Wenn Maroan Rihani die Falafel in Form bringt, werden Kindheitserinnerungen wach: „Das ist für mich Damaskus. Wir Kinder rennen die Gasse entlang, sollen zum Frühstück frische Falafel holen. Wer zuerst am Stand angekommen ist, erhält eine Falafel extra, die wir immer sofort in den Mund schieben.“ Ein schwärmerischer Ausdruck liegt in seinem Blick.
Als Kind ist Maroan oft in die Heimat seiner Eltern gereist. „Wir haben die ganzen Sommerferien dort verbracht und mit den Cousins gespielt.“ In der Kinderschar ist er optisch schon damals aus dem Rahmen gefallen. Seinen irischen Wurzeln mütterlicherseits verdankt er die helle Haut und die blaugrauen Augen.
Beim Kochen kommen die Erinnerungen, besonders an die syrische Großmutter, der er als kleiner Junge manchmal zuschaute. Rezepte wie das Baba Ganoush sind „das Erbe meiner Großmutter“ und zugleich „die Verbindung zu meiner Familie, die ich nun schon so lange nicht mehr gesehen habe“. Das letzte Mal war er mit 16 Jahren in Syrien. Ein Großteil seiner Familie lebt noch dort. Heimat aber, das ist Wolnzach. Der 32-Jährige sagt: „Hier habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht. Da bin ich zur Schule gegangen.“
Der Vater kam einst im Alter von 19 Jahren zum Pharmaziestudium nach Deutschland, nach mehreren Stationen ließ sich die Familie in Wolnzach nieder. Noch in der 10. Klasse stand für Maroan Rihani fest, dass er Koch werden wollte. Doch dann kamen die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver. „Der Sport faszinierte mich in seiner Ganzheit, und ich beschloss Sportwissenschaften zu studieren.“
Seit einem Jahr arbeitet der 32-Jährige als selbstständiger Personal Trainer und medizinischer Therapeut. „Alles rund um den menschlichen Körper begeistert mich.“ Auch das liegt ihm im Blut: „Viele meiner Verwandten sind Mediziner.“ Nicht nur die körperliche Fitness ist Maroan Rihani wichtig. Auch gutes und gesundes Essen, Rezepte und Übungen teilt er auf Instagram „@coachmaro.
Falafel passt da genau ins Konzept: „Ein eiweißhaltiges Essen, das gut für die schlanke Linie und den Muskelaufbau ist.“ Vorausgesetzt, man frittiert sie nicht im heißen Öl, sondern bäckt sie im Ofen heraus. „Das spart Kalorien.“
„Ich koche fast jeden Tag.“ Das hat er sich zu Studienzeiten angewöhnt. Heute ist für ihn das Zubereiten von Essen oft „Tiefenentspannung, beinahe schon Meditation“.
Er liebt es – am liebsten allein – in der Küche zu stehen und für viele Freunde zu kochen. Dann ist „Kochen eine Sache, die alle Sinne berührt“. Klar, man riecht und schmeckt, man fühlt aber auch die Konsistenz des Hummus’ oder hört das Knacken der frischen Kräuter, wenn sie auf dem Holzbrett klein gehackt werden. Und nicht zuletzt sieht ein Falafel-Teller mit Minzjoghurt verführerisch aus. Dass in das Joghurt Zitronenzesten kommen, ist Maroan Rihanis Abwandlung. „Das habe ich mir aus der italienischen Küche abgeschaut.“
Wichtig ist beim Arabischkochen ein Mörser. Wenn man die zuvor angerösteten Gewürze auch noch mörsert, entfalten sich die Geschmäcker umso besser. Und die arabische Küche lebt von den Gewürzen, besonders vom Kreuzkümmel. Auch Petersilie ist nicht wegzudenken aus der arabischen Küche. Das Küchenkraut enthält übrigens „mehr Eisen als Rote Bete, besonders nahrhaft sind die Stiele. Diese daher immer mit verarbeiten“.
Während Maroan Rihani die Speisen anrichtet, sagt er: „Essen ist für mich Kultur.“ Mit Falafel und Baba Ganoush holt er sich ein Stück Syrien an die Isar und entführt uns in ein unbekanntes Land. Nachkochen lohnt sich.