Weil Telekom und Vodafone künftig ganz auf LTE (4G) und auf 5G setzen, schalten sie zum 30. Juni 2021 das bisherige UMTS-Netz ab. Was bedeutet das für Handy-Nutzer?
Was ist (oder war) UMTS?
Mit dem 2004 in Deutschland gestarteten UMTS („Universal Mobile Telecommunications System“) begann die Smartphone-Ära. Das iPhone 3G war 2008 das erste erfolgreiche Internet-Handy, das im Mobilfunk der dritten Generation gefunkt hat. Deshalb wird UMTS auch als 3G bezeichnet. Christian Kühner, Mobilfunk-Manager bei der Telekom, erinnert sich: „Für mich war UMTS der Wegbereiter ins mobile Internet, es hat eine Tür aufgestoßen.“ Jedes aktuelle Smartphone unterstützt auch heute noch 3G. Das Kürzel taucht meistens dann auf dem Bildschirm auf, wenn kein LTE verfügbar ist.
Warum wird UMTS jetzt abgeschaltet?
Telekom und Vodafone stellen die 3G-Frequenzen auf die deutlich schnelleren Techniken LTE und 5G um. Mit UMTS sind maximal Down–loads von 42 Megabit pro Sekunde möglich. Fürs Netflix-Zeitalter reicht das nicht mehr. Kein Wunder: Als die Technik 2004 eingeführt wurde, waren die Top-Han-dys im Magazin „Chip“ das Siemens SX1 („Der ausgeklügelte Funktionsriese“), das Nokia 5800 XPressMusic und das Sony Ericsson P900 – Namen von gestern, bei denen noch das Telefonieren im Mittelpunkt stand. Heute geht es vor allem um den Datenverkehr. Und da ist LTE bis zu zehnmal schneller als UMTS. Das neue 5G-Netz schafft bereits zu Beginn bis zu 1000 Megabit. Später sollen es bis zu 10 000 Megabit werden. Zudem sind die Reaktionszeiten (Latenz) in den neuen Netzen deutlich kürzer bis kaum mehr vorhanden. Das ist zum Beispiel wichtig, damit autonome Autos sicher und zuverlässig fahren und praktisch live miteinander „reden“ können.
Wie funktioniert die Abschaltung?
Neue Antennen müssen für den Umstieg von UMTS auf LTE und 5G kaum aufgestellt werden. Denn die Antennen funktionieren meist unabhängig vom Mobilfunknetz, das eingesetzt wird. Um die bisherigen Frequenzen von UMTS auf LTE und 5G aufzurüsten, wird in aller Regel lediglich ein Modul im Betriebsraum der Mobilfunkanlage ausgewechselt und die Software aktualisiert.
Was ändert sich für die Kunden?
Der allergrößte Teil der Nutzer telefoniert und surft längst mit dem 2010 eingeführten LTE. Für sie ändert sich nichts. Wer noch keinen LTE-Datenvertrag hat, bekommt ihn mit der UMTS-Abschaltung automatisch und ohne Mehrkosten. Telekom und Vodafone öffnen ihre LTE-Netze künftig für alle Kunden. Das gilt für Prepaid ebenso wie Verträge, und auch für die vielen kleineren Marken, die die Netze der großen Provider mitbenutzen. Es kann höchstens sein, dass die Kunden dafür eine neue SIM-Karte erhalten. Überall dort, wo bisher 3G funkt, soll ab 2021 LTE verfügbar sein. Das verbessert dann meist auch die Sprachqualität beim Telefonieren, dank „Voice over LTE“.
Funktioniert mein altes Handy dann nicht mehr?
Besitzer von älteren Geräten, die noch kein LTE unterstützen, können damit weiterhin telefonieren und SMS nutzen. Diese Aufgaben übernimmt das 2G/GSM-Netz aus den 90er-Jahren. Das Internetsurfen im WLAN-Netz, zum Beispiel zuhause, klappt auch weiterhin. Nur das mobile Internet unterwegs funktioniert mit älteren 3G-Han-dys ab Sommer 2021 nicht mehr. Ob ein Smartphone mit 4G/LTE funkt, ist am entsprechenden Kürzel ganz oben auf dem Bildschirm zu erkennen.
Warum wird 3G abgeschaltet, und das noch viel ältere 2G bleibt?
Mit 2G beziehungsweise GSM funktioniert jedes noch so alte Handy. Damit wirklich niemand auf Telefon und SMS verzichten muss und damit Notrufe jederzeit möglich sind, lassen Telekom und Vodafone den Oldtimer am Netz. Telefónica/O2 schaltet sein 3G-Netz voraussichtlich erst 2022 ab. Während der Münchner Provider bei LTE immer ein Stück hinter der Konkurrenz lag, ist das UMTS-Netz von O2 besonders gut ausgebaut.