Tiere lösen positive Emotionen aus

von Redaktion

Es geht um Emotionalität, Achtsamkeit, Nähe, soziales Verhalten, auch mal um eine unerwartete Reaktion – so wie im richtigen Leben. In der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen (Kreis Landsberg am Lech) arbeitet ein erfahrenes klinisches Team unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Bert te Wildt auch mit der tiergestützten Therapie. Die Partner: Schafe, Esel, Bienen – allesamt heimische Tiere, die auf ihre eigene Weise Herzen erobern und Therapiefortschritte möglich machen.

Zum Beispiel die Schafe auf den Klosterwiesen: „Eine soziale Arbeit in der Gruppe“, so Professor te Wildt. „Acht Patienten lösen hier mit dem Schäfer und den Therapeuten Aufgaben“ – etwa die Tiere von einer auf die andere Obstwiese zu treiben durch ein Tal und über die Brücke. „Einige Patienten müssen die Führung übernehmen. Ein Gewinn für sozial eher unsichere Menschen, die kein positives Gemeinschaftsgefühl kennen oder Angst vor Führungsverantwortung haben“, sagt der Experte. Und: „Auch eine Lehrstunde für extrem dominante Persönlichkeiten, die Mitarbeiter leiten sollen.“ Denn die Rückmeldung erfolgt prompt: „Wenn die Herde auseinander rennt, ist wohl ein Fehler passiert.“

Zuweilen ergeben sich kuriose Kombinationen: „Ein sehr ängstlicher Internetsüchtiger und ein sehr erfolgreicher Manager, der einen ebenfalls computersüchtigen Sohn hat, lösten diese Aufgabe mal zusammen. Es war sehr spannend, wie diese beiden Männer aus extrem konträren Perspektiven zusammen agierten“, erinnert sich Professor te Wildt.

Die Esel stellen eine Eins-zu-Eins-Beziehung her: „Jeder Patient bekommt seinen Esel zum Striegeln und zum Führen – zum Beispiel durch einen Parcours. Ein filigranes Gleichgewicht, bei dem man genauso wie bei Alpakas oder Lamas nicht zu viel oder zu wenig ziehen darf.“ Denn dann geht da augenblicklich nichts mehr. „Die Tiere spüren Unsicherheit sofort, geben aber auch Vertrauen unmittelbar zurück“, erklärt Professor te Wildt weiter. Eine sehr wichtige Erfahrung für depressive, leicht autistische oder spielsüchtige Menschen, die keinen klaren Zugang mehr haben zu ihren Gefühlen. „Die Reaktionen der Esel bieten einen direkten Zugang zur eigenen Emotionalität. Und die Therapeuten finden einen besseren Zugang zu dem Patienten, weil es leichter wird, über Gefühle zu sprechen.“

Das ist übrigens die große Kraft aller Tiere, die man anfassen und streicheln kann. Egal ob Esel, Lama, Alpaka, Delfin, Kaninchen oder Hund – die Tiere lösen allein schon durch ihre Präsenz positive Emotionen aus. Eine Sonderrolle nehmen übrigens die Kloster-Bienen ein: „Ein Lehrstück in puncto Sozialverhalten und den Erkenntnissen, wie in der Natur alles mit allem zusammengehört, wie unsere Imkerin immer so schön erklärt“, sagt der Experte. Die Patienten dürfen sogar eine Wabe entnehmen. Eine große Chance für Angst-Patienten, sich zu überwinden, die Angst auf ein normales Maß zu regulieren und dabei ruhig zu bleiben. Die Belohnung folgt dann auf dem Fuße. „Dießener Kloster-Honig – wunderbar!“, sagt Professor te Wildt.  dop

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