Ohne unser Immunsystem wären wir nicht lebensfähig. Tag und Nacht versuchen krankmachende Erreger, in den menschlichen Körper einzudringen – meist vergeblich, denn unser Schutzschirm wehrt sie ab. Und: Er merkt sich seine Feinde sehr genau, oft sogar für immer. Aber: Unser Immunsystem ist auch verletzlich, zeigt Schwächen, sobald wir nichts tun, um dieses Wunderwerk in unserem Körper am Laufen zu halten. „Es geht um Sein oder Nichtsein“, schreibt plakativ Dr. Marianne Koch, Internistin und Moderatorin, in ihrem neuen Buch „Unser erstaunliches Immunsystem“ (dtv-Verlag, 20 Euro), das diesen Freitag erscheint. Doch was genau steckt hinter unserem Immunsystem? Wie schützt es uns vor Angreifern? Und vor allem: Wie können wir unsere Abwehrkräfte stärken? Hier kommen die Antworten.
Wozu brauchen wir ein Immunsystem?
Um zigtausende Erreger abzuwehren, die sich ständig um uns herumtreiben: in der Luft, im Boden, an jeder Türklinke, auf jedem Küchentisch. „Wir sind von unsichtbaren Feinden umzingelt!“, sagt Dr. Koch. Und: „Es müssen keine Grippe- oder Coronaviren sein oder bestimmte Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken, die uns krank machen.“ Es genügten oft scheinbar harmlose Keime, die sich unseres Körpers bemächtigen, wenn da nicht „diese fantastische Abwehr bereitstünde, die uns schützt: unser Immunsystem“. In der Regel arbeitet unsere körpereigene Abwehr sehr effektiv; manche Infektionen bemerken wir daher gar nicht. Bei einigen Erregern dauert es allerdings länger, bis die „Feinde“ schachmatt gesetzt sind. In solchen Fällen bekommen wir dann zum Beispiel Husten, Schnupfen und auch Fieber. Obwohl diese Symptome lästig sind, haben sie ihren Nutzen: Sie helfen dabei, unseren Körper von den „Eindringlingen“ zu befreien.
Aus was besteht unsere Abwehr?
„Das menschliche Immunsystem besteht aus einer Vielzahl von Organen, die perfekt zusammenarbeiten“, sagt Expertin Koch. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem angeborenen (unspezifischen) und dem erworbenen (spezifischen) Immunsystem. Beide sind eng miteinander vernetzt. Das angeborene System bekämpft Schadstoffe und schädliche Keime, die etwa über die Haut oder das Verdauungssystem in den Körper gelangen, sofort – Haut und Schleimhäute sind oft Eintrittspforten für Erreger. Zur erworbenen Immunabwehr gehören zum Beispiel sogenannte Antikörper, die nach einiger Zeit gebildet werden. Sie wirken gezielt gegen „Feinde“, mit denen der Körper schon früher Kontakt hatte. Weil sich unser spezifischer Schutzschirm laufend erweitert, macht er auch immer mehr Bakterien und Viren den Garaus.
Warum kann nicht jedes Immunsystem das neue Coronavirus bekämpfen?
Wenn die Abwehr „von einem bisher unbekannten Feind mit großer Intensität überrannt“ werde, erklärt Dr. Koch, klappt das nicht. Da es bislang keine Impfung gibt gegen dieses Virus, hilft vor allem eines: die AHA-Regel, sprich Abstand halten, auf (Hand-)Hygiene achten, Alltagsmaske aufsetzen. „Es ist also außerordentlich schwierig, sich vor der Infektion zu schützen, weil man nie weiß, wo überall diese Viren inzwischen getarnt auf der Lauer liegen“, warnt Koch. Aber: Man könne einiges für seine Abwehrkräfte tun (Interview & Tipps). Auch Impfungen gehören dazu, weil sie den besten Schutz gegen Infektionskrankheiten bieten. Vor allem Senioren sollten während der Corona-Pandemie ihren Impfstatus überprüfen. Experten raten Risikogruppen ab 60 insbesondere zur Grippe-Impfung (ab Mitte bzw. Ende September möglich), zudem zur Immunisierung gegen die sogenannten Pneumokokken und Keuchhusten.
Zusammengefasst von: Barbara Nazarewska