Allergisch auf Essen

von Redaktion

VON ANDREA EPPNER

Immer mehr Menschen plagen sich mit Allergien. „Etwa bis zum Jahr 2000 ist deren Häufigkeit gestiegen“, sagt Prof. Knut Brockow, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, die zur Technischen Universität München gehört. Seither hätten sich die Zahlen „auf hohem Niveau stabilisiert“. Es leiden also weiter viele an Neurodermitis und Heuschnupfen – aber auch an Lebensmittel-Allergien.

„Etwa zwei bis vier Prozent der Erwachsenen und vier bis sechs Prozent der Kinder in Deutschland haben eine Allergie auf Nahrungsmittel“, sagt Brockow. Das ist nicht wenig. Doch noch viel mehr Menschen glauben, betroffen zu sein. „Etwa 20 Prozent, also jeder fünfte Erwachsene, vermutet das.“ Es sei fast ein Trend, Beschwerden auf Lebensmittel zu schieben.

Doch wann steckt wirklich eine Allergie dahinter? Allein durch einen Hauttest („Pricktest“) oder eine Blutuntersuchung auf spezifische IgE-Antikörper lasse sich das nicht klären, warnt Brockow gleich vorweg. An ihn wenden sich nämlich immer wieder Menschen, die keine Beschwerden haben, aber ein positives Testergebnis. Dabei zeige das nur eine „Sensibilisierung“ an, also eine erhöhte Allergie-Bereitschaft des Körpers. Sinn machten solche Tests aber nur ergänzend, wenn typische allergische Symptome direkt nach dem Essen auftreten. Der zeitliche Zusammenhang sei entscheidend.

Bei einer solchen Allergie reagiert das Immunsystem auf „Allergene“ im Essen. Das sind bestimmte Eiweiße oder Bruchstücke davon, die eigentlich harmlos sind, die das Immunsystem aber wie einen Parasiten bekämpft.

Die Folge sind Beschwerden, die den ganzen Körper betreffen können: Auf der Haut bilden sich Quaddeln und Flecken, sie kann anschwellen und jucken. Dazu können Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall kommen. In schweren Fällen trifft es auch Atmung und Kreislauf: Bei einem „anaphylaktischen Schock“ bekommen Patienten keine Luft mehr, der Blutdruck fällt ab – „bis hin zur Bewusstlosigkeit“, sagt Brockow. Das könne auch tödlich enden. Wer Anaphylaxien entwickelt hat, muss daher stets Notfallset aus Adrenalinspritze, Antihistaminika und Kortison dabeihaben.

So heftig ist die Reaktion meist nur bei „primären“ Allergien, etwa auf Erdnuss, Ei oder Kuhmilch. Diese treten vor allem im frühen Kindesalter auf, verschwinden aber später im Leben oft wieder. Reagieren Erwachsene erstmals allergisch auf ein Lebensmittel, steckt meistens eine „sekundäre, pollenassoziierte“ Allergie dahinter. Sie haben also Heuschnupfen, reagieren etwa auf Baum- oder Gräserpollen. Ähneln diese Allergene dann ausgerechnet solchen in bestimmten Lebensmitteln, reagieren sie auch auf dieses Speisen. Das nennt man eine „Kreuzreaktion“.

Die Beschwerden sind meist weniger heftig als bei primären Allergien. Typisch sei das „orale Allergiesyndrom“, sagt Brockow: Nach dem Essen kribbelt und brennt es im Mund und auf der Zunge. Diese können anschwellen, ebenso der Rachen. Bis hin zur Atemnot geht das aber selten.

Für alle Allergien gilt: Schon kleine Mengen lösen eine Reaktion aus. Das unterscheidet sie von „Intoleranzen“, deren Ursache oft das Fehlen oder ein Mangel an bestimmten Enzymen ist (Artikel unten). Die Beschwerden, die meist nur Magen und Darm betreffen, seien daher oft sehr mengenabhängig. Anders als Allergiker, die auslösende Lebensmittel ganz meiden müssen, vertragen Menschen mit Intoleranzen daher oft geringe Mengen. Wie viel – das könne man einfach selbst austesten.

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