Aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) ist die schmerzmedizinische Versorgung hierzulande unbefriedigend. Nach Schätzungen litten zwischen drei und vier Millionen Bundesbürger an schweren chronischen Schmerzen – vor allem Ältere sind davon betroffen. Tendenz: steigend. „Mit der Zunahme an älteren Schmerzpatienten wird sich die heute schon unzureichende Versorgung von Schmerzpatienten verschärfen“, mahnen Experten. Oft hätten Betroffene einen jahrelangen Leidensweg hinter sich, bevor sie Hilfe finden. Chronische Schmerzen können sich schon nach wenigen Monaten aus akuten entwickeln, wenn diese nicht effektiv eingedämmt werden. Angaben zufolge gibt es in Deutschland nur rund 1200 ambulant tätige Schmerzmediziner; mindestens 10 000 müssten es sein.
Viele Ältere glaubten, Schmerzen im Alter gehörten dazu und erzählen ihrem Arzt nichts, sagen Experten. Vielfach werde Patienten auch nicht geglaubt. Im schlechtesten Fall komme es dann zu einer negativen Spirale von sozialem Rückzug, Depressionen und vermehrten Ängsten. Bewegungsstörungen und Inaktivität aufgrund erhöhter Sturzangst führten zur Schwächung der Muskulatur und weiteren Schmerzen. Ein Teufelskreis.
Die häufigste Ursache für Schmerz im Alter sind Erkrankungen des Bewegungsapparates, vorrangig Arthrose oder der Einbruch der Wirbelkörper. Auch rheumatische Erkrankungen oder Nervenerkrankungen sowie neurologische Ursachen wie Parkinson können zu heftigen Verspannungen und Muskelschmerzen führen. „Ältere Patienten mit chronischen Schmerzen leiden häufig unter Mehrfacherkrankungen. Das stellt die Behandler vor besondere Herausforderungen“, sagen Experten. Ärzte müssten die Schmerzmedikamente daher oft mit anderen Arzneimitteln abstimmen. Viel zu häufig komme es auch zu Operationen, wo schonenderes Bewegungstraining im Sinne der Lebensqualität von Senioren bessere Ergebnisse haben könnte.
Manch Hochbetagter ist nach Einschätzung der Schmerzgesellschaft auch mit der Einhaltung der Therapieempfehlungen überfordert. Daher sei die Begleitung und engmaschige Betreuung des Schmerzpatienten ein wichtiger Bestandteil der Therapie, so die Fachleute. Praxen und Kliniken müssten sich deshalb stärker verzahnen. „Ältere Patienten brauchen ein gutes Netzwerk“, fordert auch Norbert Schürmann, Vizepräsident der DGS. Zusammenarbeiten müssten etwa verschiedene medizinische Disziplinen wie Altersmediziner und Schmerzexperten, Pflegedienste, Psychologen und Physiotherapeuten. Es sei notwendig, „gemeinsame Versorgungsstrukturen zu entwickeln“.