von Redaktion

VON NICOLA FÖRG

Sind Katzen und Hunde von Natur aus Feinde? Nein, von Natur aus sind das nur zwei ganz unterschiedliche Spezies, die sich eher aus dem Weg gehen. Ein oft geklicktes und ganz erstaunliches Video stammt aber von der Deutschen Wildtierstiftung. Eine Wildkatzen-Mutter, die Teil einer Studie ist, liefert unglaubliches Bildmaterial: In der Colbitz-Letzlinger Heide nördlich von Magdeburg zieht die Katze vier Junge auf – und eines Nachts im Mai kommt ein Wolf. Die Katze verteidigt ihren Nachwuchs, faucht, droht, macht einen Buckel. Der Wolf gibt erst nach Stunden auf, die Katzenbabys sind gerettet. Zwar gehören Katzen nicht zu den bevorzugten Beutetieren von Wölfen, die überwiegend Hasen, Rehe, Hirsche oder junge Wildschweine erlegen, aber ein hungriger Wolf ist da nicht so wählerisch. In dem Fall war er erfolglos, was aber auch zeigt, dass ein 30 bis 50 Kilo schwerer Wolf vor einer 3 bis 5 Kilo schweren Katze kapituliert. Ein Fall aus der Natur, zweimal Räuber, zweimal Fleischfresser, die aber unterschiedliche Strategien haben. Die Katze jagt allein und ist ein Lauerjäger. Sie pirscht heran und kann stundenlang warten. Der Wolf jagt im Rudel und ist ein Bewegungsjäger. In der Hauskatze steckt noch viel Wildtier, im Haushund eine Portion Wolf. Doch ist der Hund mit Sicherheit länger domestiziert, er arbeitet mit dem Menschen als Jagd- oder Hütehund, er muss den Menschen lesen lernen und er will gefallen. Die Katze ist das einzige Tier, das sich quasi selber domestiziert hat, aus eigenem Entschluss sich den Menschen anschloss, als diese sesshaft wurden. Mit der Sesshaftigkeit gab es vor allem auch Getreide, mit ihm Mäuse, und die Katze ernährte sich vor allem von Kleinnagern. Das muss man wissen, wenn man beide als Haustiere zusammenbringen will. Da verlangt man, dass ein sehr individuelles Katzentier das Rudeltier Hund akzeptiert und andersum. Verständnisprobleme inklusive! Doch wer ehrlich ist: Jede Form des Zusammenlebens ist schwierig. Man denke nur an Menschen: Streit um die Zahnpastatube, Ärger wegen der Schuhe im Flur, Zank ob des leeren Kühlschranks – da hapert es gewaltig in der Kommunikation. Die Wissenschaft hat sich natürlich längst mit dem Thema Hund und Katz beschäftigt: So hat die britische University of Lincoln 2018 insgesamt 748 Haustierbesitzer aus den USA, Kanada, Australien und Europa online befragt, wie denn bei ihnen Hund und Katz miteinander auskommen. Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Vierbeiner generell vertragen. Bei drei Prozent konnten sich Hund und Katze nicht ausstehen. Dabei wurde klar, dass die Qualität des Zusammenlebens meist von der Katze abhängt. Laut Studie drohten sie drei Mal häufiger dem Hund. Aber nur zehn Prozent der Katzen und ein Prozent der Hunde haben jemals das andere Tier verletzt. Mehr als ein Fünftel der Hunde bietet den miauenden Mitbewohnern ihr Spielzeug an, bei Katzen waren es nur sechs Prozent. Ein Fazit war, dass eher die Katze zufrieden sein muss als der Hund, damit beide ihre Ruhe finden. Die Erkenntnisse führen zur Domestizierung zurück. Weil Hunde schon länger mit Menschen und anderen Tieren zu tun haben, sind sie geübter, mit anderen auszukommen, und können ihr Verhalten besser kontrollieren als Katzen. Zudem sind Hunde Rudeltiere, die notfalls auch eine Katze ins Rudel lassen. Es gibt genug Geschichten, dass ein Hund die „eigene(n)“ Katze(n) mag, aber andere Katzen hasst, jagt und verbellt. Es müsste allerdings Ziel einer jeden Hundeerziehung sein, dass der Hund keine Katzen – oder andere Tiere – jagt! Negative Vorerfahrungen mit der jeweils anderen Tierart sind dann allein menschengemacht: Eine Katze, die schon Schlimmes mit Hunden erlebt hat, wird sich womöglich nie an einen Hund gewöhnen. Ein Hund, der schon immer Katzen gnadenlos gejagt hat, wird selten eine Katze akzeptieren. Und ein Hund mit mehrfach perforierter Nase wird nie mehr ein Katzenliebhaber. Immer bedenken: Lebensumstände können sich ändern, Nachbarschaften auch – da ist es von Vorteil, wenn Hund und Katz zumindest in friedlicher Koexistenz leben können.

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