Ein Kraut für alle Fälle

von Redaktion

VON ANGELIKA MAYR

Die Schafgarbe gehört zum Kräuterbusch an Mariä Himmelfahrt wie die Königskerze: Beide sind ein Muss, die unbedingt mit anderen Kräutern zu einem Strauß für die Weihe gebunden werden müssen. Der Grund: Sie sind Heilpflanzen. Das weiß auch Aki Schwarzenberger aus Lenggries zu schätzen. Sie verwendet die Schafgarbe das ganze Jahr über für Gerichte, Tees und einfach nur als schöne Deko.

Die Schafgarbe hat viele Namen, erklärt die Expertin: Manche nennen sie Tausendblättrige Gesundmacherin, andere Bauchwehkraut oder Frauendank. Kein Wunder, wirkt die Pflanze doch entkrampfend bei Blähungen und Menstruationsbeschwerden. Auf ihre Wirkung bei Blutungen setzten schon die alten Griechen. In der Antike war bereits bekannt, Kriegswunden mit Schafgarbe zu heilen.

Die Heilkraft dieser Pflanze kennt Aki Schwarzenberger schon lange: In der Natur auf einem Bauernhof im Jachental aufgewachsen, durften sie und ihre drei Geschwister damals noch frei auf den Wiesen herumtollen, auf denen auch die Kühe friedlich grasten. „Heute ist das ja leider kaum noch möglich“, sagt Schwarzenberger. Ihr Vater war Naturfilmer und auch sie arbeitete für den Bayerischen Rundfunk.

Bei einer ihrer Reportagen lernte sie die Kräuterexpertin Eva Aschenbrenner kennen und schätzen. Seitdem hat Aki Schwarzenberger das Kräuterfieber gepackt: Kurz vor ihrem (Un-)Ruhestand ließ sie sich zur zertifizierten Kräuterpädagogin ausbilden. „Ich wollte etwas haben, damit ich nicht ins Loch falle“, sagt sie heute und ist glücklich, über die Wiesen im Oberland streifen zu können.

Seitdem trifft sie sich regelmäßig zum Brunch mit Gleichgesinnten, zusammen brachten sie unlängst das Buch „Zwölf ungezähmte Pflanzen fürs Leben“ heraus. Und seitdem wachsen und blühen in Schwarzenbergers Garten rund ums Haus und ihren Teich die Wildkräuter. „Alles gedeiht prächtig“, sagt Schwarzenberger. „Das ist ein schönes Gefühl.“

Doch mit einer Pflanze hat die Kräuterpädagogin heuer allerdings etwas Pech: Wuchsen 2019 noch Unmengen Schafgarben-Pflanzen, sind es jetzt nur eine Handvoll. „Aber das ist typisch“, sagt sie. „Sie sind sehr wählerisch, wenn es um ihren Standort geht.“ Die Schafgarbe liebt nämlich die Sonne und wächst nur auf nährstoffreichen Wiesen und Weiden.

Deswegen musste Schwarzenberger die Blüher für ihr heutiges Aglio-Olio auf den Feldern um Lenggries zusammensuchen – und das schon am Tag vorher. „Weil sie aber ohne Feuchtigkeit schnell die Köpfe hängen lassen, habe ich sie über Nacht in ein feuchtes Tuch gewickelt.“

Sie verwendet überwiegend die jungen Blätter und vor allem die Blüten. „Aber Vorsicht, zu viele davon können das Gericht sehr bitter machen.“ Auch die Stängel sortiert sie aus, die seien zu hart.

„Ich finde ja, die Zupferei hat so etwas Meditatives“, sagt Aki Schwarzenberger. Aus den Kräuterresten macht sie später einen Tee.

Die übrig gebliebenen Schafgarben mit den schönsten Blüten steckt sie zu einem Strauß für Mariä Himmelfahrt zusammen.

Für die Weihe müssen es bei ihr sieben Kräuter sein, das ist je nach Region unterschiedlich. Die Königskerze ist gesetzt, daneben können es zum Beispiel noch Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut, Liebstöckel, Brennnessel, Lavendel oder Salbei sein. „Aber man kann auch einen Strauß aus der wilden Möhre, Mädesüß, Kornblume, Ringelblume, Frauenmantelblüte, Mutterkraut, Johanniskraut, der Wilden Malve und dem Pfefferminz zusammenstellen“, zählt Schwarzenberger auf. Alle eignen sich gut, um dem Brauch entsprechend, nach der Weihe im Haus, im Herrgottswinkel, aufgehängt zu werden.

Kochen, trocknen, weihen – für alle Tätigkeiten ist ein Kraut gewachsen. Man muss sie nur am Wegesrand erkennen.

Artikel 4 von 4