Kommt es nach dem Essen zu Beschwerden, fragen sich viele: Ist vielleicht eine Allergie schuld oder etwas ganz anderes? Der Münchner Allergie-Experte Prof. Knut Brockow verrät es Ihnen.
Hühnerei „Das ist häufig die erste Nahrungsmittel-Allergie, die Kinder entwickeln“, sagt Brockow, damit eine „primäre“ Allergie. Die Reaktion ist meist heftig. Sie reicht bis hin zum Allergieschock (Artikel oben). Die Allergie verschwindet später aber oft. Viele Impfstoffe, die mittels Hühnereiern hergestellt werden, sind anders als lange gedacht kein Problem für Betroffene, sagt Brockow. Das gelte etwa für Grippe- und Masern-Mumps-Röteln-Impfstoffe (MMR).
Kuhmilch
Milcheiweiß kann bei Kindern eine primäre Allergie mit heftigen Symptomen auslösen. Auch sie verschwindet später oft. Treten nur Bauchweh, Blähungen und Durchfall auf, sei die Ursache, besonders bei Erwachsenen, fast immer eine „Laktose-Intoleranz“. Betroffene haben keine oder nicht genug Enzyme, um „Laktose“, also Milchzucker, aufzuspalten. Das tun dann Bakterien im Darm, die so die Beschwerden auslösen. Wer gern Milch trinkt, nimmt laktosefreie oder probiert, wie viel er verträgt.
Fisch und Schalentiere Fische, aber auch Schalentiere sind Auslöser „primärer“ Allergien, die oft bei Kindern auftreten, später aber seltener verschwinden. Sie führen oft zu heftigen Reaktionen, bis hin zum Allergieschock. Wer auf Fisch reagiert, kann Schalentiere wie Krabben durchaus vertragen. Wer auf Krebse reagiert, sollte indes auch Garnelen und Hummer meiden. Bekommen Sie nach einem Fischgericht Magen-Darm-Probleme, kann auch mal eine bakterielle Fischvergiftung dahinterstecken.
Nüsse und Erdnüsse
Wer auf Hasel- und Walnüsse mit einer primären Allergie reagiert, kann Erdnüsse vertragen: Sie sind keine Nüsse, sondern Hülsenfrüchte. Sie enthalten andere Allergene, die „extrem potent und die häufigste Ursache für tödliche Anaphylaxien sind“, sagt Brockow. Kleinste Mengen reichen für einen Allergieschock.
Obst und (Zitrus)Früchte Apfel, Kirsche oder Zitrone lösen meist erst bei Erwachsenen allergische Reaktionen aus, wenn diese primär an einer Pollenallergie leiden. Typisch dafür ist das „orale Allergiesyndrom“ mit Kribbeln und Anschwellen im Mund. Die Beschwerden sind relativ mild, werden aber bei manchen in der Pollensaison stärker. Wer „nur“ mit Durchfall und Blähungen auf Obst reagiert, hat entweder zu viel davon gegessen oder leidet an einer „Fruktose-Intoleranz“. Er kann dann Fruchtzucker („Fruktose“) nicht aufspalten.
Weizen(mehl) Weizen und Backwaren aus Weizenmehl können bei Kindern eine primäre Allergie auslösen. Viele Erwachsene vertragen Weizenprodukte problemlos – solange sie nicht zusätzlich Sport treiben oder Schmerzmittel nehmen. In solchen Fällen spricht man von einer „anstrengungsabhängigen Weizenallergie“. Das Klebereiweiß „Gluten“ im Weizen kann auch zu einer „Zöliakie“ führen. Das ist eine chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut, eine Art Mix aus Allergie- und Autoimmunreaktion. Unbehandelt kann sie schwere Folgen haben. Betroffene müssen Gluten in Weizen und anderen Getreidesorten penibel meiden. Aber auch wer weder eine Zöliakie noch eine Weizenallergie hat, verträgt Weizen manchmal nicht so gut. Er gelte generell als eher schwerer verdaulich. ae