legebatterien und Kükentöten sind hier tabu.
Der Hof von Bernadette und Christoph Kollat ist ein Gegenpol zur Massentierhaltung. Nicht erst, seit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner verkündete, das Kükentöten in Deutschland 2021 gesetzlich zu verbieten, und die Menschen auch in der Stadt Hühnerhalten zum Trend erklärt haben.
Zehn Jahre ist es her, dass die Kollats auf dem Kleintiermarkt in Buchloe die ersten Hühner kauften: Michelangelo und Kunigunde zogen als erstes Federvieh auf den Kollat-Hof. Mittlerweile sind es rund 70 Tiere. Jedes Huhn ist beringt und hat einen Namen. „Mir geht es um das Lebewesen“, sagt Christoph Kollat, der den landwirtschaftlichen Betrieb mit seiner Frau Bernadette seit vier Jahren betreibt und die Hühnerzucht aufzieht.
Um 1900 fingen die Vorfahren von Bernadette an, den Hof in Eck zu bewirtschaften. Der Großvater gab den Landwirtschaftsbetrieb mit Milchvieh allerdings auf und verpachtete das Ackerland. Jetzt wird der Betrieb nach und nach wieder aufgebaut. Das Paar, das sich seit der Schulbank kennt, baut außerdem Kartoffeln an.
Hühner legen Eier, machen niedliche Geräusche und haben scheinbar eine entschleunigende Wirkung auf uns Menschen. Viele haben deshalb in jüngster Zeit eine Zuneigung zum Huhn entwickelt, doch gerade in der Stadt ist es nicht immer möglich, sein eigenes Huhn zu halten. Deshalb bietet Christoph Kollat so genannte „Huhnpatenschaften“ an. Für 9 Euro (plus 3,90 Euro Lieferkosten) im Monat bekommt man dafür alle 14 Tage 12 Eier nach Hause geliefert. Mit der Patenschaft übernimmt der Kunde die Verantwortung für ein artgerecht gehaltendes Tier, kennt das Huhn mit Namen und kann es auch, wenn gewünscht, besuchen.
Diese Art der Vermarktung bringt dem Verbraucher Eier von glücklichen Hühnern, im Gegenzug leistet man seinen Beitrag an Stallkosten und Futter und sichert Kleinbauern ein Überleben. Christoph Kollat arbeitet auf seiner Plattform www.meinhuhn.de mit ausgewählten Bauern zusammen, derzeit sind es fünf weitere Betriebe in der Umgebung. Kollat: „Es geht uns darum, Kleinbetriebe zu erhalten, ihnen ein Auskommen zu sichern und sie unabhängig von der Massentierhaltung zu machen.“
Wird das Huhn zu alt zum Eierlegen, hat der Kunde die Möglichkeit, das Tier als Suppenhuhn zu kaufen – das Ende der Wertschöpfungskette.
Die Kollats betreiben ihren Hof als Nebenerwerb – Bernadette hat Hauswirtschaft gelernt und zuvor bei Großindustriellen in München und Berlin gearbeitet – „bis ihr irgendwann das Landleben fehlte“. Christoph Kollat hat Kommunikationsdesign studiert und arbeitet im E-Commerce.
Das Herz aber schlägt für ihre alten Hühnerrassen. Sie sind manchmal richtig flauschig, haben weiche Federn und wirken beruhigend. Manche setzen sich sogar auf den Schoß und lieben es, gestreichelt zu werden. Das ist Alltag auf dem Kollat-Hof.